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Bildungsministerin legt Papier vor
Wie die Schulen wieder öffnen könnten

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat Leitlinien für einen Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen vorgestellt. Zu den Vorschlägen gehören unter anderem die Reduktion von Personen im ÖPNV, ein entzerrter Schülerverkehr sowie weiterhin Masken und Lüften. Allzu viel Neues enthält das Papier nicht.

Christiane Habermalz im Gespräch mit Stephanie Gebert |
In einem leeren Klassenraum einer Grundschule sind die Stühle auf die Bänke gestellt
Schulen könnten in der Corona-Krise geöffnet bleiben, wenn sie eine Reihe von Hygienemaßnahmen strikt beachten, heißt es in einem Papier des Bundesbildungsministeriums (picture alliance / Inderlied/Kirchner-Media )
Das Papier zur "Prävention und Kontrolle von Corona-Übertragungen in Schulen" wurde an diesem Montag (08.02.21) in Berlin vorgestellt.

Welche Empfehlungen zur Öffnung der Schulen macht das Papier?

Die Wissenschaftler halten das Risiko einer Schulöffnung für beherrschbar. Die Fachgesellschaften kommen in dem Papier zu dem Schluss, dass Schulen in der Corona-Krise geöffnet bleiben könnten, wenn sie eine Reihe von Hygienemaßnahmen strikt beachten. Die Wissenschaftler empfehlen, die Klassen und Jahrgänge in kleinere und feste Gruppen zu unterteilen. Allerdings ist die Frage der Mutationen in dem Papier noch nicht beachtet worden.
KMK-Präsidentin zu Corona-Maßnahmen - "Wir wünschen uns Lockerungen für den Schulbetrieb"
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Britta Ernst, hat sich für Lockerungen für den Schulbetrieb ausgesprochen. Ein harter Lockdown sei mit manchen Lernangeboten nicht vereinbar, sagte die SPD-Politikerin im Dlf. Eine systematische Unterstützung der Schüler sei aber dringend notwendig.
Dazu kommen strenge Abstands- und Lüftungsregeln, eine konsequente Pflicht zum Tragen medizinischer Masken und die Reduzierung der Personen bei der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, auch durch eine zeitliche Streckung des angebotenen Unterrichts.
Sehr klare Empfehlungen gab es auch für Musik und Sportunterricht. Der soll unter Auflagen wieder stattfinden können. Musik- und Sportunterricht ist oft ausgefallen. Man sagt, Sportunterricht, Musikunterricht seien wichtig für die gesunde Entwicklung der Kinder, dass der Schaden überwiegt, wenn dieser Unterricht über lange Zeit ausfällt.

Wer hat die Empfehlungen erstellt?

Das Papier wurde von verschiedenen wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Experten und Vertretern aus dem Schulbereich erstellt. Ziel dieses Leitfadens war, ein Hygienekonzept für Schulen zu erstellen, das auf einer möglichst breiten wissenschaftlichen Basis beruht. Auch Epidemiologen für Kinder und Jugendmedizin und für Pädiatrische Infektiologie waren beteiligt. Es wurden 40 Studien dafür ausgewertet. Es ist sozusagen der Stand der aktuellen Wissenschaft, der eingeflossen ist.
Eltern und Lehrerverbände, Schülervertreter, Akteure in Schulämtern und Gesundheitswesen waren ebenfalls dabei. Um den Zeitpunkt möglicher Schulöffnungen nach dem Lockdown ging es darin allerdings nicht.

Gibt es neue Kenntnisse?

Vieles von dem, was vorgestellt wurde ist nicht neu: dreistufige Empfehlungen für Maßnahmen wie versetzen Unterrichtsbeginn, Wechsel-Unterricht, Masken im Unterricht, Distanzunterricht für ältere Jahrgänge. Aber es gibt das Bemühen, evidenzbasierte Leitlinien zu schaffen, in einem Sektor, indem bis heute ganz große Unsicherheit darüber herrscht, welche Maßnahmen in den Schulen tatsächlich wie gut wirken.

Taugt das Papier als Grundlage für Entscheidungen beim Bund-Länder-Treffen an diesem Mittwoch (10.02.21)?

Es entwirft ein Szenario, unter welchen Umständen Schulen auch in Pandemiezeiten funktionieren können, die wir ja noch lange haben werden; auch mit den Impfungen und trotz der Impfungen haben werden. Es sagt aber nichts darüber aus, ab welcher Inzidenz welche Maßnahmen im Schulbetrieb dann greifen sollen. Das wäre hilfreich gewesen. Das wird weiter politisch entschieden werden, im Zweifel wieder von jedem Land unterschiedlich. Es bringt dennoch mehr Expertise in den Prozess.
Das Hauptproblem scheint mir, dass es den aktuellen wissenschaftlichen Stand abbildet. Die Frage der Virus-Mutationen ist noch nicht mit eingeflossen in dieses Papier. Insofern kann es gut sein, dass die empfohlenen Schutzmaßnahmen schon gar nicht mehr ausreichen, wenn die Schulen dann endlich wieder öffnen können.