Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort. Die letzte Erhebung des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie belegt: Die Temperatur in der Nordsee steigt. Dr. Bernd Brügge, Vizepräsident des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie und Leiter der Abteilung "Meereskunde":
"Die Nordsee wird wärmer. Das ist deutlich zu beobachten. Auch schon seit Jahren und Jahrzehnten. Und dieses Jahr war es extrem. Wir hatten also im Sommer zwei Grad in den Wasseroberflächentemperaturen über dem langjährigen Mittel."
Nicht zwei, sondern sogar 2,8 Grad wärmer als im langjährigen Mittel ist das Wasser der Ostsee, erklärt Brügge. Dabei bezieht sich der Temperaturanstieg mittlerweile nicht mehr allein auf die Oberflächenschichten der Meere, sondern ist auch in tieferen Schichten messbar. Und das habe Folgen:
"Man kann zum Beispiel feststellen, dass Kabeljau – das ist eine kälteliebende Art, die in Bodennähe lebt in der Regel – dass die weiter nach Norden ausweicht, in kältere Regionen. Während aus dem Süden, aus dem Ärmelkanal dann auch durchaus so Sardellen und solche Sardellenarten neu einwandern. Probleme können natürlich dann Bodenlebewesen kriegen, die nicht so mobil sind."
Tiere leiden in der Ostsee unter niedrigem Sauerstoffgehalt
Zu schaffen macht den Tieren in der Ostsee vor allem der niedrige Sauerstoffgehalt. Noch vor einigen Jahren strömte von Zeit zu Zeit sauerstoffreiches, besonders salziges Nordseewasser in die Ostsee. Dieser Zustrom bleibt immer öfter aus und die sauerstoffarmen Zonen vergrößern sich. An vielen Stellen können Fische wie der ohnehin unter Druck geratene Dorsch nicht mehr überleben.
Aber es gibt auch gute Nachrichten, zumindest für die Nordsee:
"Da sehen wir sogar, dass bei den Schadstoffen, die reguliert sind, hier über die Jahre eine Abnahme in den Konzentrationen haben. Problem gerade für die Ostsee ist aber nach wie vor der hohe Eintrag von Nährstoffen, der dann auch Probleme macht."
Denn die zum Beispiel von den Äckern der Landwirte stammenden Nährstoffe treiben das Algenwachstum an. Und diese Algen entziehen dem Wasser den ohnehin schon nicht ausreichend vorhandenen Sauerstoff.
Positive Nebeneffekte von Windparks
Weniger Auswirkungen auf die Flora und Fauna als gedacht haben die in den letzten zehn Jahren entstandenen Windparks auf See.
Mittlerweile liefern die Turbinen bis zu 7.000 Megawatt Strom. Und weil Fischereischiffe die Windparks großräumig umfahren müssen, sind als Nebeneffekt Schutzzonen für Meerestiere entstanden, erklärt Dr. Nico Nolte, Leiter der Abteilung "Ordnung des Meeres" beim BSH:
"Wir gehen deshalb davon aus, dass sich in diesem ungestörten Bereich die Fischpopulationen ungestört vermehren können. Und dass eben auch in diesem Bereich sich gegebenenfalls neue Fischarten ansiedeln, die eben auch die bewachsenen Piles als Nahrungsquelle nutzen. Dann siedeln sich wiederum wieder Algen und Muscheln an. Aber auch dazu laufen noch Forschungsprojekte. Und die näheren Ergebnisse werden derzeit erarbeitet."
Das BSH fungiert beim Ausbau der Offshore-Windkraft als eine Art Bauamt. Gerade wird der Flächenentwicklungsplan für die Jahre 2026 bis 2030 erarbeitet. Am Ende dieser Zeitspanne sollen die Windparks auf See dann soviel Strom an Land liefern können wie ein Dutzend Atom- oder Kohlekraftwerke.
Mit neuen Messstationen gegen Schiffsabgase
Vorgestellt wurden bei der heutigen Jahrespressekonferenz des BSH auch die neuen Messstationen zur Überwachung von Schiffsabgasen. In Kiel, Bremerhaven und Wedel, also kurz vor dem Hamburger Hafen kommen die Messgeräte zum Einsatz, die die Abgase vorbeifahrender Schiffe analysieren können:
"Es wird also genau geprüft, ob sich ein Verstoß gegen die Vorgaben, Schwefeloxidgrenzen einzuhalten, feststellen lässt. Letztlich generieren diese Systeme einen ersten Hinweis, der dann weitergegeben wird an die Wasserschutzpolizei, die dann an Bord des Schiffes den konkreten Treibstoff messen kann, der bestimmte Grenzwerte einhalten muss."
Mit dem billigen, aber hochgiftigen Schweröl darf kein Frachter die Elbe befahren, sondern muss auf schwefelarmen Diesel umstellen. Mit den neuen Messgeräten entfallen die bisher nötigen Stichproben der Wasserschutzpolizei. Die Luft an Nordsee und Elbe wird besser.