Am frühen Vormittag sitzt Aude Léveillé im kleinen Büro der Accorderie im 14. Pariser Arrondissement hinter dem Computer. Arlette Delon neben ihr, im langen Sommerkleid und mit Hut, möchte ihr Zeitkonto einsehen. Wie viele Stunden sie Angebote angenommen und wie viel Zeit sie im Gegenzug schon angeboten hat.
"Ich wohne hier alleine. Meine Kinder leben in den USA. Wenn bei mir zu Hause etwas zu richten ist – kann ich das nicht."
Deshalb hat die ältere Frau sich vor ein paar Wochen bei der Accorderie eingeschrieben.
"Drei Leute sind seitdem schon bei mir gewesen. Der eine hat mir mit meinem Computer geholfen, der nächste hat meine Toilette repariert. Und der Dritte, Pierre, hat sehr viel repariert, ein Stück vom Parkettboden, ein Fenster, eine Tür. Der Mann kann wirklich alles."
Die Leute, die ins Haus kommen, seien irgendwie keine Fremden, meint sie, sie seien ja schon bei der Accorderie eingeschrieben. Und auch hier sieht man sich immer wieder. Arlette Delon bietet im Gegenzug Englisch und Russisch-Kurse an.
"Wir versuchen hier wirklich, alle Kompetenzen zu würdigen – erklärt Aude Léveillé, die für die Organisation zuständig ist und von einer Stiftung sowie der Stadt bezahlt wird.
"Jeder hat Talente. Die finden wir zusammen heraus. Und wenn jemand nicht Kochen oder Nähen anbieten kann, dann kann er immer noch jemandem bei den Einkäufen helfen oder Kindern bei den Hausaufgaben. Wir lassen uns also beim ersten Treffen sehr viel Zeit, um herauszufinden, was jemand anbieten kann."
An den Wänden hängen große weiße Din-A3-Blätter mit langen Listen darauf. Aude Léveillé fährt mit dem Finger über die Zeilen.
"Hier sind alle Dienste aufgelistet, die angeboten werden – in verschiedenen Kategorien: hier zum Beispiel: "Personen begleiten" – zu Terminen, zu Behördengängen – und dazu werden die verschiedenen Leute genannt, die das anbieten."
Den Kontakt stellt Aude Léveille über das Büro her oder diejenigen, die sich eingeschrieben haben, übernehmen das selbst im Internet. Innerhalb von vier Monaten haben sich rund 100 sogenannte "Accordeurs" gemeldet – also Leute, die hier Dienste und Aktivitäten anbieten – im Austausch. Alles ohne Geld, man tauscht nur die Zeit.
An einem großen Holztisch sitzt eine junge Frau und trinkt Kaffee. Seit drei Monaten ist sie arbeitslos, erzählt sie und hat jetzt viel Zeit. Demnächst wird sie sich mit einer anderen jungen Frau treffen, die ebenfalls auf der Suche nach Arbeit ist, um ihr bei einer Bewerbung zu helfen. Die wiederum wird mit ihr dafür für den Pariser Marathon trainieren. Gleich zwei Wochen nachdem die 28-Jährige bei der Accorderie eingeschrieben war, bot ihr jemand aus einem kleinen Dorf, der von der Pariser Einrichtung gehört hatte, an, drei Tage aufs Land zu fahren:
"Man zahlt nichts, aber man bringt etwas zu essen mit oder man kocht. Es geht darum, sich mit den Menschen auszutauschen, und es ist wie, wenn man in den Urlaub fährt."
In einem Häuserblock eine paar U-Bahn-Stationen weiter haben sich Lydia und Emily zum Nähen verabredet. In ihrem kleinen Appartement deutet Lydia auf eine Nähmaschine, die auf dem Tisch steht.
"Deshalb ist Emily hierher gekommen. Sie hat keine Nähmaschine und weiß nicht, wie man damit umgeht. Meines Erachtens dreht sich heute alles ein bisschen viel ums Geld,"
meint Lydia.
"Natürlich brauchen wir alle Geld, aber wir vergessen ein bisschen das Wesentliche. Durch die Accorderie können sich Menschen der verschiedenen sozialen Schichten treffen."
Neben dem Nähen bietet sie unter anderem an, Katze zu betreuen von Leuten, die im Urlaub sind. Dagegen wünscht sie sich zu lernen, wie man marokkanisches Gebäck macht:
"Diese Kochkurse kosten sehr viel und laufen nach einem bestimmten Format ab. Ich würde das gern in einer Familie lernen, mit Familien-Rezepten. Das wäre für mich interessanter als in einem Kochkurs, wo ich 50 oder 60 Euro bezahle."
Sie habe schon lange nach so einer Initiative gesucht, erzählt Emily. Sie finde es schade, sich mit den Nachbarn – gerade wenn sie aus anderen Kulturen kommen – so wenig zu begegnen.
"Ich finde das so idiotisch. Wir haben wirklich vergessen, dass die einfachste und älteste Form, wie wir lernen die ist, sich darüber auszutauschen, was man kann."
"Ich wohne hier alleine. Meine Kinder leben in den USA. Wenn bei mir zu Hause etwas zu richten ist – kann ich das nicht."
Deshalb hat die ältere Frau sich vor ein paar Wochen bei der Accorderie eingeschrieben.
"Drei Leute sind seitdem schon bei mir gewesen. Der eine hat mir mit meinem Computer geholfen, der nächste hat meine Toilette repariert. Und der Dritte, Pierre, hat sehr viel repariert, ein Stück vom Parkettboden, ein Fenster, eine Tür. Der Mann kann wirklich alles."
Die Leute, die ins Haus kommen, seien irgendwie keine Fremden, meint sie, sie seien ja schon bei der Accorderie eingeschrieben. Und auch hier sieht man sich immer wieder. Arlette Delon bietet im Gegenzug Englisch und Russisch-Kurse an.
"Wir versuchen hier wirklich, alle Kompetenzen zu würdigen – erklärt Aude Léveillé, die für die Organisation zuständig ist und von einer Stiftung sowie der Stadt bezahlt wird.
"Jeder hat Talente. Die finden wir zusammen heraus. Und wenn jemand nicht Kochen oder Nähen anbieten kann, dann kann er immer noch jemandem bei den Einkäufen helfen oder Kindern bei den Hausaufgaben. Wir lassen uns also beim ersten Treffen sehr viel Zeit, um herauszufinden, was jemand anbieten kann."
An den Wänden hängen große weiße Din-A3-Blätter mit langen Listen darauf. Aude Léveillé fährt mit dem Finger über die Zeilen.
"Hier sind alle Dienste aufgelistet, die angeboten werden – in verschiedenen Kategorien: hier zum Beispiel: "Personen begleiten" – zu Terminen, zu Behördengängen – und dazu werden die verschiedenen Leute genannt, die das anbieten."
Den Kontakt stellt Aude Léveille über das Büro her oder diejenigen, die sich eingeschrieben haben, übernehmen das selbst im Internet. Innerhalb von vier Monaten haben sich rund 100 sogenannte "Accordeurs" gemeldet – also Leute, die hier Dienste und Aktivitäten anbieten – im Austausch. Alles ohne Geld, man tauscht nur die Zeit.
An einem großen Holztisch sitzt eine junge Frau und trinkt Kaffee. Seit drei Monaten ist sie arbeitslos, erzählt sie und hat jetzt viel Zeit. Demnächst wird sie sich mit einer anderen jungen Frau treffen, die ebenfalls auf der Suche nach Arbeit ist, um ihr bei einer Bewerbung zu helfen. Die wiederum wird mit ihr dafür für den Pariser Marathon trainieren. Gleich zwei Wochen nachdem die 28-Jährige bei der Accorderie eingeschrieben war, bot ihr jemand aus einem kleinen Dorf, der von der Pariser Einrichtung gehört hatte, an, drei Tage aufs Land zu fahren:
"Man zahlt nichts, aber man bringt etwas zu essen mit oder man kocht. Es geht darum, sich mit den Menschen auszutauschen, und es ist wie, wenn man in den Urlaub fährt."
In einem Häuserblock eine paar U-Bahn-Stationen weiter haben sich Lydia und Emily zum Nähen verabredet. In ihrem kleinen Appartement deutet Lydia auf eine Nähmaschine, die auf dem Tisch steht.
"Deshalb ist Emily hierher gekommen. Sie hat keine Nähmaschine und weiß nicht, wie man damit umgeht. Meines Erachtens dreht sich heute alles ein bisschen viel ums Geld,"
meint Lydia.
"Natürlich brauchen wir alle Geld, aber wir vergessen ein bisschen das Wesentliche. Durch die Accorderie können sich Menschen der verschiedenen sozialen Schichten treffen."
Neben dem Nähen bietet sie unter anderem an, Katze zu betreuen von Leuten, die im Urlaub sind. Dagegen wünscht sie sich zu lernen, wie man marokkanisches Gebäck macht:
"Diese Kochkurse kosten sehr viel und laufen nach einem bestimmten Format ab. Ich würde das gern in einer Familie lernen, mit Familien-Rezepten. Das wäre für mich interessanter als in einem Kochkurs, wo ich 50 oder 60 Euro bezahle."
Sie habe schon lange nach so einer Initiative gesucht, erzählt Emily. Sie finde es schade, sich mit den Nachbarn – gerade wenn sie aus anderen Kulturen kommen – so wenig zu begegnen.
"Ich finde das so idiotisch. Wir haben wirklich vergessen, dass die einfachste und älteste Form, wie wir lernen die ist, sich darüber auszutauschen, was man kann."