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Bezahlung nach Leistung!

Becker: In Hamburg hat heute Jörg Dräger, Senator für Wissenschaft und Forschung, zum Pressegespräch geladen, sein Thema, die Reform der Professorenbesoldung, die sollen ja eigentlich bis zum Jahr 2004 bundesweit umgesetzt werden. In Hamburg sitzt Werner Nording im Studio. Herr Nording, was hat der Herr Dräger Neues zum Thema zu sagen?

16.12.2003
    Nording: Der Herr Dräger sagt, der Kernsatz seiner Aussage war, Geld bekommen Professoren künftig für Leistung, nicht mehr fürs Älterwerden. Und damit meint der Wissenschaftssenator, dass die C2- bis C4-Professoren künftig nach den beiden neuen Besoldungsgruppen, W2 und W3 bezahlt werden, das heißt sie bekommen zwischen 3800 und 4600 Euro pro Monat als Grundgehalt, das sind 80 Prozent dessen, was sie verdienen können. Zusätzlich können sie dann Leistungsbezüge bekommen, zum Beispiel wenn sie sich als Dekan im Fachbereich engagieren, wenn sie besonders viele Forschungsgelder einwerben, wenn sie besonders viele Doktoranten betreuen oder einfach eine gute Lehre machen. Alle zwei Jahre müssen sie sich einer Bewertung unterziehen und diese Bewertung unter anderem auch durch die Studierenden und dann wird eine Entscheidung getroffen, letztendlich durch den Präsidenten, aber natürlich durch ein Gremium, wie hoch das Gehalt tatsächlich ist. Das Gesetz soll im Frühjahr des nächsten Jahres in der Hamburgischen Bürgerschaft beraten werden, zum Wintersemester 2004 oder spätestens Anfang 2005 wird es dann in Kraft treten, allerdings nur für die Professoren, die dann neu in Hamburg eingestellt werden. Die bisherigen Professoren haben Bestandschutz, in Hamburg wird die Situation so aussehen, sagte der Senator, dass bis 2010 400 der 800 Professoren in den Ruhestand gehen, also schon eine größere Zahl betroffen sein wird.

    Becker: Das heißt klar: diesen Generationenwechsel wird Hamburg dadurch dann mitmachen sozusagen. Nun war Niedersachsen das erste Bundesland, das die Reform der Professorenbesoldung umgesetzt hat, hat Senator Jörg Dräger etwas zu den Erfahrungen aus Niedersachsen gesagt?

    Nording: Die leistungsbezogenen Professorenbesoldung war ja von der rot-grünen Bundesregierung in der letzten Legislaturperiode angestoßen worden. Frau Bulmahn war ja einigermaßen stolz darauf, dass sie das geschafft hatte. Die Umsetzung in den Ländern läuft jetzt und Niedersachsen ist, wie Sie gesagt haben, das erste Land, in dem das Ganze bereits umgesetzt ist. Seit Jahresanfang sind die neuen Professoren an Niedersachsens Fachhochschulen bereits nach Leistung bezahlt worden, seit Oktober gilt das Ganze auch für die Universitäten. In Hamburg schaut man natürlich auf da Beispiel Niedersachsen, will sich daran orientieren und Dräger ist einigermaßen zuversichtlich, dass er in Hamburg das Ganze auch hinbekommt. Die anderen Bundesländer sind derzeit auch dabei das Gesetz umzusetzen wie Hamburg, das Ganze soll dann, wie gesagt, bis 2005 über die Bühne gegangen sein.

    Becker: Kritiker der Reform dieser Professorenbesoldung sagen, mit dieser neuen Besoldung könnten Hochschulen die besten Köpfe weder bekommen, noch halten. Hat Jörg Dräger dazu etwas gesagt?

    Nording: Die Konkurrenz aus der Wirtschaft ist natürlich stark, aber gerade durch die neue Besoldung haben die Hochschulen, meiner Ansicht nach, eine gute Chance, auch die guten Kräfte zu halten. Wenn Professoren besonders leistungsstark sind können sie maximal 9700 Euro, sagte der Senator, an den Hamburgischen Hochschulen verdienen, das ist immerhin soviel, wie ein Staatssekretär in einer Landesregierung verdient. Neu ist ja auch, das die Hochschulen selber entscheiden, was ein Professor tatsächlich bekommt, es wird also nicht mehr vom Ministerium in Tabellen vorgeschrieben, sondern dann stark nach Leistung ausgerichtet. Das Ganze ist ein revolutionärer Schritt mit Pioniercharakter, vielleicht auch für alle Beamten. Die Hochschulen können sich damit profilieren auch untereinander und spätestens 2005 wird das dann eingesetzt auf dieser Basis an allen deutschen Hochschulen.

    Becker: Informationen aus Hamburg zur Reform der Professorenbesoldung. Vielen Dank, Werner Nording.