US-Präsidentschaftswahl
Biden begründet schwachen Auftritt bei TV-Duell mit Müdigkeit nach Auslandsreisen

US-Präsident Biden hat sich erneut zu seinem von vielen als schwach wahrgenommenen Auftritt bei der TV-Debatte geäußert. Bei einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Virginia sagte der 81-jährige Demokrat, es sei nicht sehr klug gewesen, kurz vor dem Duell mehrmals um die Welt zu reisen.

    Biden steht vor dem blauen CNN-Hintergrund und schaut etwas betreten.
    "Und dann ich bin auf der Bühne fast eingeschlafen": Biden macht Müdigkeit nach internationalen Reisen für schwachen Auftritt bei TV-Duell verantwortlich. (Archivbild) (Gerald Herbert / AP / dpa)
    Er habe nicht auf seine Mitarbeiter gehört und sei dann auf der Bühne fast eingeschlafen, ergänzte Biden. Das sei keine Entschuldigung, aber eine Erklärung. Biden hatte sich während der Debatte mit seinem Herausforderer Trump mehrfach versprochen und Sätze nicht zuende gebracht. Seitdem wird verstärkt diskutiert, ob er noch die Eignung für weitere vier Jahre im Weißen Haus besitzt.

    Erster demokratischer Abgeordneter fordert Biden zum Rückzug auf

    Angesichts der Diskussion über die schwache Leistung Bidens im Fernseh-Duell hat ein erster Bundespolitiker der Demokraten den Staatschef zum Rückzug aufgefordert. Der Repräsentantenhaus-Abgeordnete Lloyd Doggett aus dem Bundesstaat Texas erklärte, er fordere Biden "respektvoll" dazu auf, die "schmerzhafte und schwierige Entscheidung" zu treffen, aus dem Rennen um die Präsidentschaft auszusteigen.
    Er habe gehofft, dass die TV-Debatte einen frischen Impuls geben würde. Doch Biden habe es versäumt, seine vielen Errungenschaften effektiv zu verteidigen und Trumps zahlreiche Lügen zu entlarven, erklärte Doggett.
    Die ehemalige Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Pelosi, attestierte Biden im US-Sender MSNBC "Urteilsvermögen und strategisches Denken". Die Demokratin räumte auf Nachfrage aber auch ein, es sei eine "berechtigte Frage", ob es sich bei seinem Auftritt "nur um eine Episode oder einen Zustand" gehandelt habe. Die 84-jährige betonte, es sei schwer, mit Trump zu debattieren, da der republikanische Ex-Präsident andauernd lüge. Beide Kandidaten müssten in der Frage nach ihrer Eignung für das Präsidentenamt einer gleich kritischen Betrachtung unterzogen werden. Pelosi fügte hinzu, sie sei keine Ärztin und könnte nicht sagen, was in den kommenden Jahren passieren werde. Aber ihrer Meinung nach werde Biden weiterhin ein "großartiger Präsident" sein.

    Treffen mit Gouverneuren geplant

    Biden will bislang an der Kandidatur für eine zweite Amtszeit festhalten. Auch einige führende Politiker der Demokraten hatten ihm öffentlich ihre Unterstützung zugesichert. Unterdessen wurde bekannt, dass der Präsident für Mittwoch alle demokratischen Gouverneure zu einem Treffen ins Weiße Haus eingeladen hat. Einige Gouverneure würden virtuell zugeschaltet, hieß es. Beobachter sehen darin ein Indiz, dass Biden nach dem schwachen TV-Auftritt bemüht ist, Unterstützer zu finden.
    Die Nachrichtenagentur Reuters meldet unter Berufung auf einen Insider, im Laufe der Woche seien zudem Treffen Bidens mit Kongressvertretern geplant. Bereits am Sonntag und Montag hatte er Telefonate mit Wahlspendern geführt, die sich besorgt über Bidens Auftritt geäußert hatten.
    Diese Nachricht wurde am 03.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.