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Bevölkerung
Abwanderung aus Ostdeutschland gestoppt

Die ostdeutschen Bundesländer wachsen - und zwar schon seit 2012, wie eine Studie belegt. Allerdings: Es profitieren von dieser Entwicklung nur die großen Städte - auf dem ostdeutschen Land wird es weiterhin einsamer. Flüchtlinge könnten nur entgegenwirken, wenn eine "Willkommenskultur vor Ort" existiere.

    Ein Luftbild der Dresdener Altstadt und der Neustädter Elbseite.
    Zieht vor allem junge Menschen an: Die sächsische Landeshauptstadt Dresden. (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    Die Studie "Im Osten auf Wanderschaft" wurde in der Bundeshauptstadt vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung vorgestellt. Darin kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die fünf neuen Länder seit 2012 wieder mehr Menschen aus Westdeutschland und dem Ausland anziehen als umgekehrt Ostdeutsche wegziehen. Allerdings gilt die Trendwende nur für 15 Prozent der Gemeinden, die zwischen 2008 und 2013 mehr Zu- als Fortzüge verzeichneten. 85 Prozent der Gemeinden erlebten weiter eine Netto-Abwanderung.
    Großstädte attraktiv für junge Menschen
    Gerade die großen Städte wie vor allem für die großen Städte wie Leipzig, Dresden, Jena, Erfurt und Potsdam seien für junge Menschen attraktiv, die einen Ausbildungs- oder Studienplatz suchten, heißt es in der Studie. Viele blieben auch nach der Ausbildung in den Zentren, die laut Berlin-Institut als "Wachstumsmotoren" wirken können.
    Damit verfügten die ostdeutschen Flächenländer endlich wieder über national und international wettbewerbsfähige Städte. "Gerade die neuen Bundesländer brauchen diese Zentren, die sich wirtschaftlich wie demografisch dynamisch entwickeln", so Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. "Sie können als wichtige Wachstumsmotoren bei ansonsten rückläufigen Einwohnerzahlen wirken und sollten weiter gestärkt werden."
    Auch kleine Hochschulstandorte wie Ilmenau oder Schmalkalden können Bildungswanderer anziehen. Langfristig können die kleineren Städte die jungen Zugezogenen aber im Gegensatz zu den Metropolen nicht halten.
    Auf dem Land weiter Abwanderung
    Man sieht zwei Häuser mit Kieswegen; vor einem steht ein Traktor.
    Das Dorf Wüstemark in Brandenburg am 14.9.2007. Dort leben nur noch 15 Menschen. (Nestor Bachmann / dpa)
    Die ländlichen Gebiete Ostdeutschlands bleiben dagegen auf Schrumpfkurs: Laut der Studie verzeichnen 85 Prozent der Gemeinden nach wie vor mehr Abwanderung als Zuzüge. Oft sind das Ziel der Scheidenden die großen Städte des Ostens. Die Macher der Studie warnen deshalb vor einer "Abwärtsspirale aus Bevölkerungsrückgang und schwindender Infrastruktur".
    Familien ziehen laut Studie häufiger innerhalb ihrer bisheriger Wohnregion um als über eine weite Distanz, wovon kleine Kommunen profizieren. Allerdings kann die Zuwanderung der Menschen im Familienalter von 30- bis 49 die Verluste der ländlichen Regionen nicht ausgleichen.
    Ältere zwischen 50 und 64 ziehen in der Regel seltener um und wenn, dann in größere Orte mit gutem Versorgungsangebot. Kleinere Dörfer gehören zu den Verlierern.
    Flüchtlinge neue Bewohner von schrumpfenden Gemeinden?
    Auch die neuen Bundesländer bekommen Asylsuchende nach dem sogenannten "Königsteiner Schlüssel" zugewiesen. Sie werden dann auf Kreise und kreisfreie Städte verteilt, also auch in Regionen mit starker Abwanderung. Bisherige Erfahrungen lassen laut Studie aber vermuten, dass diejenigen, die ein Bleiberecht erhalten, aus entlegenen Gebieten in die Zentren weiterziehen. In diesem Fall wären Dörfer und kleine Gemeinden lediglich eine kurzfristige Durchgangsstation für Flüchtlinge und könnten nicht vom Zuwachs der Gesamtbevölkerung durch Flüchtlinge profitieren.
    Dafür, so das Berlin-Institut, müsste "die Gemeinschaft in den Orten, vom Bürgermeister über die Vereine und die Freiwillige Feuerwehr bis zu den Anwohnern, alles daran setzen", den Zugewanderten persönliche Kontakte, Arbeitsplätze und eine dauerhafte Bleibe, also "gelebte Integration" zu sichern. Die Willkommenskultur vor Ort entscheide über die demografische Zukunftsfähigkeit der Gemeinden.
    (mg/vic/stfr)