Das Rennen ist noch nicht gelaufen. Am Montag muss Markus Stenger noch mal nach London, auf eine FIFA-Party. Und hier am besten hinter den Kulissen wirken. Denn auf dieser Fußball-Party werden auch UEFA-Funktionäre erwartet, die drei Tage später über die EURO 2024 entscheiden werden. Und Markus Stenger ist schließlich der Chef der deutschen Bewerbung.
In London wird Stenger unter Umständen auch erklären müssen, warum in deutschen Fußballstadien an diesem Wochenende nicht nur das offizielle deutsche Logo: "United by Football" zu sehen war, sondern auch große Banner mit dem Fan-Aufdruck United by money.
Erfolgsgeschichte mit Fehlern
Die deutsche Bewerbung für die EURO 2024 ist in ihrem Kern nichts anderes als der Ausflug ins nationale Fußballalbum. Und das muss ja erst mal auch nicht schlecht sein. Die Welt zu Gast bei Freunden steht also ganz vorn in diesem Album.
Die WM 2006 war eine Erfolgsgeschichte, eigentlich, gäbe es nicht nach wie vor so viele offene Fragen über ihre Vergabe. Der deutsche Fußball und die Integration, die Nationalmannschaft der vielen Kulturen, ist auch eine Erfolgsgeschichte, gäbe es nicht die weiter gärende Debatte über den Umgang mit Mesut Özil.
DFB-Präsident Reinhard Grindel hat sich entschlossen, all diese Probleme auszublenden und die Flucht nach vorne anzutreten. Der DFB-Boss hat prominente Unterstützer. Wenn es um ein Fußball-Großereignis geht, muss man bei den Deutschen anders als bei Olympischen Spielen keine große Überzeugungsarbeit leisten. Und die Chancen auf die EURO 2024 sind ja nicht schlecht.
Deutschland ist am Donnerstag der Favorit bei der Vergabe in Nyon, dem Stammsitz der UEFA am Genfer See. Die UEFA hat der deutschen Bewerbung in ihrem Evaluationsbericht ein besseres Zeugnis ausgestellt als den Türken. Was nicht sonderlich erstaunt, denn auch die Wahrung der Menschenrechte ist erstmals ein Kriterium bei der Vergabe.
Traditionell überraschende Vergaben
Und doch ist das Rennen noch nicht gelaufen. Auch, weil die Türkei der UEFA weit mehr Zugeständnisse machen konnte als es den Deutschen möglich war, sagt zumindest DFB-Boss Grindel.
Überraschungen rund um die Vergabe von sportlichen Großereignissen haben zudem eine gewisse Tradition. Sonst gäbe es in vier Jahren keine WM in Katar, und sonst hätte es 2006 auch keine Sommermärchen in Deutschland gegeben.