Manuel Schnabel sieht zufrieden aus. Der blonde Schüler lernt die Arbeit im Gärkeller 1 kennen. Ein Mitarbeiter der Schneider-Brauerei zeigt ihm, wie er einen der zehn Riesenbottiche verschließt, damit der gereinigt werden kann. 33.000 Liter passen in die mattgrauen Gefäße hinein, in denen Malzzucker zu Alkohol vergärt.
"Von der Schule aus haben wir Betriebspraktikum machen müssen. Und da mein Herz einfach schon immer für Schneider-Weisse geschlagen hat, deswegen wollt ich halt unbedingt hier Praktikum machen, weil des schon eine ewige Tradition bei meiner Verwandtschaft war. Meine Uroma, die waren alle hier, die haben alle da gearbeitet. Und deswegen, das ist halt eine Tradition bei uns."
Dass mehrere Generationen einer Familie in der Brauerei arbeiten, ist keine Seltenheit. Und sollte aus Manuels Praktikum einmal mehr werden, winken ihm zinsgünstige Darlehen, ein steuerfrei ausbezahlter Kindergartenzuschuss und eine großzügige Firmenpension. Typisch für einen Familienbetrieb: Die Privatbrauerei sorgt für ihre Mitarbeiter.
Christian Seidel tritt in den turnhallengroßen Raum, um eine chemische Analyse durchzuführen. Der Leiter der Qualitätssicherung ist begeistert, sich seine Arbeitszeit frei einteilen zu können, solang er die Abteilungsziele erreicht, auch dies ein Grund dafür, dass das Unternehmen den Preis als Arbeitgeber des Jahres bekommt.
"Ich möchte mal behaupten, es ist keine Überraschung jetzt für Mitarbeiter, die schon länger in der Firma sind, weil: Wir haben wenig Personalfluktuation, wir haben sehr gut ausgebildete Fachkräfte. Und vor allen Dingen, es sind Fachkräfte, die sehr häufig auf Schulungen, Seminare, Weiterbildungen geschickt werden."
Mit wem man auch spricht bei Schneider & Sohn, ihre Zufriedenheit betonen die meisten - auch Braumeister Horst-Peter Drexler:
"Unser Stil der Mitarbeiterführung, wie er hier gepflegt wird, also ich denke schon, dass das einzigartig ist. Es wird hier sehr offen kommuniziert, vor allem auch vom Chef her. Der Georg Schneider ist ein sehr offener Mensch."
Der geschäftsführende Gesellschafter ist der sechste Georg, der das Unternehmen seit dessen Gründung 1864 führt, schon als Kind spielte er in der Brauerei. Sein Vater, intern Georg V. genannt, hatte den Betrieb vom Großvater übernommen, nachdem er gemerkt hatte, dass er als studierter Klavierspieler nicht so gut sein würde wie als Bierbrauer. Der aktuelle Firmenchef übernahm den Betrieb zum Jahrtausendwechsel und baute die hauseigene Schneider-Weisse-Akademie aus: ein Fortbildungszentrum, in dem Mitarbeiter regelmäßig geschult werden:
"Diese Lernprozesse stoßen wir aktiv an: Mit dem jährlichen Mitarbeiter-Jahresgespräch, das der Vorgesetzte mit seinem Mitarbeiter führt, werden diese Aspekte beleuchtet, werden Schulungswünsche der Mitarbeiter eruiert. Und es wird festgelegt, welche Schulungsmaßnahmen im laufenden Jahr ergriffen werden."
Teamleitung oder Zeitmanagement stehen dann auf dem Programm, aber auch die Frage, worauf beim Formulieren von Geschäftspost zu achten ist. Zwischen drei und fünf Tagen Weiterbildung nimmt jeder Mitarbeiter pro Jahr in Anspruch, für Georg Schneider eine sinnvolle Investition, um den Betrieb zu verbessern. Doch beim Streben nach höheren Zielen ist ihm auch die Bodenhaftung wichtig:
"Ein Unternehmen ist ja eigentlich wie ein lebendiger Organismus. Ich vergleiche es gern mit einem Baum. Ein Baum hat Äste im Himmel und Wurzeln im Boden. Und wenn ein Baum seine Äste weit in den Himmel hinausstrecken will und das stabil halten will, dann muss er auch dafür sorgen, dass er seine Wurzeln tief in die Erde bohrt. Und so ist es mit den Mitarbeitern und den regionalen Wurzeln auch. Wenn Sie irgendwann beschlossen haben, Sie haben die ganze Welt als potenziellen Markt vor sich, dann ist es ganz wichtig, dass Sie ganz stabil und fest verwurzelt sind."
56 Prozent der Weißbierflaschen verkauft Schneider in Bayern, auf dem regionalen Markt ist das Weißbier fest verankert. 30 Prozent werden im Rest der Republik abgesetzt, immerhin 14 Prozent auf dem Weltmarkt vertrieben.
40.000 Flaschen pro Stunde laufen über ein Transportband in der Abfüllhalle. Maschinell bekommen sie zwei Etiketten aufgeklebt und werden schließlich in blaue Bierkisten einsortiert. Die modernen Produktionsanlagen stehen für Braumeister Drexler keinesfalls im Widerspruch zum traditionellen Brauverfahren, das hier ungeachtet der Erfolge von Biermischgetränken weiter angewandt wird:
"Wir brauen unser Bier nach einem ganz alten Rezept. Das stammt immer noch vom Gründer der Brauerei, von Georg Schneider I. Wir haben da eigentlich nichts Wesentliches verändert. Wir machen es heute mit sehr modernen Maschinen natürlich. Aber die Rezeptur an sich, die Rohstoffe, das ist alles das Gleiche."
Inzwischen ist der Betrieb die letzte große deutsche Brauerei, die auf die offene Gärung setzt. Seit rund 50 Jahren wird das Bier ausschließlich in Kelheim hergestellt. Im Krieg wurde die Münchner Produktionsstätte zerstört, die aufgekaufte Anlage zwischen Regensburg und Ingolstadt blieb erhalten. Doch Georg IV., den die Nationalsozialisten von der Firmenleitung entbunden hatten, weil er sich weigerte, Parteimitglied zu werden, wollte am Standort München festhalten. Georg V. aber beschloss dann 1956, München aufzugeben. Bis heute ist die Landeshauptstadt zwar offizieller Firmensitz, produziert wird aber nur noch in Kelheim - und das zukünftig besonders ökologisch, ein weiterer Grund für die Preisvergabe:
"Ich denke, dass Klimaschutz das zentrale Thema der Menschheit ist. Und zum zweiten halte ich es für wenig sinnvoll, eine tatsächlich beschränkte Ressource, die unglaublich wertvoll als Rohstoff ist, nämlich Öl, einfach zu verheizen. Das ist eine Schande für die nachfolgenden Generationen, was wir hier im Moment betreiben. Und wir haben uns mit dem Thema Holzhackschnitzel beschäftigt. Und wir werden nächstes Jahr die Anlage in Betrieb nehmen. Und ganz flapsig kann man es natürlich auch so betrachten: Die Waldbauern hier in der Region, die trinken mein Bier - die arabischen Ölscheichs und russischen Gas-Barone tun es nicht."
"Von der Schule aus haben wir Betriebspraktikum machen müssen. Und da mein Herz einfach schon immer für Schneider-Weisse geschlagen hat, deswegen wollt ich halt unbedingt hier Praktikum machen, weil des schon eine ewige Tradition bei meiner Verwandtschaft war. Meine Uroma, die waren alle hier, die haben alle da gearbeitet. Und deswegen, das ist halt eine Tradition bei uns."
Dass mehrere Generationen einer Familie in der Brauerei arbeiten, ist keine Seltenheit. Und sollte aus Manuels Praktikum einmal mehr werden, winken ihm zinsgünstige Darlehen, ein steuerfrei ausbezahlter Kindergartenzuschuss und eine großzügige Firmenpension. Typisch für einen Familienbetrieb: Die Privatbrauerei sorgt für ihre Mitarbeiter.
Christian Seidel tritt in den turnhallengroßen Raum, um eine chemische Analyse durchzuführen. Der Leiter der Qualitätssicherung ist begeistert, sich seine Arbeitszeit frei einteilen zu können, solang er die Abteilungsziele erreicht, auch dies ein Grund dafür, dass das Unternehmen den Preis als Arbeitgeber des Jahres bekommt.
"Ich möchte mal behaupten, es ist keine Überraschung jetzt für Mitarbeiter, die schon länger in der Firma sind, weil: Wir haben wenig Personalfluktuation, wir haben sehr gut ausgebildete Fachkräfte. Und vor allen Dingen, es sind Fachkräfte, die sehr häufig auf Schulungen, Seminare, Weiterbildungen geschickt werden."
Mit wem man auch spricht bei Schneider & Sohn, ihre Zufriedenheit betonen die meisten - auch Braumeister Horst-Peter Drexler:
"Unser Stil der Mitarbeiterführung, wie er hier gepflegt wird, also ich denke schon, dass das einzigartig ist. Es wird hier sehr offen kommuniziert, vor allem auch vom Chef her. Der Georg Schneider ist ein sehr offener Mensch."
Der geschäftsführende Gesellschafter ist der sechste Georg, der das Unternehmen seit dessen Gründung 1864 führt, schon als Kind spielte er in der Brauerei. Sein Vater, intern Georg V. genannt, hatte den Betrieb vom Großvater übernommen, nachdem er gemerkt hatte, dass er als studierter Klavierspieler nicht so gut sein würde wie als Bierbrauer. Der aktuelle Firmenchef übernahm den Betrieb zum Jahrtausendwechsel und baute die hauseigene Schneider-Weisse-Akademie aus: ein Fortbildungszentrum, in dem Mitarbeiter regelmäßig geschult werden:
"Diese Lernprozesse stoßen wir aktiv an: Mit dem jährlichen Mitarbeiter-Jahresgespräch, das der Vorgesetzte mit seinem Mitarbeiter führt, werden diese Aspekte beleuchtet, werden Schulungswünsche der Mitarbeiter eruiert. Und es wird festgelegt, welche Schulungsmaßnahmen im laufenden Jahr ergriffen werden."
Teamleitung oder Zeitmanagement stehen dann auf dem Programm, aber auch die Frage, worauf beim Formulieren von Geschäftspost zu achten ist. Zwischen drei und fünf Tagen Weiterbildung nimmt jeder Mitarbeiter pro Jahr in Anspruch, für Georg Schneider eine sinnvolle Investition, um den Betrieb zu verbessern. Doch beim Streben nach höheren Zielen ist ihm auch die Bodenhaftung wichtig:
"Ein Unternehmen ist ja eigentlich wie ein lebendiger Organismus. Ich vergleiche es gern mit einem Baum. Ein Baum hat Äste im Himmel und Wurzeln im Boden. Und wenn ein Baum seine Äste weit in den Himmel hinausstrecken will und das stabil halten will, dann muss er auch dafür sorgen, dass er seine Wurzeln tief in die Erde bohrt. Und so ist es mit den Mitarbeitern und den regionalen Wurzeln auch. Wenn Sie irgendwann beschlossen haben, Sie haben die ganze Welt als potenziellen Markt vor sich, dann ist es ganz wichtig, dass Sie ganz stabil und fest verwurzelt sind."
56 Prozent der Weißbierflaschen verkauft Schneider in Bayern, auf dem regionalen Markt ist das Weißbier fest verankert. 30 Prozent werden im Rest der Republik abgesetzt, immerhin 14 Prozent auf dem Weltmarkt vertrieben.
40.000 Flaschen pro Stunde laufen über ein Transportband in der Abfüllhalle. Maschinell bekommen sie zwei Etiketten aufgeklebt und werden schließlich in blaue Bierkisten einsortiert. Die modernen Produktionsanlagen stehen für Braumeister Drexler keinesfalls im Widerspruch zum traditionellen Brauverfahren, das hier ungeachtet der Erfolge von Biermischgetränken weiter angewandt wird:
"Wir brauen unser Bier nach einem ganz alten Rezept. Das stammt immer noch vom Gründer der Brauerei, von Georg Schneider I. Wir haben da eigentlich nichts Wesentliches verändert. Wir machen es heute mit sehr modernen Maschinen natürlich. Aber die Rezeptur an sich, die Rohstoffe, das ist alles das Gleiche."
Inzwischen ist der Betrieb die letzte große deutsche Brauerei, die auf die offene Gärung setzt. Seit rund 50 Jahren wird das Bier ausschließlich in Kelheim hergestellt. Im Krieg wurde die Münchner Produktionsstätte zerstört, die aufgekaufte Anlage zwischen Regensburg und Ingolstadt blieb erhalten. Doch Georg IV., den die Nationalsozialisten von der Firmenleitung entbunden hatten, weil er sich weigerte, Parteimitglied zu werden, wollte am Standort München festhalten. Georg V. aber beschloss dann 1956, München aufzugeben. Bis heute ist die Landeshauptstadt zwar offizieller Firmensitz, produziert wird aber nur noch in Kelheim - und das zukünftig besonders ökologisch, ein weiterer Grund für die Preisvergabe:
"Ich denke, dass Klimaschutz das zentrale Thema der Menschheit ist. Und zum zweiten halte ich es für wenig sinnvoll, eine tatsächlich beschränkte Ressource, die unglaublich wertvoll als Rohstoff ist, nämlich Öl, einfach zu verheizen. Das ist eine Schande für die nachfolgenden Generationen, was wir hier im Moment betreiben. Und wir haben uns mit dem Thema Holzhackschnitzel beschäftigt. Und wir werden nächstes Jahr die Anlage in Betrieb nehmen. Und ganz flapsig kann man es natürlich auch so betrachten: Die Waldbauern hier in der Region, die trinken mein Bier - die arabischen Ölscheichs und russischen Gas-Barone tun es nicht."