Wenn die Werbe-Kampagne der Berliner Verkehrsbetriebe "Weil wir dich lieben" künftig ein wenig vom Schatten jenes Mannes verdunkelt werden sollte, dessen Kontroll- und Überwachungsfantasien er zur Wende mit "Ich liebe euch doch alle" versuchte, zu entschuldigen; - an diesem Mielke-Schatten ist die BVG nicht ganz schuldlos. Die Berliner Verkehrsbetriebe versuchen nämlich bis heute zu bestreiten, was der Fahrgastverband IGEB herausfand: Die Wege der Inhaber sogenannter E-Tickets würden auf Schritt und Tritt gespeichert und wären per Smartphone und einer App auslesbar:
"Und schon können wir uns die Situation vorstellen: Der Freund liest die Karte der Partnerin aus und fragt, warum bist du gestern so spät losgefahren, um den Lütten von der Kita abzuholen? Oder: Was hast du am Wochenende eigentlich am Messegelände gemacht? Wirklich vor die Wand gefahren hat die BVG die Angelegenheit aber mit ihrer Informationspolitik. Sie hat jahrelang die Kunden belogen. Sie hat beteuert, es sei technisch unmöglich, Bewegungsprofile auf den Karten zu speichern. Doch das ist falsch. Denn es gibt einen allgemeinen technischen Standard für E-Tickets – Da steht leider drin, dass Daten gespeichert werden sollen, in ein sogenanntes Transaktionslogbuch – inklusive Bewegungsdaten."
Dies war Rena Tanges und der Jury ihres Bielefelder Datenschutzvereins "Digital Courage" ein BigBrother in der Kategorie "Technik" wert. Von den Preisträgern der weiteren vier Kategorien, "Verbraucherschutz", "Arbeitswelt", "Wirtschaft" und "Lebenswerk" erschien lediglich der Deutschland- Boss der Kampagnenplattform Change.org, die nach Meinung der Jury hinter ihrem vorgeblich sozialen Schild als Wirtschaftsunternehmen fungiere und hauptsächlich daran interessiert sei, persönliche Daten zu sammeln, verknüpft mit politischer Gesinnung.
Dies war Rena Tanges und der Jury ihres Bielefelder Datenschutzvereins "Digital Courage" ein BigBrother in der Kategorie "Technik" wert. Von den Preisträgern der weiteren vier Kategorien, "Verbraucherschutz", "Arbeitswelt", "Wirtschaft" und "Lebenswerk" erschien lediglich der Deutschland- Boss der Kampagnenplattform Change.org, die nach Meinung der Jury hinter ihrem vorgeblich sozialen Schild als Wirtschaftsunternehmen fungiere und hauptsächlich daran interessiert sei, persönliche Daten zu sammeln, verknüpft mit politischer Gesinnung.
Change.org-Chef stürmte ans Rednerpult
Um beides von den Betroffenen unkontrollierbar auf Servern in den USA zu speichern. Wegen dieser Vorwürfe kam es - erstmals in der 16-jährigen Geschichte der "BigBrother-Awards" - auf offener Bühne zum Eklat. Der extra zur Entgegennahme des BigBrother angereiste Preisträger weigerte sich plötzlich, die kleine Statue entgegenzunehmen, stürmte am Moderator vorbei ans Rednerpult und versuchte die Regie der Veranstaltung zu übernehmen:
- "Zu mir in die Mitte, dass wir die Preisverleihung machen können?"
- "Ja, ich würde gerne vorher..."
- "Entschuldigung!"
- "... auch zwei, drei Worte..."
- "Moment!"
- "... sagen ..."
- "Es ist eine Preisverleihung und an dieser Stelle bekommen Sie den Preis. Wenn Sie ihn nicht wollen, dann kann ich Ihnen auch nicht die Frage stellen, ob Sie dazu was sagen wollen, Herr Hackmack."
Schließlich nahm die mitangereiste Sprecherin die peinliche Statue entgegen, der Deutschland-Boss von Change.org kam dann doch noch kurz zu Wort, bestritt alle Vorwürfe, um danach demonstrativ mitsamt Sprecherin den Saal zu verlassen. Dort erhielt die Generali-Versicherung den Verbraucherschutz-BigBrother für ein Bonuspunktesystem, das Versicherte gängeln würde, ihre Fitness- und Einkaufsdaten an ein unkontrollierbares südafrikanisches Tochterunternehmen zu übermitteln.
Award auch für IBM und den Bundesverfassungsschutz
Die Kategorie "Arbeitswelt" kritisiert das "Social Dashboard" von IBM, eine Facebook-ähnliche Unternehmenskommunikation, dessen Scoring-Konten sich leicht zum Mitarbeiter-Mobbing missbrauchen lassen. Noch nie ausgezeichnet – die Jury wunderte sich darüber selbst – war der Verfassungsschutz. Nach all den Datenschutz-Überwachungs- und Löschskandalen wurde es zum 65. Behördengeburtstag jetzt Zeit, so die Jury. Passend dazu verteidigte die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und den Schutz der Privatsphäre. Dem Deutschlandfunk sagte sie:
"Letztendlich geht die Entwicklung doch sehr dahin, dass wir einen immer ausufernderen Überwachungsstaat bekommen. Mich hat heute eine Zahl fast schon hoffnungsfroh gestimmt, dass nämlich nach einer Vodafone-Umfrage 56 Prozent "nur" - in Anführungsstrichen - dazu bereit wären, ihre personenbezogenen Daten für einen kleinen Mehrwert auch preiszugeben, für 'ne Boni oder einen "Punkt". Ich hätte gedacht das sind 70 Prozent. Dann haben wir immerhin schon 44 Prozent, die das nicht wollen. Ich glaube, deshalb ist alles, was "Digital Courage", was NGOs, was viele - auch Politiker machen, die andere Auffassung als die Mehrheit sind - so entscheidend, dass sie das nicht durchgehen lassen."