Dabei war das Land gut aufgestellt - mit modernen Stadien und guter Verkehrsinfrastruktur. Natürlich hätte es hier und dort noch etwas zu tun gegeben, um alles auf UEFA-Standard zu hieven, aber das wäre einem Land, dass innerhalb von vier Jahren einen Großflughafen baut, wohl auch in den verbleibenden sechs Jahren bis zur EM gelungen.
Manche Türken werden nun wieder das Gefühl haben, die Europäer wollen uns nicht - weder als EU-Mitglied noch als EM-Gastgeber. Nach jahrzehntelangem Warten vor den Toren der EU und der vierten erfolglosen EM-Bewerbung ist das nur verständlich. Dabei hätte die EM der Türkei gut tun können.
Chance vertan
Der Wettbewerb hätte neue, dringend benötigte Investitionen ins Land geholt, Arbeitsplätze geschaffen und vielleicht sogar die gespaltene türkische Gesellschaft wieder ein Stück weit versöhnt. Wo lassen sich soziale Unterschiede und konträre Weltanschauungen besser überbrücken als beim Fußball. Diese Chance wird es nicht geben, was wirklich sehr bedauerlich ist.
Trotzdem kommt die türkische Niederlage nicht überraschend. Spätestens nach dem die UEFA Menschenrechte in die Vergabekriterien aufgenommen hatte, wäre es für die Türkei an der Zeit gewesen, zu handeln. Nur mit dem Hinweis, dass der Golfstaat Katar sogar eine WM ausrichten darf, ist es eben nicht getan.
Türkei sollte die Niederlage nicht beklagen
Für Verbesserungen bei den Menschenrechten hätte es für die türkische Regierung mehr als genügend Spielraum gegeben. Sich jetzt über die Niederlage zu beklagen, dass wäre ungefähr so, wie bei der EU-Bewerbung. Wer die Voraussetzungen nicht erfüllt, sollte anderen nicht die Schuld geben. Das gehört zum Fair Play dazu.