Schüsse in München
Ermittler gehen von versuchtem Terroranschlag aus - Wohnhaus in Österreich durchsucht

Nach dem Schusswechsel nahe dem israelischen Generalkonsulat in München sprechen die Ermittler von einem versuchten Terroranschlag des getöteten Angreifers. Es gebe einen Bezug zum Generalkonsulat des Staates Israel. In Österreich wurde das Wohnhaus des 18-Jährigen inzwischen durchsucht.

    Österreichische Polizisten stehen vor einem Wohnhaus.
    Der Angreifer von München wohnte im Salzburger Land. (IMAGO / Daniel Scharinger / IMAGO / Daniel Scharinger)
    Zahlreiche Beamte rückten im Salzburger Land aus, um Beweise und Spuren zu sichern, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Die Ermittlungen unter Federführung der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus konzentrieren sich demnach auf das genaue Motiv.
    Der österreichische Verfassungsschutz ermittelte bereits im vergangenen Jahr gegen den jungen Mann. Er wurde verdächtigt, sich radikalisiert sowie für Sprengstoff und Waffen interessiert zu haben. Der Mann habe aber nicht als Hochrisiko-Gefährder gegolten; das Verfahren sei eingestellt worden. Zudem sei ein behördliches Waffenverbot gegen ihn erteilt worden.
    Tagesschau.de berichtet unter Berufung auf WDR, NDR, Süddeutsche Zeitung und das österreichische Nachrichtenmagazin Profil, der junge Mann mit bosnischen Wurzeln sei in der Schule als strenggläubiger Muslim aufgetreten und habe auch Gewaltphantasien geäußert. Demnach soll er ein Anhänger der syrischen Terrorgruppe Jabhat al-Nusra gewesen sein.

    Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972

    Einsatzkräfte der Münchener Polizei hatten den Angreifer am Vormittag erschossen, nachdem er Schüsse aus einem älteren Karabiner abgegeben hatte. Der bayerische Innenminister Herrmann sagte, man müsse davon ausgehen, dass er einen Anschlag auf das israelische Generalkonsulat geplant habe. Das Konsulat war wegen einer Gedenkveranstaltung für die 1972 während der Olympischen Spiele in München von palästinensischen Terroristen ermordeten israelischen Athleten geschlossen. Infolge des Vorfalls waren in der Münchner Innenstadt rund 500 Polizisten im Einsatz, darunter auch Spezialkräfte. Von ihnen wurde niemand verletzt.

    Steinmeier: Enger Austausch mit Israel

    Bundespräsident Steinmeier erklärte, er stehe in engem Kontakt zu seinem israelischen Amtskollegen Herzog. "Ich habe mit dem israelischen Präsidenten vereinbart, dass wir ihn informiert halten über das, was wir in den nächsten Stunden über mögliche Motive und Sachverhalte herausbekommen", sagte Steinmeier. Herzog dankte den deutschen Sicherheitsbehörden für ihr schnelles Eingreifen und verurteilte die Tat. "Gemeinsam sind wir stark im Angesicht des Terrors", schrieb er auf der Plattform X.
    Bundeskanzler Scholz dankte ebenfalls den Einsatzkräften in München. Er betonte, Antisemitismus und Islamismus hätten bei uns keinen Platz.

    Knobloch: Unsicherheitsgefühl steigt

    Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Knobloch, dankte der Polizei für ihren "schnellen Einsatz". Dadurch sei Schlimmeres verhindert worden. Knobloch teilte mit, das Unsicherheitsgefühl nicht nur in der jüdischen Gemeinschaft werde sich nach diesem Vorfall noch einmal verfestigen. Sie rief dazu die politisch Verantwortlichen auf, den gewalttätigen Extremismus aus dem öffentlichen Raum zurückzudrängen.
    Diese Nachricht wurde am 05.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.