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Beyond Oil and Gas

Energie. – Der modernen Welt geht über kurz oder lang die Energie aus – zumindest soweit sie auf fossilen Brennstoffen beruht. Zwei Chemiker und ein Ingenieur schlagen als Lösung den Energieträger Methanol vor. Trotz einiger Fragezeichen ein bedenkenswerter Vorschlag.

Von Dagmar Röhrlich |
    Ein Chemie-Nobelpreisträger, ein Chemie-Professor und ein junger Ingenieur setzen sich zusammen und analysieren die missliche Lage, in der sich unsere Zivilisation mit Blick auf den globalen Klimawandel und die Energieversorgung für eine rasch wachsende Weltbevölkerung befindet. Sie führen Fakten an, wägen die "klassischen" Alternativen wie Geothermie, Wind-, Solar- und Wellenenergie, schauen sich gelassen die Atomenergie an und schätzen nüchtern die Chancen ab, ob die viel beschworene Wasserstoffwirtschaft bald unsere Probleme lösen kann.

    Das Fazit: Es sieht nicht gut aus. Aber dann entwerfen sie eine Vision: die Vision von der Methanolwirtschaft, die sie schon als eine Art eierlegende Wollmilchsau präsentieren. Methanol, so führen sie aus, ist ein hervorragendes Energiespeichermedium, es ist bereits ein bewährter und sicherer Treibstoff für Wagen, kommt als Ausgangsprodukt für die chemische Industrie in Frage. Man kann es aus Biomasse ebenso herstellen wie aus Erdgas – und man könnte sogar die Industrieabgase durch die Methanolproduktion vom Kohlendioxid befreien. Vielleicht ließe sich sogar das CO2 "zurückgewinnen", das die Menschheit seit der Industrialisierung in die Luft gepustet hat. Ach ja, man muss nur irgendwoher ökologisch erzeugten Wasserstoff bekommen, und den müssten die Erneuerbaren und die Kernkraft liefern, sonst ist es nichts mit der positiven Klimabilanz.

    Es ist eine schöne, neue Methanolwelt, die die drei Wissenschaftler entwerfen. Sie haben viele Fakten zusammengetragen, erläutern Techniken, zeigen Chancen auf. Eine klare Beweisführung, von der man nur hoffen kann, dass sie wirklich so schlüssig ist, wie sie sich liest. Es hat etwas von Patentrezept, wohl eine Folge des Bemühens, mit dem die drei Wissenschaftler die Idee in die Diskussion bringen wollen. Ach, wäre das schön, wenn es so einfach wäre. Auf jeden Fall beschreibt das Buch eine interessante Alternative, es ist verständlich geschrieben und ein höchst lesenswertes Buch.

    George A. Olah, Alain Goeppert, G.H. Surya Prakash: Beyond Oil and Gas. The Methanol-Economy
    ISBN 3-527-31275-7
    Wiley-VCH, 290 Seiten, 24,90 Euro