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Bildungskampagne
Youtube-Stars dozieren an der Uni

Youtube-Stars bringen eigene Modekollektionen auf den Markt, Kosmetikprodukte in die Drogerieketten und sind Werbegesichter von großen Marken. Was wäre aber, wenn sie auch in der Bildung aktiv wären, etwa als Uni-Dozenten? Eine Satire.

Von Philip Strunk |
    Das Logo des Videoportals YouTube ist auf einem iPhone zu sehen
    Youtuber sollen helfen, die Studenten bei Laune zu halten. (dpa / picture alliance / Sebastian Kahnert)
    Vorlesung, Seminar, Tutorium – all das ist für die Erstsemester an der Uni Köln-Sülz Geschichte. Stattdessen gibt es in allen Studiengängen Youtube-Videos. Entwickelt wurde das Konzept von Mediensoziologe Dr. Jonathan Winter. Er weiß, was die heutige Jugend anspricht.
    "Jugendliche schauen am liebsten Videos von Youtubern. Die sind kurz und knackig. Da wird ihnen halt in 3 Minuten beigebracht, wie sie sich richtig schminken. Oder sie lernen in kurzer Zeit zehn Sprüche, wie sie eine Frau rumkriegen. Also, komplexe Dinge werden runtergebrochen. So sehen auch die Vorlesungen bei 'Youtube goes Education' aus. Statt 90 lange Minuten Geschichtswissenschaften gibt es zum Beispiel das spritzige Drei-Minuten-Video 'Treuetest: mit diesen Stasitricks kontrollierst du deinen Freund'."
    Die Finanzierung steht
    Den Stoff in ein neues Gewand bringen, die Erstsemester bei Laune halten. So der Plan der Uni Köln-Sülz. Umgesetzt wurde der mit professioneller Hilfe.
    "Wir konnten bereits einige große Youtubestars für unser Projekt gewinnen. Für die Erstis ist der Stoff natürlich auch interessanter, wenn ihre Idole das erzählen. So einen verstaubten Mittfünfziger-Dozenten mit fettigen Haaren und verknitterten Pullunder wollen die nicht sehen."
    Bisher laufe alles reibungslos, so Jonathan Winter, die Youtuber-Vorlesungen würden gut angenommen. Und auch die Finanzierung stehe.
    "Da konnten uns die Youtuber helfen. Die Videos finanzieren sich sozusagen selbst. Vorher läuft Werbung. Und in die Videos werden dezente Produktplatzierungen integriert. Wir haben da verschiedene Werbeverträge mit Schreibartikelherstellen. Das ist eine echte Win-Win-Situation, denn mit dem Geld bezahlen wir die Youtuber– und haben sogar noch was übrig, um in unsere Uni zu investieren."
    Der Rektor steht voll dahinter
    Rektor Professor Dr. Martin Schirmann steht voll hinter dem Konzept. Er denkt mittlerweile sogar darüber nach, das Angebot auf höhere Semester auszuweiten und alle Dozenten durch Youtuber zu ersetzen:
    "Die Vorteile von Youtube goes Education, die sind einfach riesig. Wir sparen enorm viel Platz an der Universität, da die Studierenden von zu Hause lernen. Wir können deutlich mehr Studierende aufnehmen. Außerdem sind wir im Wettbewerb um Drittmittel jetzt viel unabhängiger."
    Aufkommende Kritik an der Kampagne weist der Rektor strikt zurück:
    "Manche werfen uns vor, dass dadurch das Lernen auf der Strecke bliebe, dass der Stoff durch Dozenten besser vermittelt würde. Aber der Spaß an der Sache gleicht alle vermeintlichen Defizite aus. Und falls jemand ein Problem mit den Videos hat: schreibt‘s einfach in die Kommentare!"