Die Fotos, die G20-Gegner bei Straftaten zeigen sollen, sind sowohl in der Printausgabe vom Montag als auch online erschienen. Die Gesichter der Frauen und Männer wurden jeweils vergrößert. In dem Artikel ruft "Bild" mehrmals dazu auf, die abgebildeten Personen zu identifizieren. So liest sich dort: "Bild unterstützt die Polizei, fragt: Wer kennt die Personen auf diesen Bildern? Sie sind dringend tatverdächtig, schwere Straftaten beim G20-Gipfel begangen zu haben."
"Wir halten den Fall für diskussionswürdig. Die Kernfrage ist, ob das öffentliche Interesse oder der Persönlichkeitsschutz überwiegt", sagte Arno Weyand, Referent für Beschwerdeausschüsse des Presserats. Bis Montagnachmittag seien zwei Beschwerden eingegangen. Der Presserat prüfe nun, ob ein offizielles Verfahren eingeleitet wird. Falls es zu einem Beschwerdeverfahren komme, werde allerdings erst bei der nächsten Sitzung des Presserats im September darüber entschieden, erklärte der Sprecher.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) nannte den Aufruf von "Bild" presseethisch "mindestens fragwürdig". DJV-Pressesprecher Hendrik Zörner sagte der ARD: "Journalisten und Zeitungen haben die Aufgabe zu berichten, aber nicht die Aufgabe, sich zum Richter zu machen." Die Hamburger Polizei hatte selbst ein Portal eingerichtet, um die Fahndung zu erleichtern. Auf der Website können Zeugen Fotos und Videos im Zusammenhang mit den Krawallen während des Gipfels hochladen.