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Bildung
Die Probleme der deutschen Auslandsschulen

Von Philip Banse |
    "Ich bin Paula Fischer, ich bin 19 Jahre alt und komme aus Buenos Aires, Argentinien."
    Paula Fischer hat fast ihr ganzes Leben an der Deutschen Schule in Buenos Aires verbracht: Erst Kindergarten, dann Abitur und auch die Ausbildung zur Industriekauffrau beim Chemieriesen Bayer hat die Schule koordiniert, jetzt will sie in Deutschland studieren. Das zuständige Außenministerium hat jetzt deutsche Auslandsschulen ausgezeichnet. Paula Fischers Schule in Buenos Aires wurde mit 10.000 Euro belohnt, vor allem für die vorbildliche Berufsausbildung. Schulvorstand Daniel Kumert:
    "Wir bereiten die Leute vor, die nachher in deutschstämmigen Unternehmen arbeiten. Das ist unser Beitrag zu unserer deutsch-argentinischen Gesellschaft. Die Arbeit ist so wichtig für uns, dass diese Anerkennung von Leuten hier in Deutschland, dass wir einen guten Job gemacht haben, das ist super toll, super gut für uns."
    Rund 140 deutsche Auslandsschulen
    Auf der ganzen Welt gibt es rund 140 Auslandsschulen, das sind private Schulen, die Schulgeld kassieren und darüber hinaus mit deutschem Steuergeld gefördert werden, rund 225 Millionen pro Jahr, Tendenz seit Jahren steigend. Dafür unterrichten diese deutschen Auslandsschulen Deutsch, vermitteln deutsche Kultur und kooperieren mit deutschen Unternehmen.
    Die deutschen Auslandsschulen sind also vom deutschen Staat geförderte Privatschulen und stehen im Ruf, vor allem Eliten mit Bildung zu versorgen: Kinder von Diplomaten, Industriellen und wohlhabenden Intellektuellen. Maria Böhmer, als Staatsministerin im Auswärtigen Amt zuständig für die deutschen Auslandsschulen, versucht den Eliten-Vorwurf so zu entkräften:
    "Ich habe immer festgestellt, dass immer sehr, sehr viele Kinder aus dem Land selbst die Schulen besuchen. Wir haben über 80.000 Schülerinnen und Schüler an den deutschen Auslandsschulen und davon sind 60.000 nicht-deutsche Kinder."
    Doch auch für nicht-deutsche Kinder fallen in der Regel Schulgebühren an, die sich nur Wohlhabende leisten können.
    Inklusion an Auslandsschulen
    Nachholbedarf haben die Auslandsschulen auch bei der Inklusion, der Einbindung und Betreuung von Kindern also mit Behinderungen. Die Deutsche Schule in Rio de Janeiro wurde vom Außenministerium ausgezeichnet, weil sie Mitarbeiter hat, die Lehrer bei der Inklusion unterstützen, Lehrpläne anpassen und Betreuung verbessern. Das deutsche Auslandsschulgesetz verlangt, dass die Auslandsschulen inklusiven Unterricht anbieten. Doch in der Praxis passiere zu wenig, sagt Ulla Schmidt, Vizepräsidentin des Bundestages:
    "Wir brauchen das Zwei-Klassenlehrer-Prinzip, wir brauchen kleine Klassen, wir brauchen sonderpädagogisch ausgebildete Lehrer, und das muss zusätzlich sein. Wer das macht, muss wissen, er bekommt eine zusätzliche politische, finanzielle und organisatorische Unterstützung, das wäre mein Anliegen dabei."
    Auslandsschulen suchen Lehrer
    Ein weiter Weg. Denn derzeit haben die deutschen Auslandsschulen Probleme, überhaupt Lehrer zu finden, weiß auch die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Maria Böhmer:
    "Diese Selbstverständlichkeit, mit der man früher davon ausging, dass Lehrer sich in großer Zahl für den Dienst an einer deutschen Auslandsschule interessieren, diese Bedingungen haben sich geändert."
    "Die Probleme liegen darin, dass auslandsspezifische Kosten, die die Lehrkräfte haben, nicht kostendeckend mehr bedient werden können", sagt Joachim Lauer. Er leitet die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, setzt also praktisch um, was das Außenministerium für die Auslandsschulen beschließt:
    "Das sind zum Beispiel Wohnungskosten, das sind Umzugskosten, das sind allgemeine Lebenshaltungskosten in den Sitzländern. Das sind alles Pauschalen, die seit über zehn Jahren praktisch festgefroren sind. Die Kostenentwicklung ist in vielen Ländern aber ja voran geschritten, stärker noch als in Deutschland und wir haben das nicht nachvollzogen."
    Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat versprochen, mehr Geld für die Lehrer an Auslandsschulen auszugeben.