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Bilanz
BASF schraubt Finanzziele zurück

BASF ist das größte Chemieunternehmen der Welt und macht Gewinne, die viele andere Unternehmen gerne in ihren Bilanzen hätten. 1,8 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern waren es zum Beispiel im dritten Quartal, etwas mehr als erwartet. Trotzdem reagierten die Anleger äußerst enttäuscht, BASF ist unter Druck.

Von Michael Braun |
    Fahnen mit der Aufschrift BASF in Ludwigshafen vor dem Werksgelände des Chemiekonzerns BASF
    BASF wird seine ehrgeizigen Finanzziele für 2015 wohl nicht erreichen. (picture alliance / dpa / Uwe Anspach)
    Es läuft nicht mehr rund bei der BASF. In diesem Jahr sollte der weltgrößte Chemiekonzern seine Ziele noch erreichen. Im nächsten Jahr dürfte aber nichts daraus werden, 80 Milliarden Euro Umsatz zu schaffen und daraus 14 Milliarden Euro operativen Gewinn zu ziehen. BASF-Vorstandschef Kurt Bock hat diese Pläne heute kassiert. Es sehe heute so aus, "als ob wir unsere ehrgeizigen Finanzziele für 2015 nicht erreichen werden."
    Ziele waren zu ehrgeizig
    Vermutlich waren die Ziele zu ehrgeizig, zudem wirken sie im aktuellen konjunkturellen Umfeld überzogen. Die Rezession in Brasilien drückt auf den Absatz, das schrumpfende Chinageschäft ebenso, die Lage in Russland nicht minder. Aber vor allem klagte Bock heute in einer Telefonkonferenz über den Heimatmarkt Deutschland und Europa, wo fast 60 Prozent des Umsatzes herrühren: "Wir haben im dritten Quartal im Chemiegeschäft, also ohne Öl und Gas, in Europa einen Absatzrückgang gehabt um vier Prozent. Das ist schon heftig. Also, wir empfinden im Augenblick schon, dass es in Deutschland und Europa erhebliche Bremsspuren gibt."
    Die Klimaziele, die die EU-Staaten in der vergangenen Nacht vereinbart haben, etwa den Ausstoß von Kohlendioxid EU-weit um mindestens 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken, machen der BASF das Leben schwer. Und dem Standort auch, sagte Bock: "Wir bewegen uns da in weiten Teilen der Industrie, ich sag mal: Asymptotischen Bereich, wo weitere Fortschritte deutlich geringer ausfallen werden als das, was wir in der Vergangenheit erzielt haben. Konkret heißt das: Wenn man die Klimaziele 2030 ernst nimmt, dann muss die europäische Industrie und auch die Chemie eigentlich schrumpfen."
    Ölpreis hat für das Unternehmen praktisch keine Bedeutung
    Immerhin hat Bock für die Allgemeinheit eine beruhigende Nachricht: Deflationssorgen kennt er nicht. Denkbar wäre ja, dass Kunden angesichts der sinkenden Ölpreise bei der BASF nichts mehr bestellen in der Hoffnung, die stark ölbasierten Produkte später billiger zu bekommen. Das spürt der Konzern aber kaum: "Das ist aus unserer Erfahrung heraus auch immer ein temporäres Phänomen eigentlich gewesen. Und der Ölpreis hat im Übrigen für die meisten unserer Unternehmensbereiche praktisch keine Bedeutung."
    In der Ukraine sind die Umsätze der BASF um ein Viertel eingeknickt, in Russland nicht ganz so stark. In Russland habe BASF viele Kunden im Chemiegeschäft. Diese seien sehr besorgt, ob westliche Unternehmen im Land bleiben, berichtete Bock. Erst vorige Woche sei er in Russland gewesen, auch um die Kundschaft zu beruhigen: BASF wolle in Russland wachsen und gerne eine Brückenfunktion übernehmen.