Sobald ein Seehund sich ins Wasser gleiten lässt, wird aus dem eher plumpen, drolligen Tier ein eleganter und schneller Schwimmer. Bis zu 200 Meter tief können Seehunde tauchen. Aber ihre Beutefische sind auch ziemlich schnell und haben außerdem noch einen wichtigen Vorteil: Das Wasser ist an vielen Stellen so trübe, dass der Seehund kaum eine Chance hat, sein Jagdobjekt mit den Augen zu erspähen. Die Ohren nützen ihm wahrscheinlich auch nicht viel, denn die meisten Fischarten sind stumm. Wie es dem Seehund trotzdem gelingt seine Beute aufzuspüren, hat Wolf Hanke von der Universität Rostock untersucht:
"Was Fische immer machen, sind Wasserbewegungen, die sind unvermeidlich. Der Fisch schwimmt, der stößt Wasser nach hinten weg – auf unterschiedliche Weise, es gibt ganz unterschiedliche Typen von Fischen, die ganz unterschiedlich schwimmen. Auf jeden Fall wird Wasser bewegt, und normalerweise ist es so, dass Wasserbewegungen sich nicht sehr stark ausbreiten. Das gilt auch hier. Die Reichweite dieser Störungen ist gering. Anders als bei Geräuschen, Geräusche kann man über 100, 1000 Meter hören. Wasserbewegungen bleiben ganz lokal. Der Punkt ist nur, dass der Fisch nicht lokal bleibt. Der verursacht eine Wasserbewegung und bewegt sich dann weg. Der kann also schon 100 Meter entfernt sein und die Wasserbewegungen, die er gemacht hat, sind noch da."
Um herauszufinden, wie gut Seehunde die Wasserbewegungen von Fischen erspüren können, machte Wolf Hanke ein Experiment. Dabei war er auf die Mitarbeit des zahmen Seehundes Henry angewiesen. In einem Becken ließ der Meeresbiologe eine künstliche Fischflosse mal rechts mal links vorbeischwimmen. Henry war so trainiert, dass er dem Versuchsleiter, die Schwimmrichtung über eine Art Melder mitteilen konnte. Hanke:
"Das Antworten besteht darin, dass er seinen Kopf auf eine Seite legt, wo wir eine entsprechende Station vorbereitet haben. Das ist so eine kleine Kugel, da kann er seine Nase dran legen, wenn er das tut, dann ist das seine Antwort. Die linke Kugel oder die rechte Kugel – an eine legt er seine Nase und das ist die Antwort."
Henrys Antworten waren meistens richtig. Selbst wenn er erst 35 Sekunden nachdem die künstliche Fischflosse vorbeigeschwommen war, die Gelegenheit bekam, ihr nachzuspüren, lag der Seehund in 70 Prozent der Fälle richtig. Innerhalb von 35 Sekunden kann ein Fisch schon längst wieder ganz woanders sein.
"Typische Geschwindigkeiten sind zum Beispiel zwei Körperlängen pro Sekunde. Fluchtgeschwindigkeiten sind wesentlich höher, können so sechs bis acht Körperlängen pro Sekunde sein, so dass abhängig von der Größe des Fisches und der Situation, durchaus 100 und mehr Meter von dem Fisch zurückgelegt werden können. Was im Lebensraum des Seehund eine Entfernung ist, wo man den Fisch nicht mit anderen Mitteln orten könnte."
Die Fähigkeit des Seehundes, Fische aufgrund ihrer Wasserbewegungen über solche Distanzen zu orten, ist in etwa vergleichbar mit dem Echolot, das Delphine einsetzen, um ihre Beute aufzuspüren. Bleibt allerdings die Frage, mit welchem besonderen Sinnesorgan dem Seehund diese Höchstleistung gelingt. Die Antwort findet sich in seinen ganz besonderen Barthaaren.
"Besonders auffällig ist die Innervierung an der Basis dieser Barthaare, also die Zahl der Nerven die diese Barthaare versorgen. Bei Seehunden und auch anderen Robben ist das auffällig ausgeprägt. Es gibt noch eine weitere Spezialisierung. Die Basis der Barthaare ist eben mit starken Blutgefäßen ausgestattet, die auch eine besondere Anordnung besitzen, die dafür sorgt, dass die Haare auch im kalten Wasser immer auf Betriebstemperatur gehalten werden. Man kennt das ja vom Menschen, dass die Finger schnell taub werden können, wenn man im kalten Wasser was zu tasten versucht. Das ist bei Seehunden nicht der Fall. Wir konnten also feststellen, dass die Temperatur über zusätzliche Blutgefäße ständig konstant gehalten wird und dass dementsprechend auch die Leistung von Seehunden , wenn sie etwas tasten sollen, im kalten wie im warmen Wasser auch dieselbe ist."
Die Barthaare der Seehunde mit ihrer eingebauten Heizung und den vielen Nervenfasern sind so beeindruckend, dass Forscher nun versuchen, sie nachzubauen. Wenn Tauchroboter ebenso genau tasten könnten wie die Seehunde und auch in der Lage wären feinste Wasserströmungen zu erspüren, ließen sich Unterwasserreparaturen an Ölplattformen viel leichter durchführen – und vielleicht könnte dann auch manches Leck rechtzeitig geflickt werden.
"Was Fische immer machen, sind Wasserbewegungen, die sind unvermeidlich. Der Fisch schwimmt, der stößt Wasser nach hinten weg – auf unterschiedliche Weise, es gibt ganz unterschiedliche Typen von Fischen, die ganz unterschiedlich schwimmen. Auf jeden Fall wird Wasser bewegt, und normalerweise ist es so, dass Wasserbewegungen sich nicht sehr stark ausbreiten. Das gilt auch hier. Die Reichweite dieser Störungen ist gering. Anders als bei Geräuschen, Geräusche kann man über 100, 1000 Meter hören. Wasserbewegungen bleiben ganz lokal. Der Punkt ist nur, dass der Fisch nicht lokal bleibt. Der verursacht eine Wasserbewegung und bewegt sich dann weg. Der kann also schon 100 Meter entfernt sein und die Wasserbewegungen, die er gemacht hat, sind noch da."
Um herauszufinden, wie gut Seehunde die Wasserbewegungen von Fischen erspüren können, machte Wolf Hanke ein Experiment. Dabei war er auf die Mitarbeit des zahmen Seehundes Henry angewiesen. In einem Becken ließ der Meeresbiologe eine künstliche Fischflosse mal rechts mal links vorbeischwimmen. Henry war so trainiert, dass er dem Versuchsleiter, die Schwimmrichtung über eine Art Melder mitteilen konnte. Hanke:
"Das Antworten besteht darin, dass er seinen Kopf auf eine Seite legt, wo wir eine entsprechende Station vorbereitet haben. Das ist so eine kleine Kugel, da kann er seine Nase dran legen, wenn er das tut, dann ist das seine Antwort. Die linke Kugel oder die rechte Kugel – an eine legt er seine Nase und das ist die Antwort."
Henrys Antworten waren meistens richtig. Selbst wenn er erst 35 Sekunden nachdem die künstliche Fischflosse vorbeigeschwommen war, die Gelegenheit bekam, ihr nachzuspüren, lag der Seehund in 70 Prozent der Fälle richtig. Innerhalb von 35 Sekunden kann ein Fisch schon längst wieder ganz woanders sein.
"Typische Geschwindigkeiten sind zum Beispiel zwei Körperlängen pro Sekunde. Fluchtgeschwindigkeiten sind wesentlich höher, können so sechs bis acht Körperlängen pro Sekunde sein, so dass abhängig von der Größe des Fisches und der Situation, durchaus 100 und mehr Meter von dem Fisch zurückgelegt werden können. Was im Lebensraum des Seehund eine Entfernung ist, wo man den Fisch nicht mit anderen Mitteln orten könnte."
Die Fähigkeit des Seehundes, Fische aufgrund ihrer Wasserbewegungen über solche Distanzen zu orten, ist in etwa vergleichbar mit dem Echolot, das Delphine einsetzen, um ihre Beute aufzuspüren. Bleibt allerdings die Frage, mit welchem besonderen Sinnesorgan dem Seehund diese Höchstleistung gelingt. Die Antwort findet sich in seinen ganz besonderen Barthaaren.
"Besonders auffällig ist die Innervierung an der Basis dieser Barthaare, also die Zahl der Nerven die diese Barthaare versorgen. Bei Seehunden und auch anderen Robben ist das auffällig ausgeprägt. Es gibt noch eine weitere Spezialisierung. Die Basis der Barthaare ist eben mit starken Blutgefäßen ausgestattet, die auch eine besondere Anordnung besitzen, die dafür sorgt, dass die Haare auch im kalten Wasser immer auf Betriebstemperatur gehalten werden. Man kennt das ja vom Menschen, dass die Finger schnell taub werden können, wenn man im kalten Wasser was zu tasten versucht. Das ist bei Seehunden nicht der Fall. Wir konnten also feststellen, dass die Temperatur über zusätzliche Blutgefäße ständig konstant gehalten wird und dass dementsprechend auch die Leistung von Seehunden , wenn sie etwas tasten sollen, im kalten wie im warmen Wasser auch dieselbe ist."
Die Barthaare der Seehunde mit ihrer eingebauten Heizung und den vielen Nervenfasern sind so beeindruckend, dass Forscher nun versuchen, sie nachzubauen. Wenn Tauchroboter ebenso genau tasten könnten wie die Seehunde und auch in der Lage wären feinste Wasserströmungen zu erspüren, ließen sich Unterwasserreparaturen an Ölplattformen viel leichter durchführen – und vielleicht könnte dann auch manches Leck rechtzeitig geflickt werden.