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Bilanz der Filmfestspiele Cannes
Parasit auf der Goldenen Palme

Mit "Parasite" wird in Cannes zum ersten Mal eine Produktion aus Südkorea mit der Goldenen Palme geehrt. Filmisch bewegt sich Regisseur Bong Joon-ho in der bitteren Gesellschaftssatire zwischen den Genres. Sein Film sei eine Komödie ohne Clown und eine Tragödie ohne Bösewicht, so Bong Joon-ho.

Von Maja Ellmenreich |
Bong Joon-ho (r.) posiert auf der Bühne beim 72. Cannes Filmfestival mit der Goldenen Palme.
Einstimmige Jury-Entscheidung für die Tragikomödie "Parasite". Regisseur Bong Joon-ho nimmt die Goldene Palme beim Cannes Festival 2019 entgegen. (AFP / Valery Hache)
Zum zweiten Mal war Regisseur Bong Joon-ho im Wettbewerb von Cannes vertreten und wurde für seinen neuen Film "Parasite" mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. 2017 hatte er mit seiner Netflix-Produktion "Okja" bereits die Aufmerksamkeit auf sich gezogen; darin übte er Kritik an der Gier großer Konzerne. In "Parasite" thematisiert er jetzt die ungerechte Verteilung von Reichtum. Filmisch bewegt sich Bong Joon-ho dabei zwischen den Genres. Er selbst sagt, sein Film sei eine Komödie ohne Clown und eine Tragödie ohne Bösewicht.
Kino aus Asien
Zum ersten Mal geht damit die Goldene Palme an eine Produktion aus Südkorea, zum zweiten Mal in Folge nach Asien. Denn im vergangenen Jahr hatte sich die internationale Jury für den japanischen Film "Shoplifters – Familienbande" entschieden. Kino aus Asien ist traditionell ein Schwerpunkt beim Internationalen Filmfestival von Cannes, dessen 72. Ausgabe am Samstagabend mit einer feierlichen Preisgala zu Ende ging.
Unerwartete Orte
Der diesjährige Jurypräsident, der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu, betonte bei der Preisvergabe, dass alle Filmemacherinnen und Filmemacher des Wettbewerbs mit großer Ernsthaftigkeit thematisiert hätten, was uns derzeit auf der Welt umtreibe. Dabei lobte er insbesondere die Filme, die die Zuschauer an unerwartete Orte mitnähmen. Solch ein Film ist "Atlantique" von der senegalesisch-französischen Schauspielerin und Regisseurin Mati Diop. Sie erhielt für ihren Debütfilm den "Großen Preis", quasi die Silbermedaille der französischen Festspiele.
Diop erzählt vom Schicksal derer, die in Afrika zurückbleiben, während ihre Söhne und Männer vor der Hoffnungslosigkeit in ihrer Heimat nach Europa flüchten. Sie gibt den Daheimgebliebenen Stimmen und Gesichter. Diop war die erste Regisseurin mit afrikanischen Wurzeln im Wettbewerb von Cannes.
Applaus für Banderas
Große Zustimmung erhielt auch der Darstellerpreis für den spanischen Schauspieler Antonio Banderas. Er widmete seine Palme dem Regisseur des Wettbewerbfilmes "Leid und Herrlichkeit", in dem Banderas einen alternden Regisseur spielt: Pedro Almodóvar. Seit 40 Jahren arbeiten die beiden zusammen.