Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, es sei falsch, sofort auf die Äußerungen Trumps zu reagieren. Man werde dessen Amtseinführung abwarten und dann eng mit der neuen US-Regierung zusammenarbeiten. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel rief zu mehr Selbstbewusstsein auf. Deutschland sei ein starkes Land und keineswegs unterlegen, sagte der SPD-Chef dem Portal bild.de. Zudem würde die US-amerikanische Autoindustrie sich durch Strafzölle selbst schwächen - etwa, wenn auch Zulieferteile damit belegt würden.
Trump hatte in der Bild-Zeitung unter anderem Bundeskanzlerin Merkel hart für ihre Flüchtlingspolitik kritisiert. Zudem drohte er dem deutschen Autokonzern BMW mit hohen Einfuhr-Zöllen, falls er an Plänen für ein Werk in Mexiko festhält. Die NATO bezeichnete Trump als "obsolet". Er hatte sich in dem Interview auch über die Sanktionen gegen Russland geäußert und eine Lockerung in Aussicht gestellt. Er sagte, Russland leide im Moment schwer unter den Strafmaßnahmen. Da könne einiges getan werden.
Moskau reagierte ähnlich zurückhaltend wie die Bundesregierung: Man wolle erst einmal sehen, welche Initiativen Trump umsetze, wenn er das Präsidentenamt übernommen habe, sagte Kremlsprecher Peskow in Moskau.
Auch die NATO bemühte sich um Gelassenheit. Ihr Generalsekretär Jens Stoltenberg äußerte sich zuversichtlich, dass die US-Regierung der NATO verpflichtet bleibe. EU-Kommissar Oettinger meinte, Trump wisse, wie wichtig die NATO sei. Er sehe die USA auch unter dem künftigen Präsidenten als wichtigsten Partner für Europa und Deutschland.
Weniger gelassen die Stellungnahme des Deutschen Industrie- und Handelskammertages: Dessen Präsident Schweitzer sieht viele hiesige Unternehmen durch den Amtswechsel in den USA verunsichert. Es gebe eine große Ungewissheit, welchen wirtschafts- und handelspolitischen Kurs die neue US-Regierung einschlagen werde. Die ersten Signale zum Thema Freihandel bereiteten ihm Sorgen, sagte Schweitzer der "Rheinischen Post aus Düsseldorf.
Auch in der Union wird Sorge laut: Der CDU-Außenpolitiker Röttgen ist der Auffassung, dass die Drohungen Trumps an deutsche Unternehmen ernst zu nehmen seien. Trump sei vor allem von kurzfristigen, wirtschaftspolitischen Jobinteressen geleitet, sagte Röttgen im Deutschlandfunk. Er konzentriere sich auf wirtschaftspolitische Interessen der USA, die kurzfristig zu erreichen seien. Der Westen komme in seinem Denken nicht vor, weder als politische, noch als normative Einheit. Wenn diese protektionistische Haltung Politik werde, bedeute das eine Gefahr, warnte Röttgen.
(mg/jcs)