Berlin-Mitte. Das Restaurant Friedel Richter. Hier können Gäste ihr Essen nicht nur wie überall sonst bar oder mit einer Karte bezahlen, sondern auch mit der digitalen Währung Bitcoin. So steht es auf der Speisekarte. Stefan Friedel, einer der beiden Betreiber des Restaurants, erklärt das Prozedere:
"Wir haben eine App von einer kalifornischen Bank, die heißt Bitpay, und die rechnen uns - natürlich zum Echtzeitkurs - die Bitcoins in Euro um und überweisen es einmal pro Woche. Das heißt, wir haben damit so gut wie keine Arbeit bzw. nicht mehr Arbeit als wir mit jedem anderen Zahlungssystem hätten. Man muss es einfach in die Kasse eingeben, dann öffnet sich die App und man kassiert. Das war es schon."
Für Stefan Friedel lohnt es sich, wenn seine Gäste mit Bitcoin zahlen.
"Viel billiger, ja. Bei einer Karte zahlt man ja mittlerweile zwischen 0,9 und fast vier Prozent und bei Bitcoins haben wir elegante null Prozent zu zahlen."
Anfangs erfolgte die Verbreitung der Idee von Bitcoins vor allem über Mundpropaganda. Denn es gibt keinen Eigentümer, der Geld für Werbung ausgeben würde. Friedel überzeugten Freunde, die im Restaurant die ausrangierte Anzeigetafel eines Flughafens installierten, auf der heute statt Flugverbindungen die Gerichte angezeigt werden. Wie viele Gäste zahlen mit Bitcoin?
"Im Durchschnitt würde ich sagen, zahlen zwei Mal pro Woche Leute mit Bitcoins und manchmal haben wir größere Gruppen von Businessschools, Managementschulen, die Seminare über Bitcoins halten und dann ihre Abschlussfeier hier machen, um den Seminarteilnehmern zu zeigen, dass man tatsächlich in der echten Welt zahlen kann damit."
Streit um den Begriff der Währung
Kryptografie nennt sich die Wissenschaft der Verschlüsselung. Der Bitcoin ist die erste sogenannte Kryptowährung bei der Methoden der Verschlüsselung erfolgreich angewandt wurden, um dezentral sicheres digitales Geld anzubieten. Fachleute streiten, ob man überhaupt von einer Währung sprechen sollte. Aber der Begriff hat sich faktisch durchgesetzt. Im deutschsprachigen Raum redet man auch von Kryptogeld. Es wird im Gegensatz zum Zentralbankgeld - wie dem Euro - bislang ausschließlich von Privaten hergestellt. Von den heute rund 700 digitalen Währungen ist der Bitcoin mit Abstand am wichtigsten. Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele.
"Bislang hat Bitcoin am Zahlungssystem der Kryptowährungen einen Marktanteil von etwa 85 Prozent, aber wenn man sich anguckt, dass in Spitzenzeiten für Bitcoin weltweit 350.000 Transaktionen am Tag stattfanden und wenn man dann weiß, dass 80 Millionen Zahlungen mit Karten & Co alleine in Deutschland stattfinden, dann ist das im Grunde genommen eine fast vernachlässigbare Größe."
Manche Experten erwarten dennoch von den digitalen Währungen – allen voran dem Bitcoin – nicht weniger als eine "ökonomische Revolution", so wie die beiden für das "Wall Street Journal" tätigen Journalisten Michael Casey und Paul Vigna in ihrem Buch "Cryptocurrency", indem sie beschreiben wie virtuelles Geld unsere Gesellschaft verändern könnte.
"Kreditkarten und PayPal werden überflüssig, Wirtschaftsbeziehungen werden umgewälzt, Oligopole ausgehebelt und geopolitische Strukturen neu geordnet. Es ist eine verlockende Aussicht, dem Zentrum – den Banken, den Staaten, den Rechtsanwälten (...) – die Macht zu entziehen und sie in die Hände der Peripherie zu legen. Das Volk kann die Macht übernehmen."
Hört sich gewaltig an. Aber um was handelt es sich eigentlich genau bei ihrem Hoffnungsträger - dem Bitcoin?
Eine revolutionäre Idee
Unter dem Bitcoin versteht man zwei unterschiedliche Dinge: Einerseits die Werteinheit Bitcoin, die man in andere Güter, Dienstleistungen oder Währungen tauschen kann. Dank der Verschlüsselung brauchen Nutzer nur ihr Passwort eingeben und können dann direkt digitales Geld verschicken, ohne dass sie ihr Passwort einer Institution oder Person anvertrauen müssen. Das Programm überprüft selbst, ob der Zahlende flüssig ist und nicht mit gefälschtem digitalen Geld zahlt. Daneben gibt es die Technologie Bitcoin.
Die Idee für das Kryptogeld tauchte auf dem Höhepunkt der Finanzkrise auf. Am 31. Oktober 2008 erhielten hunderte Experten für Kryptografie eine E-Mail von einem Absender, der sich Sathoshi Nakamoto nannte, dessen Identität aber bis heute unklar ist - er schrieb:
"Ich habe an einem neuen elektronischen Zahlungssystem gearbeitet, das vollständig auf gleichberechtigten Rechner-zu-Rechner-Verbindungen beruht und keinen vertrauenswürdigen Dritten erfordert."
Er verwies auf eine neue Website auf der er entsprechende Anweisungen für seine Währung eingestellt hatte, die er Bitcoin nannte. Es war nicht der erste Anlauf für eine digitale Währung, bei der Regeln für ein dezentrales Rechnernetzwerk aufgestellt werden sollten und ein integrales Währungssystem geschaffen werden sollte, bei dem sich jeder einklinken können sollte. Andere waren gescheitert, die Skepsis unter den Kennern der Materie entsprechend groß. Aber Nakamoto waren zwei entscheidende Neuerungen gelungen.
Das Herz der Technologie
Er schuf ein universelles Grundbuch, auf Englisch Blockchain und auf Deutsch Blockkette bezeichnet. Das Protokoll erlaubt allen Teilnehmern zu überprüfen, ob eine Transaktion gültig ist. Außerdem programmierte er einen monetären Anreiz für Computerbesitzer, das Grundbuch stets zu aktualisieren und dafür ihre Rechner zur Verfügung zu stellen. Dafür erhalten die Betreiber einen winzigen Bruchteil bei jeder Transaktion. Das Herz der Technologie bildet das sogenannte Bitcoin-Protokoll. Philipp Sandner, an der Frankfurt School of Finance ist Experte für digitale Währungen.
"Also im Kern ist es so, dass es eine Art und Weise ist wie Daten gespeichert werden können; es ist eine IT-Architektur, dafür gemacht, um Transaktionsvorgänge sicher abzuspeichern.
Vereinfachend kann man von einem Betriebssystem sprechen, weil es auf einer öffentlich entwickelten Software beruht, wie auch das Betriebssystem Linux für den PC oder Android für Smartphones. Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied: Bitcoin schreibt nicht einem Computer vor, wie er funktioniert, sondern gibt einem Netz von Computern Regeln vor, nach denen sie untereinander kommunizieren. Ronald Schulze, IT-Experte beim Bund deutscher Kriminalbeamten.
"Es gibt an sich de facto kein direktes Bitcoin-Netz, also Bitcoin-Netz kann man sagen, das sind die Nodes, also die PC, die sich in diesem Bitcoin-Netz zusammengeschlossen haben. Das ist also nicht die klassische Netzwerkstruktur, wo ich also eine Zentralkomponente habe, einen Server, sondern das ist ein sogenanntes Peer-to-Peer-Netzwerk."
Also ein Netzwerk, bei dem alle Rechner über die gleichen Informationen verfügen – im sogenannten Grundbuch. Es enthält die notwendigen Anweisungen und Informationen über alle, die Zahlungen mit Bitcoin tätigen oder empfangen – in der sogenannten Blockchain. Vorstellen kann man sich dies wie eine Aneinanderreihung von Containern mit Informationen. Bei jeder neuen Transaktion von Bitcoin wird an die Blockkette ein neuer Container mit Informationen angehängt. Gespeichert wird diese Veränderung jedoch nicht zentral in einem Rechenzentrum, sondern dezentral auf derzeit rund 7000 Servern rund um die Welt. Etwa alle zehn Minuten gleichen sich diese Rechner untereinander ab. Philipp Sandner, der Experte für digitale Währungen:
"Man einigt sich unter diesen 7.000 Rechnerknoten auf eine gemeinsame Vergangenheit, wo dann genau drin steht, dass ich an den und an den zehn Bitcoin überwiesen habe oder erhalten habe und alle Computer, die da teilnehmen, wissen quasi dasselbe. Das heißt, es gibt keine Unstimmigkeiten zwischen diesen Rechnerknoten."
Banken werden überflüssig
Banken, die zwischen Zahlenden und Empfängern vermitteln, braucht man bei diesem System nicht. Das begeistert Restaurant-Betreiber Stefan Friedel:
"Der Punkt, dass man auf Mittelsmänner verzichten kann ist wichtig, wenn man sich anguckt, das bestimmte Menschen, die keinen Zugang zu Banken haben, die einfach in irgendwelchen ländlichen unterentwickelten Gebieten sitzen, und die vielleicht trotzdem am Handel teilnehmen möchten, mit was auch immer, die können das mit Bitcoin eben tun. Gut, Voraussetzung ist ein PC natürlich, aber der ist wohl einfacher zu beschaffen für viele als ein Konto."
Viele Anhänger von Bitcoin haben die Hoffnung, dass sich mit der Kryptowährung die Welt gerechter und menschlicher gestalten lässt, weil die Möglichkeiten des Einzelnen steigen und die Macht von Banken schwindet. In die Schlagzeilen geriet die Währung jedoch immer wieder, weil Verbrecher sie benutzt haben. Dabei sind die Transaktionen selbst öffentlich, worauf IT-Fachmann Ronald Schulze hinweist.
"Transaktion ist nicht anonym"
"Diese Blockchain ist öffentlich einsehbar, da kann jeder sich das Ding anschauen bzw. gibt es ja auch diverse Webseiten, wo ich dann also live am Bildschirm mitsehen kann, von welcher Bitcoin-Adresse wurden welche Bitcoin-Beträge an welche Bitcoin-Adresse übermittelt. Die reine Transaktion ist nicht anonym."
Allerdings ist unbekannt, wer sich hinter einem Konto verbirgt, weil beim Bezahlen – anders als bei der Kreditkarte - keine Namen ober sonstige Daten weitergegeben werden.
"Darknet und Bitcoin und Drogen, das kann man ja fast in einem Satz immer sagen, dass ist eben das Mittel der Wahl der Bezahlung."
Identifizierung von Bitcoin-Konteninhaber schwierig
Weltweit für Schlagzeilen sorgten im Mai Erpresser im Zusammenhang mit dem sogenannten Wannacry-Virus. Sie legten weltweit Computer lahm und forderten von deren Besitzern Geld, um die Rechner freizuschalten. Noch ist unklar, wer die Kriminellen waren. Sicher ist aber, dass sie sich das Geld in Bitcoin überweisen ließen, um unentdeckt zu bleiben. Denn die Identifizierung der Inhaber von Bitcoin-Konten stellt die Ermittlungsbehörden vor eine schwere Aufgabe, ist aber dennoch möglich. Dafür brauchen Ermittler aber einen Anhaltspunkt, wenn sie beispielsweise auf einem beschlagnahmten Computer eine virtuelle Geldbörse finden, im Englischen wallet genannt. Kriminalist Schulze.
"Ich habe die Wallet und gucke dann in die Blockchain rein, wie läuft die oder wie sind die Zahlungstransaktionen verlaufen. Aber ich brauche eben immer irgendwo einen ersten Anhaltspunkt aus dem, sage ich mal, aus dem real life, wo ich sage, damit kann ich dann in dieses sogenannte Bitcoin-Netzwerk reingucken."
Theoretisch kann ein Ermittler mit den entsprechenden Befugnissen jeden Besitzer einer elektronischen Geldbörse zwingen die Identität des Eigentümers zu verraten.
Wie vermehren sich Bitcoins?
Hält eine Zentralbank eine größere Menge von Bargeld für notwendig, lässt sie Münzen prägen oder Banknoten drucken – aber wie vermehren sich Bitcoins? Bundesbanker Carl-Ludwig Thiele:
"Im Falle von Bitcoin wächst die Geldmenge durch das sogenannte Mining. Das Mining kann man sich wie den Berechnungsprozess einer komplexen Rechenaufgabe vorstellen und die Rechenaufgaben sind vor ihrer Struktur her durch die dahinterliegende Technologie vorgegeben. Und löst ein Miner eine solche Aufgabe und schafft damit einen neuen Block, darf er sich eine neue aus dem Nichts geschaffenen Coin als Belohnung gut schreiben."
Anfangs konnten Privatpersonen mit einem gewöhnlichen PC Bitcoin schaffen. Mit der programmierten sukzessiven Zunahme der Komplexität der für die Schaffung von Bitcoin zu lösenden Rechenaufgaben, stiegen die Anforderungen an die Leistung von Prozessoren und Rechnerkapazitäten drastisch. Heute braucht man riesige Server und eine Menge Energie. Das Mining hat sich industrialisiert. Carl-Ludwig Thiele:
"Das geschieht aber, mir jedenfalls nicht bekannt nicht groß in Deutschland. Aber ich hatte mit jemanden gesprochen, der eine solche Fabrik in Island eben auch betreibt, da sind die Energiekosten günstig, die Kühlkosten im Übrigen auch, weil das Riesencomputer sind, die dort tätig sind."
Begrenzte Geldmenge
Bis heute weiß man nicht, wer die Währung erfunden hat, ob es einer oder mehrere waren. Aber wer auch immer es war, er hat die maximale Menge der schaffbaren Bitcoins durch einen Algorithmus festgelegt. Wissenschaftler Philipp Sandner.
"Also letztendlich ist es so, dass bei Bitcoin die Geldmenge festgeschrieben ist auf 21 Millionen Münzen, das heißt 21 Millionen Coins wird es irgendwann mal geben und nicht mehr. Stand heute sind, glaube ich, irgendetwas zwischen 16 und 17 Millionen Münzen im Umlauf."
Aufgrund der bei der Herstellung von Bitcoin beteiligten Rechner und der Schwere der Aufgaben entstehen derzeit etwa 12,5 Bitcoins alle zehn Minuten.
"Das heißt, die Geldmenge steigt momentan mit 12,5 Bitcoins alle zehn Minuten, und diese Rate der Zunahme, die nimmt dann über die Zeit hinweg ab, sodass man irgendwann im Jahr 2100 irgendwo bei der theoretischen Zahl der 21 Millionen wäre."
Könnte jemand den Computercode manipulieren, sodass es doch mehr werden?
"So einfach ist es eben nicht, weil eben in den Programmcode ganz hart einprogrammiert wurde, dass eben im Endeffekt 21 Millionen Münzen existieren sollen, nicht mehr und nicht weniger, und dieser Programmcode ist für alle einsehbar. Das ist dieses Open- Source-Thema. Alle Leute können das anschauen, das erzeugt Glaubwürdigkeit."
Scheitern würde eine solche Manipulation auch an der dezentralen Beschaffenheit des Systems.
"Wenn ein einziger Rechner seine Software ändert, dann ist er nicht mehr Teil des Bitcoin-Netzwerks und damit stabilisiert sich das System eben von selbst."
Für eine moderne Wirtschaft völlig ungeeignet?
Die Steuerung der Geldmenge durch die Zentralbanken ist ein wichtiges wirtschaftspolitisches Instrument. Wie wichtig, haben die Notenbanken seit der Finanzkrise in den USA und Europa bewiesen. Sie verhinderten durch die Bereitstellung gigantischer Summen einen wirtschaftlichen Kollaps wie einst in der Weltwirtschaftskrise.
Das hätte nicht funktioniert, wenn der Bitcoin den Euro abgelöst hätte. Mehr Bitcoins gibt es ausschließlich nach den starren Vorgaben des Algorithmus, menschliche Überlegungen und wirtschaftliche Notwendigkeiten spielen keine Rolle. Währungsforscher und Geldreformer Joseph Huber:
"Das ist künstlich begrenzt, ähnlich wie beim Goldschürfen. Deswegen heißt das ja auch im übertragenen Sinn Bitcoins werden geschürft, die werden nicht geschaffen oder geschöpft wie man sagt beim Geld."
Für eine moderne Wirtschaft völlig ungeeignet, findet Huber.
"Geldpolitik muss flexibel sein, muss anpassungsfähig sein an die wirtschaftlichen Gegebenheiten, sodass keine Geldknappheit entsteht, aber auch kein allzu großer Geldüberhang. Und dazu braucht es eine Geldpolitik, die auf die wirtschaftlichen Gegebenheiten eben flexibel reagiert. Von daher ist ganz klar, das ist ja auch der Sinn, weswegen wir Zentralbanken haben, dass sie Geldpolitik betreiben im Interesse der Wirtschaft des betreffenden Währungsgebietes."
Kontrolle über die ganze Geldmenge
Huber sieht für den privat geschaffenen Bitcoin wegen des inhärenten Geldmengen-Begrenzungsmechanismus keine Zukunft. Aber er kann sich sehr wohl vorstellen, dass Zentralbanken selbst digitale Währungen einführen, um die Geldmenge besser kontrollieren zu können.
"Es erscheint so als seien die Zentralbanken heute übermächtige Institutionen, die das Geld und über das Geld das Finanzwesens bestimmen würden. Das ist für meine Begriffe ein großes Stück weit auch ein Mythos. Was Zentralbanken natürlich sehr wirksam können ist metaphorisch gesprochen, ist Geld drucken. Dieses Privileg haben sie, also Zentralbank-Geld drucken in Form von Bargeld und in Form von Kontoguthaben für Banken bei der Zentralbank."
Aber die Zentralbanken hätten de facto die Kontrolle über den größten Teil der Geldmenge verloren. Denn der weitaus größte Teil des Geldes werde von Geschäftsbanken geschaffen, bei der Vergabe von Krediten. Theoretisch denkbar wäre es aber auch, ein auf Kryptowährungen der Zentralbanken fußendes Wirtschaftssystem zu schaffen, indem Banken kein Kreditgeld mehr bereitstellen könnten, sondern wo Banken Kredite nur noch aus den Guthaben von Kunden vergeben könnten. Dann hätten die Zentralbanken wieder die Kontrolle über die ganze Geldmenge, was Huber richtig fände.
Erste Überlegungen zur Einführung einer digitalen Währung
Mit der Einführung einer digitalen Währung beschäftigt sich bereits die Nationalbank in Schweden, zumindest theoretisch. Ist es denkbar, dass die Europäische Zentralbank eine digitale Währung einführt? Carl-Ludwig Thiele.
"Es ist denkbar. Wir haben derzeit vom Gesetzgeber als Bundesbank den Auftrag erhalten im Paragraph 3 des Bundesbankgesetzes den Sorgeauftrag für den baren und unbaren Zahlungsverkehr abzuwickeln. Aber natürlich wäre es denkbar - auch im Bereich des unbaren Zahlungsweges - eine andere Möglichkeit mit digitalen Währungen in Betracht zu ziehen."
Aber dazu gebe es derzeit keine Überlegungen.
Aus Angst vor dem Zugriff von Staaten auf das eigene Konto begann überhaupt erst der Bitcoin-Rausch. Auslöser war die Rettung der Finanzwirtschaft in Zypern, bei der 2013 ein Schuldenschnitt durchgeführt wurde, von dem auch Privatanleger betroffen waren. Davon hatten die Eurostaaten verständlicherweise ihre Hilfen abhängig gemacht. Allerdings führte dies Anlegern generell vor Augen, dass Staaten im Krisenfall auf Bankkonten zugreifen können.
Risiko der Kursschwankungen
Anders ist es bei einer digitalen, in einer dezentralen Datenbank hinterlegten Währung wie dem Bitcoin – sie ist dem Zugriff von Regierungen und Banken entzogen. Der Kurs des Bitcoin versiebenfachte sich 2013 innerhalb weniger Wochen auf 230 Dollar. Mittlerweile liegt er sogar bei mehr als 2300 Dollar. Aber er schwankt stark. Eine Ursache sieht Notenbanker Thiele in einer künstlichen Verknappung des Bitcoin.
"Wir gehen davon aus, dass große Anteile der bislang verfügbaren Bitcoin gehortet sind und dadurch natürlich der Markt enger wird und dadurch auch mit die Preissteigerung erklärt wird. Sollten aber in größerem Umfang dann Bitcoin in den Markt gegeben werden, kann eben auch der Wert der Bitcoin gegenüber dem Euro zum Beispiel durchaus auch wieder sinken."
Mögliche Verluste haben auch Stefan Friedel davon abgehalten Bitcoins aufzubewahren. Als junges Unternehmen habe man sich das nicht leisten können.
"Wir müssen davon Rechnungen bezahlen und Löhne usw. und deswegen wollten wir am Anfang keine Bitcoins behalten, weil einfach die Kursschwankungen waren uns zu unsicher. Und wenn man auf das Geld eben wirklich angewiesen ist, ist natürlich erst einmal ein Euro praktischer.
Jetzt im nach hinein, nach den drei Jahren, hätten wir natürlich nach den aktuellen Kurssprüngen einen Riesengewinn gemacht, aber wir hatten keine Möglichkeit Bitcoins zu behalten. Jetzt denken wir darüber nach, ob wir vielleicht statt uns wirklich Euro auszahlen zu lassen, also wirklich Bitcoin sammeln sollen."