Friedhelm Julius Beucher sprach von einer "unverhohlenen Drohung". Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) nahm Bezug eine Aussage von Yang Shu, stellvertretender Generaldirektor für internationale Beziehungen des Organisationskomitees der Spiele in Peking. Shu sagte vor den Olympischen Spielen: "Jede Äußerung, die sich mit dem olympischen Geist deckt, wird sicherlich geschützt sein. Jedes Verhalten oder Äußerungen, die sich dagegen richten, können mit einer bestimmten Bestrafung geahndet werden, insbesondere wenn sie chinesische Gesetze oder Regeln verletzen."
Beucher nahm die Aussage zum Anlass und riet den deutschen Athletinnen und Athleten vor den am 4. März beginnenden Paralympischen Spielen in Peking, kritische Äußerungen gegenüber Gastgeber China zu unterlassen. "Das entspricht meiner Fürsorgepflicht gegenüber den Athletinnen und Athleten", sagte Beucher nun im Interview mit dem Deutschlandfunk. Es sei seine Pflicht, die Sportlerinnen und Sportler zu informieren, "dass eine solche Drohung ausgesprochen wurde".
Aussagen sollen kein Maulkorb sein
Als Maulkorb will Beucher seine Worte aber nicht verstanden wissen. "Ich habe unseren Athletinnen und Athleten das schlichtweg mitgeteilt und auch dabei gesagt: Ihr seid mündige Bürger, ihr seid selbstständig handelnde Menschen. Wir sind in einem demokratischen Staat aufgewachsen und fahren in ein Land, in dem Demokratie ein Fremdwort zu sein scheint. Und deshalb ist es meine Pflicht, euch darüber zu informieren, dass eine solche Drohung ausgesprochen worden ist."
Behindertensportverband rät Athleten von Kritik an China ab
Der Deutsche Behindertensportverband rät den deutschen Athlethinnen und Athleten bei den Paralympics, sich mit kritischen Äußerungen gegenüber dem Gastgeberland China zurückzuhalten.
Der Deutsche Behindertensportverband rät den deutschen Athlethinnen und Athleten bei den Paralympics, sich mit kritischen Äußerungen gegenüber dem Gastgeberland China zurückzuhalten.
Der DBS-Präsident selbst habe regelmäßig den Kontakt mit Andrew Parsons, Chef des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), gesucht. Dabei habe er "keine Gelegenheit" ausgelassen, Parsons darauf hinzuweisen, "dass wir beim IPC auch die verdammte Pflicht haben, unsere Stimme beim IOC zu erheben, dass es bei der Vergabe von Spielen nicht nur darum gehen darf, wo die besten Bahnen und Wettkampfstätten sind, sondern dass wir als gesellschaftspolitisch Handelnde die Pflicht haben, auch Menschenrechtsprobleme nicht einfach zur Seite zu schieben."
"Sportverbände müssen sich positionieren"
Diskussionen um Austragungsländer wie China dürften "keine Eintagsfliege sein", so der 75-Jährige. "Das muss Konsequenzen haben. Und da müssen auch die Sportverbände sich positionieren. Man kann sich nicht nur auf den Sport fokussieren. Das werden die Athletinnen und Athleten tun müssen. Aber wir in den Verbandsgremien haben auch die Pflicht, so etwas nicht auszublenden."