Die 68er: Für viele, die sich politisch Mittelinks verorten, sind sie für das verantwortlich, was das moderne, aufgeschlossene Deutschland ausmacht. Von Erinnerungskultur, Grundskepsis gegenüber Obrigkeiten über Feminismus bis zur Offenheit für Andere und Anderes. Für Konservative oder Rechtspopulisten sind sie aus ähnlichen Gründen Feindbild: Sie nennen das dann Political Correctness oder links-grüner Mainstream. Aber haben die 68er die deutsche Gesellschaft tatsächlich so stark verändert wie es die 68er gern und oft für sich in Anspruch nehmen? Und hat "68" Deutschland besser gemacht?
Positives von Schädlichem trennen
Bettina Röhl ist Journalistin und Autorin des Buches "Die RAF hat euch lieb – Die Bundesrepublik im Rausch von 68. Sie sagt:
"68 hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden, die Gesellschaft hat sich verändert. 68 ist heute Leitkultur, wir sind bis heute von 68 beeinflusst. Die 68er Geschichtsschreibung, die 68er Soziologie, die 68er Kultur - alles liegt in Händen der Ewig-nabelschauenden 68er. Es wäre wichtig, die positiven Errungenschaften der 68er zu trennen von den Dingen, die für die Gesellschaft schädlich waren und sind."
"Eine lautstarke Erscheinung"
Armin Nassehi ist Soziologe an der LMU München. Er hat kürzlich das Buch "Gab es 68" veröffentlicht und sagt:
"Was wir normalerweise mit dieser Chiffre "68" verbinden, war eine lautstarke Erscheinung, der man sehr viel zurechnen kann. Doch wenn man historisch genau hinguckt, haben die meisten Veränderungen viel früher begonnen und viel später in der Gesellschaft Fuß gefasst. 68 ist auch ein Mythos."