Im Flur einer Düsseldorfer Zahnarztpraxis kämpfen drei Arzthelferinnen und zwei Zahnärzte gegen die zittrigen Muskeln der Oberarme.
"Ja, man kommt schon an seine Grenzen teilweise."
"Aber es tut gut."
"Ich finde das super. Ich hatte immer Probleme mit dem Rücken und seitdem ich das mache, obwohl es nur einmal in der Woche ist, hab ich die Rückenschmerzen kaum mehr."
Ihre Gymnastikmatten liegen halb im Flur, halb in den Behandlungszimmern, wo in gut einer Stunde wieder Karies bekämpft und Zahnstein entfernt wird - und zwar fast immer in einer nach vorn gebeugten Haltung. Auf Dauer ist das ziemlich ungesund, weiß der Chef Sebastian Michaelis und engagierte einen Fitnesstrainer:
"Weil wir alle letztendlich durch den Job häufig Rücken-, Schulter-, Nackenschmerzen haben."
Seit vier Monaten kommt jetzt einmal die Woche Nick Fischer, Personaltrainer bei vigespo, für eine knappe Stunde in die Düsseldorfer Arztpraxis und zeigt dem Team in der Mittagspause, wie sie durch gezielten Muskelaufbau Schmerzen vermeiden können.
"Und wir machen ein spezielles Sportprogramm, wo die Mitarbeiter nicht so viel schwitzen müssen."
Denn Duschen gibt es hier ebenso wenig wie spezielle Fitnessgeräte. Die braucht es auch gar nicht, betont Jennifer Müller, Beraterin für Betriebliches Gesundheitsmanagement beim BAD:
"Man kann zum Beispiel Terrabänder, die in jede Schublade passen, super mit einbeziehen, Schreibtischstühle, die ja nahezu überall stehen, können als Trainingsgerät verwendet werden."
Wettbewerbsvorteil für Unternehmen
Rund 500 Euro pro Monat investiert der Zahnarzt Sebastian Michaelis in seine Gesundheit und die seiner Mitarbeiter. Gut angelegtes Geld, findet er:
"Das Hauptziel ist, dass sich alle wohlfühlen, das schweißt das Team zusammen und selbstverständlich, Personalausfall kostet die Praxis Geld und letztendlich denke ich auch, dass man sicherlich Ausfälle wird vermeiden können. Sodass man auch sagen muss, dass die Investition in so ein Personaltraining sich für mich unterm Strich auf jeden Fall lohnt."
Obendrein bezuschussen die Krankenkassen den Betriebsspot, wenn die Trainer zertifiziert sind, betont Jenniffer Müller:
"Und das Einkommenssteuergesetz gibt ja auch immer noch die 500 Euro, die man pro Mitarbeiter und pro Jahr steuerfrei für diese Themen auch mit aufwenden kann."
Dennoch bleibt es für die Arbeitgeber ein Zuschussgeschäft, das sich jedoch beim Kampf um gute Mitarbeiter irgendwie auszahlt, meint Mareike Mende-Ratnam von der Metro Group. Denn denen geht es längst nicht mehr nur um Karriere und ein gutes Gehalt.
"Ganz klar die Frage auch nach Work-Life-Balance. Und wenn wir den Mitarbeitern hier am Standort die Chance geben, sich um sich zu kümmern, sag ich mal, glaube ich, ist das auch ein Wettbewerbsvorteil."
Deshalb hat die Metro auf dem Firmencampus in Düsseldorf für ihre Mitarbeiter ein bestens ausgestattetes "Activity Center" gebaut:
"Wir haben hier ein Fitnessstudio, das ist geöffnet bis 22 Uhr, wir bieten aber auch Kurse von Yoga bis Spinning an, auch schon morgens um sieben Uhr. Wir haben auch die Möglichkeit, dass unsere Mitarbeiter sich auf den Metro-Marathon vorbereiten."
"Die Leute haben immer mehr Stress, sind immer verspannter"
Während das Training an den Geräten für die Mitarbeiter kostenlos ist, müssen sie für die Kurse schon etwas bezahlen. Doch auch hier steuern Arbeitgeber und oft auch die Krankenkasse einen Teil dazu. Gut 800 von 3.500 Mitarbeitern nutzen das umfangreiche Sportangebot regelmäßig und gerne:
"Super. Gefällt mir, das ich vom Arbeitsplatz aufstehe, mich umziehe, hier rüber renne, zum Sport kann und weiterarbeiten kann."
"Und das gibt's jetzt seit Ende 2010 und seitdem komme ich auch und nutze die Gerätschaften, zum Fahrradfahren zweimal die Woche zum Rückentraining dreimal die Woche. Wirklich sehr sehr gut."
"Wunderbar, sehr zuvorkommend und man muss es nur in Anspruch nehmen."
Während die einen sich beim Kickboxen, Spinning oder Zumba gerne so richtig verausgaben, schwören andere auf Yoga und Pilates. Für Personaltrainer Nick Fischer ist das ein klarer Trend:
"Und zwar geht das immer mehr in Richtung Beweglichkeit, Mobility. Es gibt immer mehr sitzende Berufe, die Leute haben immer mehr Stress, sind immer verspannter. Das heißt, man schaut wirklich, dass man auch die Bewegung noch mal reinkriegt, wir dehnen uns ausgiebig."
Und dann zeigt er uns noch eine Übung, die jeder ganz einfach mal eben zwischendurch machen kann:
"Wir stellen uns hüftbreit hin, Knie sind ganz leicht gebeugt, ziehen die Schultern bitte zurück, die Arme gestreckt nach oben, auf Schulterhöhe arbeiten. Ja und dann machen wir kuchentellergroße Kreise vorwärts. Da haben wir jetzt wirklich schön unsere Schultermuskulatur mit drin und auch die Nackenmuskulatur muss extrem arbeiten. Einmal rückwärts, die Gegenbewegung. Gut gemacht. Wunderbar."