Christoph Schmitz: Die Staatsbibliothek zu Berlin, sie ist die größte wissenschaftliche Universalbibliothek im deutschsprachigen Raum und eine der größten der Welt. Rund 14 Millionen Druckwerke sind in ihr versammelt, davon sieben Millionen Bücher und Zeitschriften, die in allen Sprachen der Welt nach 1945 gedruckt wurden. Und noch einmal so viele Altertümer, wie die Kompositionsautografen von Johann Sebastian Bach, Boccaccios "Decamerone", Luther-Bibel, natürlich Goethe, Schiller, Kleist und orientalische Handschriften, allein davon über 700.000. Vor 350 Jahren hat der Große Kurfürst die Sammlung gegründet, 1661. Zum Jubiläum zeigt die Staatsbibliothek jetzt eine Ausstellung – nicht in den eigenen Räumen Unter den Linden, sondern im benachbarten Deutschen Historischen Museum. "Eine Bibliothek macht Geschichte", so der Ausstellungstitel. Welche besonders schönen Buchexemplare zeigen Sie? – das habe ich die Generaldirektorin der Berliner Staatsbibliothek gefragt, Barbara Schneider-Kempf.
Barbara Schneider-Kempf: Wir haben, was unsere Musikhandschriften angeht, uns entschieden für die "Hochzeit des Figaro" von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Staatsbibliothek besitzt alle Partituren, Originalpartituren der sogenannten Meisteropern, bis auf den "Don Giovanni", der ist in der Bibliothèque nationale in Paris. Was die Bücher angeht, kann man sicherlich von einem absoluten Spitzenstück sprechen, wenn man an die Gutenberg-Bibel denkt, die weltweit noch in ungefähr 50 Exemplaren vorhanden ist – 180 wurden einmal angefertigt –, und das Berliner Exemplar ist besonders schön illuminiert, besonders schön geschmückt. Wir können auch einen interessanten Vergleich ziehen, wir sehen nämlich auf dem sogenannten Vorsatzblatt des Buches den Preis. Das waren damals 100 Rheinische Gulden. Und für diesen Preis konnte man ein schönes Patrizierhaus in einer Stadt erwerben. Für mich ist damit schon angelegt die Größe oder man kann vielleicht sogar sagen der große Wurf, den der Große Kurfürst mit der Gründung dieser Bibliothek plante und was ja dann auch eingetreten ist.
Schmitz: An neun Stationen fügen sich Ihre Bibliotheksexponate in die nach Epochen gegliederte ständige Ausstellung ein. Welche Bedeutung Ihrer Sammlung für die Geschichte und vor allem die Kulturgeschichte können Sie überhaupt zeigen oder wollen Sie zeigen – in wenigen Sätzen, wenn das überhaupt möglich ist.
Schneider-Kempf: Das ist natürlich, betrachtet man die Vielfalt der Sammlungen, nicht ganz einfach, aber wir zeigen Berliner Geschichte an einem Beispiel, wir zeigen deutsche Geschichte – dann nenne ich das Beispiel jetzt mal, das ist "Das Lied der Deutschen" von Hoffmann von Fallersleben, auf Helgoland geschrieben 1841. Wir gehen dann weiter nach Europa, ein Brief von Darwin an Alexander von Humboldt, Berichte über Wassermessungen auf dem Weg zu den Galápagos-Inseln, zeigen dann eine Karte oder eine Darstellung der Erlebnisse Alexanders des Großen in wunderbarer persischer Buchmalerei aus dem heutigen Afghanistan. Also was ich damit sagen will: Die Staatsbibliothek war nie auf territoriale Grenzen beschränkt, sodass sie wirklich umfassend darstellen, informieren und auch Geschichten erzählen kann.
Schmitz: Ich würde gerne noch viel weiter zurück in der Geschichte. Welche Idee stand am Anfang für dieses große Bibliotheksunternehmen, als der Große Kurfürst 1661 im Berliner Schloss das Unternehmen gründete. Und wie sieht die Grundidee heute aus? Können Sie das in ein paar Schlagworten skizzieren?
Schneider-Kempf: Bemerkenswert ist ja doch, dass im Jahre 1661 – wenn auch nur einer beschränkten Öffentlichkeit, aber immerhin einer Öffentlichkeit – der Große Kurfürst per Erlass seine Büchersammlung – 10.000 Bücher und Handschriften waren es damals – bekannt gemacht hat, zur Verfügung wie gesagt, eingeschränkten Verfügung gestellt hat. Und diese Öffnung, der Gedanke der Eröffnung, die Öffnung dieser Büchersammlung, das zieht sich ja dann weiter. Die Staatsbibliothek ist auch heute im Grundsatz – natürlich haben wir bestimmte Beschränkungen in der Benutzung, zum Beispiel um unsere wertvollen Bestände auch zu schützen, aber sie ist eine offene, sie ist eine zugängliche Bibliothek, die, wenn überhaupt, Schwellen der Benutzung so niedrig wie möglich legt.
Schmitz: Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Berliner Staatsbibliothek, über die Ausstellung "Eine Bibliothek macht Geschichte" zum 350-jährigen Bestehen der Einrichtung.
Barbara Schneider-Kempf: Wir haben, was unsere Musikhandschriften angeht, uns entschieden für die "Hochzeit des Figaro" von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Staatsbibliothek besitzt alle Partituren, Originalpartituren der sogenannten Meisteropern, bis auf den "Don Giovanni", der ist in der Bibliothèque nationale in Paris. Was die Bücher angeht, kann man sicherlich von einem absoluten Spitzenstück sprechen, wenn man an die Gutenberg-Bibel denkt, die weltweit noch in ungefähr 50 Exemplaren vorhanden ist – 180 wurden einmal angefertigt –, und das Berliner Exemplar ist besonders schön illuminiert, besonders schön geschmückt. Wir können auch einen interessanten Vergleich ziehen, wir sehen nämlich auf dem sogenannten Vorsatzblatt des Buches den Preis. Das waren damals 100 Rheinische Gulden. Und für diesen Preis konnte man ein schönes Patrizierhaus in einer Stadt erwerben. Für mich ist damit schon angelegt die Größe oder man kann vielleicht sogar sagen der große Wurf, den der Große Kurfürst mit der Gründung dieser Bibliothek plante und was ja dann auch eingetreten ist.
Schmitz: An neun Stationen fügen sich Ihre Bibliotheksexponate in die nach Epochen gegliederte ständige Ausstellung ein. Welche Bedeutung Ihrer Sammlung für die Geschichte und vor allem die Kulturgeschichte können Sie überhaupt zeigen oder wollen Sie zeigen – in wenigen Sätzen, wenn das überhaupt möglich ist.
Schneider-Kempf: Das ist natürlich, betrachtet man die Vielfalt der Sammlungen, nicht ganz einfach, aber wir zeigen Berliner Geschichte an einem Beispiel, wir zeigen deutsche Geschichte – dann nenne ich das Beispiel jetzt mal, das ist "Das Lied der Deutschen" von Hoffmann von Fallersleben, auf Helgoland geschrieben 1841. Wir gehen dann weiter nach Europa, ein Brief von Darwin an Alexander von Humboldt, Berichte über Wassermessungen auf dem Weg zu den Galápagos-Inseln, zeigen dann eine Karte oder eine Darstellung der Erlebnisse Alexanders des Großen in wunderbarer persischer Buchmalerei aus dem heutigen Afghanistan. Also was ich damit sagen will: Die Staatsbibliothek war nie auf territoriale Grenzen beschränkt, sodass sie wirklich umfassend darstellen, informieren und auch Geschichten erzählen kann.
Schmitz: Ich würde gerne noch viel weiter zurück in der Geschichte. Welche Idee stand am Anfang für dieses große Bibliotheksunternehmen, als der Große Kurfürst 1661 im Berliner Schloss das Unternehmen gründete. Und wie sieht die Grundidee heute aus? Können Sie das in ein paar Schlagworten skizzieren?
Schneider-Kempf: Bemerkenswert ist ja doch, dass im Jahre 1661 – wenn auch nur einer beschränkten Öffentlichkeit, aber immerhin einer Öffentlichkeit – der Große Kurfürst per Erlass seine Büchersammlung – 10.000 Bücher und Handschriften waren es damals – bekannt gemacht hat, zur Verfügung wie gesagt, eingeschränkten Verfügung gestellt hat. Und diese Öffnung, der Gedanke der Eröffnung, die Öffnung dieser Büchersammlung, das zieht sich ja dann weiter. Die Staatsbibliothek ist auch heute im Grundsatz – natürlich haben wir bestimmte Beschränkungen in der Benutzung, zum Beispiel um unsere wertvollen Bestände auch zu schützen, aber sie ist eine offene, sie ist eine zugängliche Bibliothek, die, wenn überhaupt, Schwellen der Benutzung so niedrig wie möglich legt.
Schmitz: Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Berliner Staatsbibliothek, über die Ausstellung "Eine Bibliothek macht Geschichte" zum 350-jährigen Bestehen der Einrichtung.