US-Präsident Joe Biden ist auf Europa-Tour - und will nach vier Jahren Trump-Regierung die Wogen glätten, erst beim G7-Gipfel in Cornwall, dann bei Treffen mit der EU und Nato.
Am 16. Juni wird Biden beim US-Russland-Gipfel außerdem auf Wladimir Putin treffen. Das Verhältnis ist angespannt. Vor einigen Wochen hatte Biden den russischen Staatschef noch als "Mörder" bezeichnet. Putin sagte nun in einem Interview mit dem Fernsehsender NBC, die bilateralen Beziehung hätten in den letzten Jahren ihren Tiefpunkt erreicht.
Kein "Reset" der Beziehungen zu erwarten
Die Politikwissenschaftlerin Sarah Pagung von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik hat deshalb keine hohen Erwartungen an das bilaterale Treffen. "Wir können keine großen Änderungen oder Fortschritte in den russisch-amerikanischen Beziehungen erwarten", sagte sie im Dlf. Es sei vielmehr der Versuch von Biden, eine Arbeitsbeziehung zu etablieren, um bestimmte internationale Probleme, die beide Staaten gemeinsam lösen müssten, anzusprechen. Ein "Reset" der Beziehungen werde aber nicht angestrebt.
Für Biden sei Putin "ein sehr schwieriger internationaler Akteur", sagt Pagung. Beiden sei sich darüber im klaren, dass Putin auf dem internationalen Parkett ein cleverer Verhandler sei. "Er weiß, dass er Russland bei bestimmten internationalen Themen braucht." Beispielsweise bei der Wiederherstellung des Iran-Abkommens, beim Fortschreiten einer Lösung des Syrien-Konflikts oder bei einer internationalen Politik gegenüber China.
Ein weiteres Problem sei der Streit um die Pipeline Nord Stream 2. "Das ist ein großes Problem für die europäisch-russischen, deutsch-russischen Beziehungen. Aber auch für die transatlantischen Beziehungen". Hier sieht Pagung eine Art Doppelstandard: "Auf der einen Seite kritisiert man Russland sehr stark für seine Innen- und Außenpolitik. Auf der anderen Seite treibt man solche wirtschaftlichen Leuchtturmprojekte voran."