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Bewerbungsportal hochschulstart.de ist online

Das neue Bewerberportal für zulassungsbeschränkte Studiengänge hochschulstart.de ist am 16. Mai gestartet. Doch ist bisher das Studienangebot schmal und nur 20 Hochschulen machen überhaupt mit.

Von Dirk Biernoth |
    Der erste Blick eines Abiturienten gilt der Seite mit den Studienangeboten. Eine umfangreiche Suche kann er sich allerdings zurzeit noch sparen. Ein Klick auf "Alle Angebote anzeigen" reicht aus, um die Ergebnisliste übersichtlich zu halten. Gerade mal 20 Studienangebote sind dort vertreten. Verantwortlich für das Angebot ist die Stiftung für Hochschulzulassung in Dortmund. Geschäftsführer Ulf Bade ist trotzdem vorerst zufrieden mit dem Start des Portals.

    "Das kommt darauf an, wie man es sieht. Wir freuen uns, dass es gestartet ist, dass Hochschulen sich bereit erklärt haben, mitzumachen. Wir werden damit Erfahrungen sammeln und mit diesen Erfahrungen im nächsten Semester sicherlich noch mehr Teilnehmer überzeugen können."

    Dabei gibt es eigentlich keinen Grund zur Freude. Denn das Bewerbungsportal hochschulstart.de sollte schon vor einem Jahr starten. Das musste aber wegen technischer Schwierigkeiten verschoben werden.

    "Die an den Hochschulen eingesetzten Zulassungssysteme sind sehr heterogen und demzufolge haben sich Schnittstellenproblematiken ergeben, die allmählich jetzt erst behoben werden."

    Die meisten Hochschulen können mit den Daten, die das Bewerbungsportal ausgibt, also gar nichts anfangen. Die teilweise sehr unterschiedlichen Bewerbungssysteme wurden bei der Programmierung nicht berücksichtigt. Das ist der Hauptgrund für die zögerliche Teilnahme der Hochschulen - auch bei der Ruhr-Universität in Bochum. Der Stellvertreter des Kanzlers, Karl-Heinz Schloßer, will erst einmal abwarten, bis das System von hochschulstart.de sicher funktioniert.

    "Ein System, das holprig gestartet ist, da hat die einzelne Hochschule nicht viel Vertrauen. Wir haben ja damit zu kämpfen, dass die Zahl der Studierenden und Studienbewerber, die wir bewältigen müssen, ständig steigt. Das heißt, das Risiko für eine Hochschule, mit einem System zu arbeiten, wo man nicht genau weiß, ob es wirklich 100-prozentig funktioniert in einer solchen Situation, ist extrem hoch."

    Denn eine Entscheidung für einen Bewerber muss immer rechtlich einwandfrei und transparent sein. Sonst könnten sich zahlreiche Studienbewerber erfolgreich auf einen Platz einklagen und so die ohnehin schon vollen Hörsäle überlasten. Das Projekt hochschulstart.de hätte einfach mehr Zeit und Vorbereitung benötigt, ist sich Karl-Heinz Schlosser sicher. Auch was die Zulassungssoftware HIS bei den einzelnen Hochschulen angeht.
    "Allein mit dem HIS-System in NRW gibt es neun verschiedene Varianten. Für die neun verschiedenen Varianten müsste dann die Firma HIS eine Konnektoren-Schnittstelle bauen, die ausgetestet zur Verfügung steht. Dazu braucht man einfach Zeit."

    Doch die war offenbar nicht vorhanden. Die Kultusminister der Länder wollten das neue zentrale Bewerbungsportal am liebsten sofort.

    "Die Politik wollte aus wohlüberlegten politischen Gründen das sehr schnell haben. Man kann aber nicht dadurch, dass man irgendwas schnell haben will, das auch schnell kriegen. Das war sicherlich auch eine Entscheidung am grünen Tisch."

    Auf der Strecke sind dabei die Abiturienten geblieben. Sie müssten sich - bis auf die wenigen Angebote, die bereits auf hochschulstart.de schon zur Verfügung stehen - auch weiterhin dezentral an den einzelnen Hochschulen bewerben, muss der Geschäftsführer der Stiftung für Hochschulzulassung Ulf Bade zugeben.

    "Im Moment kann man noch nicht eindeutig von einem Vorteil für die Bewerber sprechen. Erst wenn wir einen recht umfangreichen Ausbau erreicht haben, wird für den Bewerber die nötige Transparenz geschaffen sein."

    Ein bis zwei Jahre könnte das nach Einschätzung von Experten noch dauern. Bei der Stiftung für Hochschulzulassung sind gerade 31 neue Stellen geschaffen worden, um das Projekt voranzutreiben.