Die Vorzeichen für diese Europameisterschaft standen schlecht. Seine-Hochwasser in Paris, Angst vor Terroranschlägen, Streiks bei Müllabfuhr und im Nahverkehr, dazu ein europäischer Fußball-Verband ohne Führung. Aber bereits das Eröffnungswochenende des Turniers hat einige der Sorgen gelindert.
"Sehr gut, alles ist sehr gut, alle Leute sind glücklich, keine Probleme mit der Sicherheit"
sagt Ronald. Er arbeitet als Sicherheitsmann in der Pariser Fanzone auf dem Marsfeld. Gewissenhaft und mit großem Aufwand versuchen die französischen Behörden mit Hilfe privater Security-Unternehmen alles so gut wie möglich abzusichern. Bisher mit Erfolg. Die Fans, die aus ganz Europa gekommen sich hier zu Füßen des Eiffelturms zu versammeln, fühlen sich absolut sicher hier. Und das schon seit der Eröffnung am vergangenen Donnerstag:
Gefühl von Sicherheit bei den Gästen
"Es waren überall Polizisten. Wir sind mit der U-Bahn nach Hause. Auch da waren überall Polizisten, die zum Beispiel die Eingänge gesichert haben. Ich fühlte mich wirklich sicher", beschreibt die Schwedin Hanna das, was hier viele erzählen. Fast 90.000 Sicherheitskräfte im ganzen Land sind überall präsent - in Paris an jeder Straßenecke. Patrouillen auf den Straßen, zum Teil schwer bewaffnet, halten die Angst vor neuen Anschlägen aber ständig präsent. Während hier die Sicherheitskonzepte offenbar fruchten, haben die Behörden ein anderes Problem kolossal unterschätzt.
Die Gewalt der Fans hat in Marseille Einzug gehalten. Tagelang gibt es immer wieder Ausschreitungen englischer Hooligans. Der traurige Höhepunkt: Zusammenstöße mit russischen Anhängern im Stadion und dann im Hafen der Stadt, bei denen ein Engländer lebensgefährlich verletzt wurde. Eine Schande für die EM, das titeln nicht nur die Zeitungen, sondern sagen auch englische Fans am Tag danach auf der Fanmeile in Paris.
Fans schämen sich für Hooligans
"It's embarassing, it's a shame" sagt einer von ihnen, seine Freunde ergänzen: "Es ist eine Einstellungssache. Die kommen hierher, um Stress zu machen. Das sind keine Fußballfans. Das ist peinlich für die Engländer. Wir alle sind hier, wollen eine gute Zeit haben, andere Fans treffen. Das, was die gemacht haben, ist grauenvoll."
Grauenvoll auch, dass etwa 50 deutsche Hooligans in Lille ebenfalls Negativ-Schlagzeilen liefern und vor dem Spiel ukrainische Fans angreifen und die Reichskriegsflagge hissen. Sportliches Top-Thema des EM-Auftakts natürlich der knappe 2:1-Sieg des Gastgebers gegen Rumänien.
89. Minute: Die Franzosen atmen auf
Ein Tor in Minute 89, ein Traumtor von Dimitri Payet und das ganze Land atmet auf. Von einem außergewöhnlichen Tor, spricht Präsident Hollande. Von einer neuen Sauerstoffzufuhr ist in den Zeitungen zu lesen. Alle sind sich einig, das Auftaktspiel war schwer, die französische Mannschaft durch zu viele Faktoren gestresst. Sicherheitsmann Ronald meint:
"Das französische Team hat so viel Druck wegen einiger schlechter Dinge. Benzema, Ben Arfa, Cantona, die Debatte um Rassismus, das war nicht gut fürs Team. Aber ich glaube, wenn die Mannschaft besser spielt und alle Spiele gewinnt, dann rücken die Fans zusammen."
Erwartungen an "Les Bleus" sind hoch
Das glauben viele hier, die Erwartungen an das zweite Spiel am Mittwoch gegen Albanien sind dementsprechend auch wieder hoch. Und auch der junge Paul atmet auf. Der Pariser hat auch noch einen anderen Grund zur Freude:
"Kein Hochwasser mehr in Paris, das ist gut. Wir sehen viele Menschen aus ganz Europa. Das ist ein schönes Zeichen. Ich glaube, es wird ein tolles Turnier."