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Bildung im Kosovo
Versagen eines jungen Staates

Erst 2008 wurde Kosovo unabhängig, doch auch in anderer Hinsicht ist dieser Staat jung: Das Durchschnittsalter der Kosovaren liegt bei 27 Jahren. Jeder 17. Bewohner der Balkanrepublik ist Student. Am Ende landen die meisten Hochschulabsolventen allerdings hinterm Steuer eines Taxis oder an der Supermarktkasse.

Von Christoph Kersting |
    Eine Moschee in Pristina im Kosovo
    Für Akademiker gibt es zu wenige Jobs in Pristina und anderen Städten im Kosovo (Imago/Walter Bibikow; Danita Delimont)
    Für Akademiker gibt es einfach viel zu wenige Jobs. Gesucht werden im Kosovo Handwerker, Friseure, Facharbeiter für die Produktion - und nicht Lehrer, Anwälte oder Architekten. Auch im PISA-Vergleich belegte die Republik Kosovo 2015 den drittletzten Platz. Positive Impulse kommen, wie in vielen anderen Bereichen auch, vor allem von außen, durch ausländische Initiativen.
    Ein Graffiti auf einer Hauswand neben Haupteingang der Chemie-Fakulät in Pristina zeigt eine Ratte, die mit Reagenzgläsern experimentiert
    Zu wenig Jobs für zu viele Akademiker
    Viele junge Frauen und Männer studieren an den mehr als 40 Hochschulen im Kosovo. Doch Jobs gibt es für all die Absolventen, die Banker, Anwälte und Chemiker werden wollen, nicht. Gefragt sind vor allem Handwerker und Fachkräfte für Fabriken.

    Zwei Frauen drehen Lockenwickler an einem Übungskopf mit Perücke ein
    Mit Uni-Abschluss in den Frisörsalon
    Den vielen arbeitslosen Akademikern im Kosovo steht ein Mangel an Facharbeitern gegenüber. Dem Handwerk und den Produktionsbetrieben fehlt es an gut ausgebildeten Arbeitskräften. Akademikern ohne Job hilft manchmal eine Umschulung.

    Eine Pflegekraft (l) begleitet am 22.02.2013 die Bewohnerin eines Altenheims mit Rollator beim Gang über den Flur.
    Pflegekräfte für Deutschland
    Im Kosovo finden viele Krankenschwestern und Pfleger keinen Job. Deutschland braucht hingegen Pflegefachkräfte aus Südosteuropa. In Pristina lernen sie an einem Berufskolleg Deutsch, um sich auf Arbeitseinsätze in Deutschland vorzubereiten.

    Die Nationalbibliothek in Pristina
    Korruption und Betrug an Hochschulen
    Hausarbeiten, die 200 Euro kosten, Schmiergeld für gute Noten und zweifelhafte Professorentitel: Die Universitäten werden im Kosovo durch staatliche Stellen schlecht kontrolliert. Unabhängige Organisationen versuchen die Lücken zu schließen.
    Ein kosovo-albanischer Freiwilliger unterrichtet in einer Jesuitenschule in Prizren im Süden des Kosovo Aschali und Roma-Studenten
    Schule für Roma und Aschkali
    Kinder von ethnische Minderheiten haben es im Kosovo schwer. Statt zur Schule zu gehen, arbeiten viele oder gehen betteln. Ein Projekt in Prizren im Süden des Landes will das ändern und bietet jungen Roma und Aschkali eine Chance auf Bildung.