Manfred Kloiber: Durch die ganzen Enthüllungen in der schwelenden Geheimdienstaffäre ist eine Informationstechnik in ein ganz seltsames Fahrwasser geraten – nämlich Big Data. Das Erkennen von Mustern und Generieren von relevanten Informationen aus einem großen Haufen von strukturierten und unstrukturierten Daten. Big Data gilt ja in der Branche als die Schlüsseltechnologie für große Bereiche von Forschung und Industrie. Auf der anderen Seite ist Big Data aus Sicht des Datenschutzes ein riesiges Einfallstor für die Rundum-Erfassung des Menschen durch Automaten. In diesem Spannungsfeld hat sich die Gesellschaft für Informatik dazu entschlossen, der Politik Handlungsempfehlungen zu geben, wie Big Data und die Firmen, die sich damit beschäftigen, gefördert werden können, ohne den Datenschutz außen vor zu lassen. Darüber habe ich auf den Big-Data-Days Anfang der Woche in Berlin mit dem Präsidenten der GI, Professor Oliver Günther, gesprochen.
Oliver Günther: Big Data ist ein hochgradig interdisziplinäres Thema, das nicht nur als technische Herausforderung gesehen werden darf, sondern als strategische Herausforderung für Entscheidungsträger in Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung. Daraus ergeben sich Handlungsempfehlungen an die Politik, dieses Thema als übergreifendes Thema auch ernst zu nehmen. Wir müssen natürlich bei zukünftigen Fördermaßnahmen auf die Weiterentwicklung der Technologie abheben, aber im konkreten Anwendungskontext. Also wie kann Big Data helfen, wirtschaftliche Entscheidungen rationaler zu fällen, wie kann Big Data dabei helfen, in der Medizin Durchbrüche mit zu gestalten? Wie kann Big Data dazu beitragen, unsere Verkehrsverhältnisse zu verbessern? Anhand dieser konkreten Anwendungsbeispiele und mit der, in der Zusammenarbeit zwischen Informatikern, Statistikern, aber eben auch Politik, Wirtschaft und Verwaltung lässt sich aus Big Data das Beste von unserer Gesellschaft herausholen.
Kloiber: Nun ist ja Big Data in den letzten Tagen eher negativ aufgefallen dadurch, dass wir wissen, dass zum Beispiel Geheimdienste natürlich auch Big-Data-Methoden anwenden, um möglichst viel über die Bevölkerung oder die Bevölkerung anderer Staaten kennenzulernen. Und man hat bei Big Data immer auch einen sehr kritischen Blick auf das Thema Datenschutz. Was sind denn da Ihre konkreten Antworten, die sie der Politik mit auf den Weg geben?
Günther: In der Tat: Big Data ist wie viele Technologien janusköpfig. Es gibt positive Potenziale, es gibt in der Tat auch Gefahren. Das ist auch nicht neu. Ich denke, wir müssen jetzt mit dieser Janusköpfigkeit auch umgehen. Wir wollen die positiven Potenziale nutzen, aber wir wollen auch zusehen, dass dabei unsere kulturspezifischen und in unserer Gesetzgebung vorgesehenen Datenschutz- und Sicherheitsbestimmungen weiterhin gelten. Da muss man sich dann notfalls auch abgrenzen von Infrastrukturen anderer Länder, in denen andere Gesetze und andere kulturell geprägte Vorstellungen gelten. Ich denke, dass Datenschutz made in Germany auch eine Marke werden kann. Wir haben in Deutschland mit Datenschutz zur Sicherheit lange und tiefgreifende Erfahrungen, die wir nun auch einsetzen können, um Big-Data-Technologien und Cloud-Technologien so zu gestalten, dass Datenschutzvorstellungen unterschiedlicher Kulturen Rechnung getragen werden kann.
Kloiber: Es geht ja beim Thema Big Data nicht allein nur um persönliche oder soziale Daten, sondern es geht vor allen Dingen um Daten, die von Maschinen für Maschinen generiert werden – ein riesengroßes Thema auch im Kontext von Industrie 4.0. Hat hier Deutschland dann eine besonders große Kompetenz, die es gilt rauszuspielen?
Günther: Auch da spielen natürlich vielleicht weniger persönliche Datenschutzaspekte, aber doch Sicherheitsaspekte eine wichtige Rolle. Wir müssen Wege finden, wie auch der schwäbische Mittelständler über internetbasierte Cloud-Lösungen Big-Data-Lösungen einsetzen kann, ohne dass er Gefahr läuft, dass seine Betriebsdaten, seine Abläufe, seine Kronjuwelen, wenn Sie so wollen, den Mitbewerbern zur Kenntnis gegeben werden. Und da muss eben auch der Fall einkalkuliert werden, dass in der Leitung oder womöglich auch beim Cloud-Anbieter jemand sitzt, der eben andere Ziele verfolgt.
Kloiber: Warum hat sich eigentlich die Gesellschaft für Informatik entschlossen, hier konkret in diesem Feld Big Data Handlungsempfehlungen an die Politik abzugeben? Warum macht das Ihr Berufsverband der Informatiker?
Günther: Die Gesellschaft für Informatik sieht sich schon in der gesellschaftlichen Verantwortung dazu beizutragen, dass Informatik, Informationstechnologie bestmöglich für unsere Gesellschaft genutzt wird. Die Informatik hat eine enorme Erfolgsgeschichte hinter sich. Aber natürlich erwächst daraus auch die Verantwortung der Politik, Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Verwaltung zu helfen, Informatik bestmöglich einzusetzen. Bestmöglich für die Bürgerinnen und Bürger, bestmöglich für die gesamte Gesellschaft, auch für die Volkswirtschaft natürlich. Das geht manchmal im Wettbewerb mit anderen Ländern, das geht manchmal gemeinsam mit anderen Ländern. Aber als Gesellschaft für Informatik mit 20.000 Mitgliedern, denke ich, sind wir gut aufgestellt, hier Beistand, Rat zu leisten. Das tun wir gerne. Und Big Data ist so ein Thema, wo, denke ich, genau diese Kompetenztechnik im Verbund mit Verständnis für soziale und wirtschaftliche und politische Prozesse gut gebraucht wird. Und da tragen wir gerne dazu bei.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Oliver Günther: Big Data ist ein hochgradig interdisziplinäres Thema, das nicht nur als technische Herausforderung gesehen werden darf, sondern als strategische Herausforderung für Entscheidungsträger in Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung. Daraus ergeben sich Handlungsempfehlungen an die Politik, dieses Thema als übergreifendes Thema auch ernst zu nehmen. Wir müssen natürlich bei zukünftigen Fördermaßnahmen auf die Weiterentwicklung der Technologie abheben, aber im konkreten Anwendungskontext. Also wie kann Big Data helfen, wirtschaftliche Entscheidungen rationaler zu fällen, wie kann Big Data dabei helfen, in der Medizin Durchbrüche mit zu gestalten? Wie kann Big Data dazu beitragen, unsere Verkehrsverhältnisse zu verbessern? Anhand dieser konkreten Anwendungsbeispiele und mit der, in der Zusammenarbeit zwischen Informatikern, Statistikern, aber eben auch Politik, Wirtschaft und Verwaltung lässt sich aus Big Data das Beste von unserer Gesellschaft herausholen.
Kloiber: Nun ist ja Big Data in den letzten Tagen eher negativ aufgefallen dadurch, dass wir wissen, dass zum Beispiel Geheimdienste natürlich auch Big-Data-Methoden anwenden, um möglichst viel über die Bevölkerung oder die Bevölkerung anderer Staaten kennenzulernen. Und man hat bei Big Data immer auch einen sehr kritischen Blick auf das Thema Datenschutz. Was sind denn da Ihre konkreten Antworten, die sie der Politik mit auf den Weg geben?
Günther: In der Tat: Big Data ist wie viele Technologien janusköpfig. Es gibt positive Potenziale, es gibt in der Tat auch Gefahren. Das ist auch nicht neu. Ich denke, wir müssen jetzt mit dieser Janusköpfigkeit auch umgehen. Wir wollen die positiven Potenziale nutzen, aber wir wollen auch zusehen, dass dabei unsere kulturspezifischen und in unserer Gesetzgebung vorgesehenen Datenschutz- und Sicherheitsbestimmungen weiterhin gelten. Da muss man sich dann notfalls auch abgrenzen von Infrastrukturen anderer Länder, in denen andere Gesetze und andere kulturell geprägte Vorstellungen gelten. Ich denke, dass Datenschutz made in Germany auch eine Marke werden kann. Wir haben in Deutschland mit Datenschutz zur Sicherheit lange und tiefgreifende Erfahrungen, die wir nun auch einsetzen können, um Big-Data-Technologien und Cloud-Technologien so zu gestalten, dass Datenschutzvorstellungen unterschiedlicher Kulturen Rechnung getragen werden kann.
Kloiber: Es geht ja beim Thema Big Data nicht allein nur um persönliche oder soziale Daten, sondern es geht vor allen Dingen um Daten, die von Maschinen für Maschinen generiert werden – ein riesengroßes Thema auch im Kontext von Industrie 4.0. Hat hier Deutschland dann eine besonders große Kompetenz, die es gilt rauszuspielen?
Günther: Auch da spielen natürlich vielleicht weniger persönliche Datenschutzaspekte, aber doch Sicherheitsaspekte eine wichtige Rolle. Wir müssen Wege finden, wie auch der schwäbische Mittelständler über internetbasierte Cloud-Lösungen Big-Data-Lösungen einsetzen kann, ohne dass er Gefahr läuft, dass seine Betriebsdaten, seine Abläufe, seine Kronjuwelen, wenn Sie so wollen, den Mitbewerbern zur Kenntnis gegeben werden. Und da muss eben auch der Fall einkalkuliert werden, dass in der Leitung oder womöglich auch beim Cloud-Anbieter jemand sitzt, der eben andere Ziele verfolgt.
Kloiber: Warum hat sich eigentlich die Gesellschaft für Informatik entschlossen, hier konkret in diesem Feld Big Data Handlungsempfehlungen an die Politik abzugeben? Warum macht das Ihr Berufsverband der Informatiker?
Günther: Die Gesellschaft für Informatik sieht sich schon in der gesellschaftlichen Verantwortung dazu beizutragen, dass Informatik, Informationstechnologie bestmöglich für unsere Gesellschaft genutzt wird. Die Informatik hat eine enorme Erfolgsgeschichte hinter sich. Aber natürlich erwächst daraus auch die Verantwortung der Politik, Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Verwaltung zu helfen, Informatik bestmöglich einzusetzen. Bestmöglich für die Bürgerinnen und Bürger, bestmöglich für die gesamte Gesellschaft, auch für die Volkswirtschaft natürlich. Das geht manchmal im Wettbewerb mit anderen Ländern, das geht manchmal gemeinsam mit anderen Ländern. Aber als Gesellschaft für Informatik mit 20.000 Mitgliedern, denke ich, sind wir gut aufgestellt, hier Beistand, Rat zu leisten. Das tun wir gerne. Und Big Data ist so ein Thema, wo, denke ich, genau diese Kompetenztechnik im Verbund mit Verständnis für soziale und wirtschaftliche und politische Prozesse gut gebraucht wird. Und da tragen wir gerne dazu bei.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.