München, Frankfurt am Main - aber auch Münster, Darmstadt, Leipzig oder Dresden - alle diese Städte stehen derzeit als Gewinner da, wenn es um Bevölkerungswachstum aber auch die wirtschaftlichen Perspektiven geht. Anders dagegen die dünn besiedelten ländlichen Räume, aber auch Kleinstädte, wo die Bevölkerungszahlen zurückgehen.
Großstädte und ihre Speckgürtel legen zu
"Überraschend ist vielleicht die Intensität, mit der sich wachsende und schrumpfende Regionen auseinanderentwickeln. Die Tendenz ist ja absehbar aber wir sehen eben ganz, ganz deutlich, dass das so bleiben wird und das sich das verstärken wird", sagt Harald Herrmann, Direktor des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, kurz BBSR. Die Forschungseinrichtung hat untersucht, wie sich die Städtelandschaft in Deutschland verändert: Welche Gegenden schrumpfen, welche wachsen?
Zwischen 2008 und 2013 hat die Bevölkerungszahl in den deutschen Großstädten um 2,8 Prozent zugelegt. Städten wie das westfälische Münster mit rund 9 Prozent Zuwachs oder Leipzig mit sieben Prozent stehen nur wenige Großstädte gegenüber, wo die Bevölkerung zurückgegangen ist. Letztere sind vor allem im Ruhrgebiet zu finden. Deutlich zulegen konnten aber auch Städte mittlerer Größe in den Speckgürteln der Metropolen: Zum Beispiel Teltow vor den Toren Berlins oder das nahe Stuttgart gelegene Remseck am Neckar.
Alte Industriestandorte schrumpfen
Dagegen haben frühere Industriestandorte im Osten zwischen 2008 und 2013 fast ein Zehntel der Bevölkerung verloren: Das gilt für Hoyerswerda ebenso wie für Eisenhüttenstadt und Bitterfeld-Wolfen. Mit einer Negativspirale bei der Einwohnerzahlen sehen sich aber auch kleinere Gemeinden im ländlichen Raum konfrontiert. Die Auswirkungen sind vielfältig, sagt Michael Zarth, der beim BBSR das Referat Raumentwicklung leitet:
"Wenn wir weniger Menschen haben, dann haben wir sinkende private Nachfrage und volkswirtschaftliche Wachstumseinbußen. Und Herr Herrmann hat auch schon angesprochen, dass der Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials dazu führt, dass die Konkurrenz um die knappen Fachkräfte immer größer wird. Und da werden die starken Regionen komparative Vorteile haben. Das heißt, die Disparitäten auf der wirtschaftlichen Ebene können größer werden. Und das führt auch zu einer Verschärfung der Geber-Nehmer-Problematik in unseren Finanzausgleichssystemen."
Bundesrepublik braucht Zuwanderung
Die Forschungseinrichtung rät, Klein- und Mittelstädte zu stärken - denn diesen kämen gerade in dünn besiedelten Gegenden eine wichtige Versorgungsfunktion zu. Um die Bevölkerungszahl der Bundesrepublik insgesamt in den nächsten zwei Jahrzehnten stabil zu halten, brauche es aber vor allem eines: eine verstärkte Zuwanderung, so BBSR-Direktor Harald Herrmann. "Das ist eine Kernbotschaft unserer Prognose, aber auch anderer Vorausberechnungen, wie der des Statistischen Bundesamtes."