Es summt noch mächtig im Bienenstand der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart Hohenheim. Doktorandin Bettina Zimmermann öffnet ein gerade ein Bienenvolk, aber nicht um Honig oder Pollen zu ernten, sondern um die gefürchteten Varroamilben zu sammeln:
"Für Forschungszwecke benötigen wir relativ viele Milben. Einzelne Milben, wo wir untersuchen, wie die sich fortpflanzen. Und was wir hier jetzt machen ist, dass wir die Milben von den Bienen absammeln," sagt Peter Rosenkranz, der Leiter der Landesanstalt.
Rund 300 Bienen werden von einer Wabe abgeklopft und in einen kleinen Eimer gefüllt. Dazu kommt ein Esslöffel Puderzucker und das Ganze wird gut durchgeschüttelt: "Das sieht ziemlich brutal aus. Und über einem Sieb werden dann die Varroamilben von den Bienen quasi herausgeschüttelt."
Am Ende der Prozedur sind einige -zig Milben in einem gelben Behälter, die dann zur weiteren Beforschung mitgenommen werden.
Die bis zu einem Millimeter großen rötlichen Parasiten sind seit den 80er-Jahren der Schrecken der Imker in Deutschland. Sie wurden aus Asien eingeschleppt, entwickeln sich zusammen mit der Bienenbrut und ernähren sich vom Blut der Arbeitsbienen. Das schwächt die Völker und führt häufig dazu, dass ein Bienenvolk den Winter nicht überlebt.
Und im kommenden Winter ist die Gefahr besonders groß, aus zwei Gründen so Peter Rosenkranz. Erstens: "Wir hatten einen sehr milden Winter, wo die Völker teilweise durchgebrütet haben, einen sehr frühen Saisonbeginn im März. Es war ein gutes Jahr für die Bienen und ein gutes Jahr für die Bienen heißt auch ein gutes Jahr für die Varroamilbe."
Zweitens hat sich in den vergangenen Jahren die Methode etabliert, die Bienenstöcke regelmäßig mit Ameisensäure zu behandeln, was zu einem teilweisen Absterben der Milben führt. Mit dieser Behandlung ist es aber in diesem Sommer schwierig:
"Der Beginn der Sommerbehandlung, die sehr, sehr wichtig ist, um die Winterbienen zu schützen, die jetzt gebildet werden. Die wird generell mit Ameisensäure durchgeführt und die braucht relativ warmes, trockenes Wetter und das hatten wir definitiv im August nicht."
Noch sei es nicht möglich, so Rosenkranz weiter, zu prognostizieren, welcher Anteil von Bienenvölkern den nächsten Winter nicht überlebt, das hänge unter anderem vom Wetter in den kommenden beiden Wochen ab.
Grundsätzlich hat sich die Bekämpfung der Milben verbessert
Das Leben der Imker mit der Varroamilbe ist also schwieriger geworden, dennoch habe man sich grundsätzlich auf den Schädling eingestellt, so Rosenkranz - und der Bestand der Bienenzucht sei grundsätzlich nicht gefährdet.
"Das ist immer ein Wettlauf, dass man irgendwann vielleicht neue Bekämpfungsverfahren hat. Aber eine komplette Lösung, so wie es sich manche vielleicht vorstellen, wird es einfach nicht geben."
Obwohl gerade die Landesanstalt für Bienenkunde in Hohenheim, die an die Universität angebunden ist, intensiv nach neuen Wegen sucht, um den Schädling zu bekämpfen. Ein Weg könnte das aktuelle Forschungsprojekt sein, nämlich die Sexuallockstoffe, die Pheromone der Milbe zu entschlüsseln. Dieser erste Schritt ist in Hohenheim bereits gelungen. Jetzt wird erforscht, ob man mit einer Überdisis Pheromone das komplizierte Fortpflanzungssystem der Milbe steuern kann:
"Wir versuchen jetzt, dieses ganze System zu verwirren, indem wir ein Übermaßen von diesen Sexualduftstoffen hineinzugeben und schauen dann, wie das Männchen eventuell nicht mehr in der Lage ist, das Weibchen zu erkennen und dann verhaltensgestört ist."
Das Ergebnis der Forschung wird, so die Prognose von Rosenkranz, nicht das Ende der Varroamilbe sein, aber vielleicht doch ein Teil eines Bekämpfungskonzeptes der Milbe, dass sich im Laufe der Zeit immer besser einspielt – und die Verluste der Imker geringer macht.