Er hat es wieder getan. Bevor Donald Trump überhaupt britischen Boden betreten hat, ließ der US-Präsident per Zeitungsinterview seine Ansichten zur britischen Innenpolitik verbreiten. Am Freitag in der Sun, gestern dann in der Sunday Times. Ungeachtet aller diplomatischen Gepflogenheiten, dass sich ein ausländischer Staatsgast eigentlich nicht zu aktuellen innenpolitischen Fragen äußert.
Nicht so Trump. Zum Brexit – der von der EU verlangte Austrittspreis von 50 Milliarden Dollar viel zu teuer. Und wenn man keinen fairen Deal bekomme, müsse man einfach vom Verhandlungstisch aufstehen und gehen, betonte Trump im aufgezeichneten Interview mit der Sunday Times:
"I wouldn't pay 50 billion Dollars. That’s a big number. I would't pay 50 billion Dollar. That's me. If you don't get the deal you want, if you won't get a fair deal. Then you walk away."
Boris Johnson wäre "excellent"
Soll heißen, auch ein harter Brexit müsse eine Option bleiben. Zudem stellte er den Briten ein umfangreiches bilaterales Handelsabkommen in Aussicht, natürlich besser noch als der Vertrag mit der EU. Und als Nachfolger von Theresa May, die am 7. Juni vom Dauerstreit um den Brexit zermürbt von ihrem Amt als Premierministerin zurücktreten wird, empfahl der US-Präsident erneut Brexiteer Boris Johnson, einen erklärten innerparteilichen Rivalen von May. Boris, so Trump, würde einen tollen Job machen, das wäre hervorragend:
"I think Boris would do a very good job. I think it would be excellent."
Schon im letzten Jahr hatte Trump, damals noch auf Arbeitsbesuch in Großbritannien, ebenfalls per Zeitungsinterview Johnson über den Klee gelobt und somit die gastgebende Premierministerin schwer blamiert. Insofern hat die neuerliche Wortmeldung in Großbritannien nur verhaltenes Echo ausgelöst. Allerdings rätseln britische Medien bereits, wann und wie oft Trump während seines dreitägigen Staatsbesuchs einen politischen Faux pas begehen wird, zumal angesichts des strengen Protokolls beim Umgang mit der Königin.
Großes Staatsbankett am Abend
Elizabeth II. wird Trump heute empfangen, am Abend wird es dann ein großes Staatsbankett geben. Labour-Chef Jeremy Corbyn wird nicht dabei sein, aus Protest gegen die Trumpsche Einwanderungs- und Klimapolitik. Auch auf die obligatorische Kutschfahrt auf der Prachtstraße "The Mall" soll verzichtet werden, allein schon wegen der erwarteten Proteste gegen Trump. Die sind vor allem für Dienstag angekündigt, wenn Trump mit May zu politischen Gesprächen zusammentreffen wird.
Die Erwartungen sind allerdings gering, schließlich gilt May längst als politische "lame duck". Doch zu besprechen gibt es einiges. Brexit, die angespannte Lage im Nahen Osten oder auch über den Umgang mit dem chinesischen Netzwerkausrüster Huawai. In vielen Fragen ist man sich jedoch uneins. Großbritannien will am Atomdeal mit dem Iran festhalten und auch die Zusammenarbeit mit Huawei nicht gänzlich kappen. Im Gegensatz zu den USA. Doch der britische Außenminister Jeremy Hunt beschwor im US-Fernsehen einmal mehr die besonderen Beziehungen zu den USA:
"Nun wir haben mit diesem Präsidenten gelernt, darin übereinzustimmen, dass wir nicht einer Meinung sind. Und da gibt es sicherlich viele Dinge. Aber das ändert nichts daran, dass wir die wichtigste Partnerschaft in der Welt haben. Für Freiheit, Demokratie, den Rechtsstaat, die wichtigen Dinge, und das feiern wir"
Was die tausenden von Demonstranten morgen in der Londoner Innenstadt sicherlich ganz anders sehen werden. Am Mittwoch schließlich wird der Präsident zu den Feierlichkeiten im Zuge des 75. Jahrestages von D-Day, also der Landung der Alliierten während des 2.Weltkrieges in der Normandie reisen. Zuerst an der Südküste Englands, später dann auf der französischen Seite des Kanals – unterbrochen nur von einer Partie Golf bei einem kurzen Abstecher nach Irland.