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Bilanz der Anleihekäufe
Ungewolltes Konfetti für die EZB

Es war die erste Bilanz der Europäischen Zentralbank seit dem Start der Anleihekäufe vor gut einem Monat. EZB-Chef Mari Draghi zog wie erwartet ein positives Fazit. Vorher musste er aber noch eine Schrecksekunde hinter sich bringen.

Von Brigitte Scholtes |
    EZB-Präsidenten Mario Draghi (l.) wird von Konfetti getroffen
    "Beendet die Diktatur der EZB": Der Appell einer Aktivistin an EZB-Präsident Mario Draghi. (picture alliance/dpa/Boris Roessler)
    Schock für den EZB-Präsidenten: Mario Draghi hatte gerade mit seiner Rede begonnen, als eine Aktivistin aus der ersten Reihe aufsprang und auf das Podium kletterte: "Beendet die Diktatur der EZB" rief sie und warf Konfetti, wurde aber schnell von den Sicherheitskräften festgehalten und abgeführt.
    Dann endlich konnte Draghi Bilanz ziehen, die Bilanz der ersten Wochen des Anleihekaufprogramms. Und die fiel wie erwartet positiv aus: "Es gibt klare Anzeichen dafür, dass die geldpolitischen Maßnahmen, die wir eingeleitet haben, wirksam sind. Die Bedingungen am Finanzmarkt und die Kosten für die Finanzierung des privaten Sektors haben sich deutlich verbessert, ebenso die Kreditbedingungen für Firmen und Haushalte. Und die Nachfrage nach Krediten steigt. Unser Fokus wird auf der vollständigen Umsetzung der Maßnahmen liegen."
    Diese Maßnahmen würden dazu beitragen, die Wachstumsaussichten im Euroraum weiter zu verbessern. Es bleibt also offenbar dabei: Die EZB will dieses Programm wie erwartet bis mindestens September 2016 durchziehen Wegen der zuletzt positiveren Konjunkturaussichten wird zurzeit immer wieder darüber spekuliert, ob die Notenbank die Käufe schon vorzeitig beenden könnte. Draghi zeigte sich überrascht, dass man schon einen Monat nach Beginn darüber spekuliere. Man überlege ja auch bei einem Marathonlauf nicht nach einem Kilometer, ob man bis zum Ziel laufe.
    Großes Thema war auch Griechenland
    Positiv wertete Draghi auch, dass die Inflationserwartungen sich geändert hätten: Die würden die Marktzinsen bewegen. Bis vor wenigen Wochen hätten die Märkte noch sinkende Inflationsraten erwartet: "Wir beobachten jetzt einen ganz anderen Trend. Die Realzinsen sind tatsächlich gesunken. Das unterstützt die Realwirtschaft sehr. Wir beginnen zu erkennen, dass die Realzinsen in der Realwirtschaft ankommen- über deutlich niedrige Zinsen."
    Großes Thema war natürlich auch Griechenland: Den Geldhahn für die Banken halte man weiter offen, hatte die EZB erst gestern entschieden. Mario Draghi: "Wir haben die Nothilfen für die Institute gebilligt und werden dies weiter tun, solange die Banken solvent sind und angemessene Sicherheiten haben."
    Ansonsten aber liege es ganz in der Hand der griechischen Regierung, wie sie mit Geld versorgt werde.