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Bieterkampf um Industriekonzern
Paris steigt selbst bei Alstom ein

Frankreichs angeschlagene Industrie-Ikone Alstom: Lange sah es so aus, als käme entweder der US-Konzern General Electric zum Zug oder der deutsche Konkurrent Siemens. Nun hat die französische Regierung eine überraschende Wende eingeleitet.

    Frankreich lehnt beide vorgelegten Offerten für Alstom ab. Sowohl Siemens und Mitsubishi Heavy Industries als auch General Electric (GE) hätten keine ausreichenden Angebote vorgelegt, sagte Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg in Paris. Der Staat werde nun selbst größter Anteilseigner von Alstom und übernehme dazu 20 Prozent der Anteile vom bisherigen Hauptaktionär Bouygues. Dazu liefen die Gespräche; die Regierung werde die Aktien zum Marktpreis übernehmen.
    Der Wirtschaftsminister fügte hinzu, er sei ermächtigt, eine Übernahme des Konzerns per Dekret zu stoppen. An den US-Bieter General Electric habe er nun neue Forderungen gestellt, berichtet unsere Korrespondentin Ursula Welter, darunter:
    • Im Bereich Nukleartechnik, Dampfturbinen, erneuerbare Energien werden Allianzen gebildet. Beim Atomgeschäft will die französische Regierung eine sogenannte "Goldene Aktie" halten, also Vetorechte haben. Der Wirtschaftsminister sprach von einer Kooperation mit jeweils 50 Prozent von Alstom und General Electric.
    • Der Aufsichtsrat von Alstom muss mit Franzosen besetzt werden.
    • Die Zusammenarbeit mit dem Stromkonzern Électricité de France sowie dem Industriekonzern Areva muss erhalten bleiben.
    Die Regierung werde nun mit GE über ein neues Angebot verhandeln, sagte Montebourg. Werde Frankreichs Einstieg bei Alstom nicht akzeptiert, werde die Regierung das GE-Angebot blockieren. Mit diesem Sanierungsplan werde Alstom erhalten, das Unternehmen entschuldet. Die Souveränität im Energiebereich sei gesichert. Die GE-Geschäftsführung wird nun den Plan der französischen Regierung prüfen.
    Siemens und die Bedenken wegen des EU-Kartellrechts
    Das gemeinsame Angebot von Siemens und Mitsubishi nannte Montebourg "ernsthaft, aber die Regierung hat ihre Entscheidung gefällt". General Electric wollte zunächst für 12,35 Milliarden Euro die komplette Energiesparte von Alstom kaufen. Siemens und Mitsubishi Heavy Industries boten zusammen 8,2 Milliarden Euro in bar.
    Der Münchner Siemens-Konzern hatte es vor allem auf das Geschäft mit Gasturbinen abgesehen. Das Siemens-Angebot werde auch wegen Beschränkungen durch die Europäische Union abgelehnt, sagte Montebourg. Siemens und GE wollten zu der Entscheidung Frankreichs zunächst keine Stellung nehmen. Auch Alstom hatte sich von Anfang an für das GE-Angebot und gegen Siemens ausgesprochen.
    (sdö/tgs)