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Bewegungsskulpturen im Bode-Museum

Der Dirigent Christoph Hagel hat sich mit dem brasilianischen Tänzer und Choreografen Ismael Ivo zusammengetan. Im frisch renovierten Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel zeigten sie eine tänzerische Variante von Mozarts frühestem theatralischen Versuch "Apollo und Hyacinth". Die Aufführung blieb an der Oberfläche.

Von Georg Friedrich Kühn |
    Eine Mischung ist das aus Museumsführung und tänzerischem Umspielen der Sage von Apoll, der die Königstochter Melia heiraten will, und ihrem Bruder Hyazinth, der einem anderen Bewerber um Melias Hand in die Quere kommt und dabei sein Leben lassen muss. Empfangen wird der Besucher in der Kuppelhalle des soeben frisch wieder eröffneten Bode-Museums - ehemals Kaiser-Friedrich-Museum, benannt nach dem einzigen um Frieden und Verständigung bemühten deutschen Kaiser der Wilhelminischen Ära.

    Ein Schauspieler erzählt in einem Prolog etwas von der Bedeutung, die viele Herrscher vom antiken Rom bis zum Brandenburger Großen Kurfürsten in die Figur des Apoll als Licht- und Heilsbringer hinein geheimnist haben, um sich damit zu schmücken. er Tänzer und Choreograf Ismael Ivo erscheint auf der Freitreppe der Kuppelhalle, bekleidet nur mit einem schleppenartigen schwarzen Rock. Auf dem Rücken ist er tätowiert mit einem goldenen Sonnensymbol. Er lässt die Muskeln spielen.

    Dann geht es vorbei an dem Schlüterschen Apoll in die mit Darstellungen des sterbenden und wieder auferstehenden Jesus geschmückte Basilika des Museums. Ein langer Steg ist da aufgebaut wie ein Catwalk belegt mit Rollrasen. Am hinteren Ende steht ein Opferstein. Ein Tänzer liegt darauf, der Darsteller des Hyacinth. Am vorderen Ende ist das kleine Orchester platziert.

    Das Prinzip der Produktion ist eine Doppelung der Figuren: Jedem Sänger ist ein Tänzer zugeordnet. Die Sänger agieren mal mit auf dem Steg, mal davor. Mozart schrieb das lateinische Interludium von "Apollo und Hyacinth" 1767 für die Abschlussfeier des Salzburger Universitätsgymnasiums, elfjährig. Die Tänzer müssen vor allem Ismael Ivo, den Star der Produktion, umspielen. Etwas selbstgefällig produziert der sich und seinen Körper, wenn er etwa den Diskuswurf darstellt, bei dem Apoll Melias Bruder getötet haben soll.

    In Wirklichkeit ist der Mörder ja der Rivale Zephyr. Aus dem Mund des Hyazinth zieht der einen endlos langen roten Faden, ein schönes Zeichen für das rinnende Blut. Von Apoll wird Zephyr darauf in den Windgott gleichen Namens verwandelt. Und dem toten Bruder der Braut nähert sich Apoll nun mit einem Strauß von Hyazinthen. Die Verwandlung in die gleichnamige Blume wird angedeutet mit einem Tütü, in das Hyacinth schlüpft. So endet die etwa anderthalbstündige Aufführung. Die Hochzeit des Apoll mit Melia findet nur musikalisch im Schlussterzett statt.
    Etwas improvisiert Leichtes wie Hingeworfenes hat diese Produktion. Um eine tiefer lotende szenische Interpretation dieses antiken Fruchtbarkeitsmythos bemüht sie sich kaum. Da vertraut man offenbar ganz dem Ort und den mythologischen Figuren: Apollo, der Sonnengott, der die vorzugsweise am Wasser gedeihende Hyazinthe kreiert und den leise fächelnden Südwind Zephyr auf Distanz hält - und das gespielt in dem Raum des Museums, in dem die christliche Umdeutung des Mythos in die Auferstehungsgeschichte verbildlicht wird.

    Bei Ivo bekommt diese Produktion aber auch etwas geschmäcklerisch Kunstgewerbliches. Dabei hat sie mit etwa der Sängerin Katharina Göres als Melia eine sehr leichte, sehr locker ihre Koloraturen intonierende Sopranistin zu präsentieren. Christoph Hagel, Spezialist von Aufführungen, die sich vor allem durch besondere "locations" auszeichnen, lässt als Dirigent den Berliner Symphonikern viel Gelegenheit zur eigenen Entfaltung. Am Ende gab es viel Beifall vom an den Längsseiten des Raums zu beiden Seiten des Stegs sitzenden Publikum.

    Schön wäre es allerdings, würde bei einer weiteren vielleicht geplanten Produktion dort nicht nur auf die Prominenz von Namen geachtet, sondern etwas mehr auch auf die theatralisch-ästhetische Qualität.