Das Wintersportzentrum Oberhof – Synonym für gewaltig dimensionierte Sportstätten und fragwürdige Tourismusprojekte. Seit der Wiedervereinigung 1990 erhielt die Stadt mehr als 150 Millionen Euro an Subventionen. Investiert unter anderem in den Bau einer ökologisch bedenklichen Skilanglaufhalle und – ganz neu – in einen Schneebunker. Seit dem Winter lagern dort 12.000 Kubikmeter Schnee. Zwei Drittel davon sollen den heißen Sommer überstehen und dann Anfang des kommenden Jahres die Weltcupstrecken befahrbar machen.
Der Bund der Steuerzahler monierte immer wieder in den vergangenen Jahren die Verschwendungssucht der öffentlichen Hand in Oberhof. Mehrfach ermittelte die Staatsanwaltschaft in Erfurt wegen des Verdachts der Korruption gegen Politiker, Unternehmer und Funktionäre in der Kommune und des Landes.
Oberhofs Probleme
Beim Biathlon-Weltcup 2015 gingen die Zuschauerzahlen um 30 Prozent zurück. Und im vergangenen Jahr gab es keinen Schnee und der Weltcup musste komplett abgesagt werden. Die Folge: ein finanzielles Defizit von rund 500.000 Euro.
Vor einer Woche fiel Oberhof bei der Wahl des WM-Austragungsortes für 2020 durch, erhielt nur 4 von insgesamt 49 Stimmen. Nun findet die WM in vier Jahren im Südtiroler Wintersportort Antholz statt.
Zur Bewerbungs-Delegation von Oberhof gehörten unter anderem ein ehemaliger Stasi-Spitzel und der amtierende Bürgermeister von Oberhof Thomas Schulz. Den hatte das Amtsgericht Meiningen 2011 wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe von knapp 9000 Euro verurteilt.
Weil ihm alte Seilschaften in Oberhof das Leben schwer machten, hat Christopher Gellert, bisher Cheforganisator des Weltcups im Winter, gekündigt.
Dennoch: Oberhof will sich nun erneut bewerben – für die Biathlon-WM im Jahr 2023. Für anstehende Modernisierungsmaßnahmen hatte die Landespolitik schon zuvor 20 Millionen Euro bereitgestellt.