Zum Jahresende haben Deutschlands Autokäufer noch mal so richtig Gas gegeben. Die Zahl der Neuzulassungen stieg um acht Prozent. Im gesamten Jahr 2015 brachten die Automobilhersteller über 3,2 Millionen neue Fahrzeuge auf deutsche Straßen. Das ist ein Anstieg um sechs Prozent gegenüber 2014 und ein neuer Rekord.
Der Grund für die gewachsene Lust auf Neuwagen: Es hat sich etwas angestaut in den Krisenjahren. Jürgen Pieper, Autoexperte beim Bankhaus Metzler, konstatiert Nachholbedarf:
"Die Durchschnittsflotte ist sehr alt, durchschnittlich achteinhalb Jahre in Deutschland. Daraus erklärt sich im Wesentlichen dieser Anstieg."
Grund: Niedrige Inflation, gestiegenes Einkommen - und Nachholbedarf
Ein weiterer Grund: Die Verbraucher haben dank gestiegener Einkommen und niedriger Inflation mehr Geld in der Tasche gehabt und waren auch bereit, dieses Geld in die Autohäuser zu tragen. Der Verband der Automobilindustrie glaubt, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen kann. Allein im Dezember hätten sich die Auftragsbücher der Automobilkonzerne um 15 Prozent gefüllt, heißt es beim VDA. Einziger Wermutstropfen: Nicht alle Hersteller haben gleich viel von diesem Aufschwung. Und das liegt natürlich an den Autokäufern. Jürgen Pieper:
"Wir haben in dieser Belebung eher das Phänomen, dass diejenigen Käufer an den Markt zurückkehren, die eher durchschnittliche oder unterdurchschnittliche Einkommen haben, die sich eben sehr lange Zeit mit Autokäufen zurückgehalten haben. Und das sind dann eher tatsächlich die Kleinwagenkäufer. Und das heißt, wir haben ein Phänomen, dass die deutschen Marken eher sogar ganz leicht an Boden verlieren in diesem Jahr."
Große Rabattschlachten
Ungebrochen ist die Nachfrage nach deutschen Luxuskarossen im Ausland. Zwar bereiten die Märkte in Russland und China Sorgen. Es brummt aber in Europa und in den USA. 17,4 Millionen Neuwagen konnten die Hersteller in den USA verkaufen. Damit wurde 2015 zu einem Rekordjahr. Allerdings mussten sich viele Hersteller den gestiegenen Absatz mir großzügigen Rabatten erkaufen, erklärt Gregor Claussen vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser:
"Diese Rabattschlachten sind Sondereffekten geschuldet. So gehen Verkäufe in großen Märkten wie Südamerika und Russland gerade deutlich nach unten. Und um sein gesamtes Volumen zu halten, ist man eben bereit, in den Märkten, wo die Nachfrage noch groß ist – USA, Europa, China – die Autos in den Markt zu drücken. Deshalb diese Rabattschlachten, die aber eher auch neue Modelle betreffen, die am Auslaufen sind."
Mit neuen Modellen wollen auch deutsche Hersteller im kommenden Jahr punkten. Sie verabschiedeten sich nach insgesamt guten Zahlen schwach aus dem US-Markt. Mercedes wuchs im Dezember gerade mal um 1,7 Prozent. Der Absatz von BMW knickte um fast 18 Prozent ein. Volkswagen verkaufte im Dezember neun Prozent weniger Autos in den USA. Der Skandal um manipulierte Abgaswerte hat tiefe Spuren hinterlassen.
Allerdings: Europas größter Autobauer kommt in den USA gerade mal auf zwei Prozent Marktanteil. Da scheint es wichtiger zu sein, wie sich die Lage in der Heimat darstellt. Jürgen Pieper:
"Der Konzern hat wohl etwa drei, vier Prozent zugelegt im Dezember und liegt damit etwas unter dem Marktwachstum. Aber das hat er auch vor dem Skandal schon gelegen. Das heißt, VW hat seine Position in Deutschland weitgehend gehalten."
Die deutschen Autofahrer gelten als besonders markentreu und scheinen VW den Betrug nicht allzu krumm zu nehmen.