Im Bildungsmonitor 2018 stehen die üblichen Verdächtigen unter den Ländern wieder auf den oberen Plätzen: Sachsen, Thüringen und Bayern haben aus der Sicht der Wirtschaft die leistungsfähigsten Bildungssysteme, gefolgt von Baden-Württemberg auf Platz vier, Hamburg auf Platz fünf und dem Saarland auf Platz sechs. Die Schlusslichter bilden Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und schließlich, auf Rang 16: Bremen. Insgesamt beklagen die Autoren der Studie Rückschritte in der Schulqualität in fast allen Bundesländern. Mit Ausnahme von Berlin und Schleswig-Holstein hätten sich alle anderen 14 Länder im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Das sei ein dramatisches Ergebnis, erklärte Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die den Bildungsmonitor in Auftrag gibt.
"Sorgen macht uns vor allem die Situation bei der Schulabbrecherquote, die zunimmt, vor allem unter Ausländern, und eben zu einer Erhöhung von Bildungsarmut führt. Dazu kommt der Integrationsbedarf von Migranten, sowohl von Zuwanderern aus der EU, die immer noch eine sehr große Gruppe sind, als auch bei Flüchtlingen. Und deshalb muss sich hier etwas tun. Ein weiter so darf es nicht geben."
Bewertung aus Sicht der Wirtschaft
Mit ihrem jährlich veröffentlichten Bildungsmonitor blicken die Autoren vom Deutschen Institut für Wirtschaft in Köln bewusst mit bildungsökonomischem Blick auf die Bildungssysteme, denn, so Studienleiter Axel Plünnecke, es gehe auch um die Sicherung von Fachkräften in Zeiten großer demographischer Herausforderungen.
"Wir schauen also, inwiefern das Bildungssystem einen Beitrag leistet zum Thema Wohlstand, aber auch zum Thema Aufstiegschancen für den Einzelnen, Teilhabe, was uns sehr wichtig ist, und diesmal zum ersten Mal auch das Thema Digitalisierung und Bildung."
Die Bildungssysteme der Länder wurde in 12 Kategorien bewertet, darunter: Wieviel Geld geben die Länder für Bildung aus und wofür, wie funktionsfähig ist die Förderinfrastruktur für Leistungsschwache? Daneben wurde der Fokus gelegt auf Schulqualität, Internationalisierung, Zeiteffizienz, auf die Förderung von MINT-Fächern und berufliche Bildung, aber auch darauf, was die Länder gegen Bildungsarmut und für Integration tun. Die Ergebnisse zeigen Stärken und Schwächen der Länder auf, so Plünneke.
Stärken und Schwächen der Länder
"Bayern ist Spitze bei der beruflichen Bildung, hat aber trotz Fortschritten weiterhin Nachholbedarf beim Ausbau von Ganztagsplätzen. Hamburg ist Spitze beim Thema Internationalisierung und Input-Effizienz, hat aber trotz der großen Fortschritte weiterhin Handlungsbedarf bei Schulqualität und Bildungsarmut. Das zeigt, es gibt Verbesserungspotentiale und man kann von anderen Ländern durchaus lernen, wie die zu sehr guten Ergebnissen kommen."
Die gute Nachricht: Berlin hat nach zehn Jahren zum ersten Mal seinen Platz als Schlusslicht verlassen und ist auf Platz 13 aufgestiegen. Grund dafür sei die starke Forschungsorientierung der Berliner Hochschulen sowie die gut ausgebauten Ganztagsbetreuung in Kitas und Grundschulen. Aber auch in Berlin sei die Schulabbrecherquote viel zu hoch, mahnte Pellengahr. Lob erhielt auch Hamburg, das in den letzten fünf Jahren in der Bildung eine große Dynamik entwickelt habe. Manche Bildungsforscher würden schon vom "Hamburger Bildungswunder" sprechen, so Pellengahr.
"Im Schnitt schreiben Hamburger Schüler rund dreimal so viele Vergleichsarbeiten wie Schülerinnen und Schüler anderer Bundesländer. Und die Ergebnisse dieser Vergleichsarbeiten sind die Grundlagen für vertiefende Analysen und vor allem Handlungsempfehlungen. So entsteht ein Ideenwettbewerb. Und die Ergebnisse die Hamburg erzielt, die können sich sehen lassen."
Neuer Bildungsaufbruch gefordert
Darüber hinaus gibt es in dem 245 Seiten starken Bildungsbericht viele interessante Details zu entdecken. So hat Bayern etwa mit 4,9 Prozent die meisten Sitzenbleiber in Deutschland – was dem Land in der Kategorie "Zeiteffizienz" nur Platz 12 einbrachte. In Baden-Württemberg sind die Erstabsolventen an Hochschulen mit 25,2 Jahren bundesweit am jüngsten – in Berlin dagegen am ältesten: 27,5 Jahre ist ein Hochschulabgänger in der Hauptstadt alt – im Schnitt. Die Studienautoren forderten angesichts der nachlassenden bildungspolitischen Dynamik einen neuen Bildungsaufbruch – vor allem in den Feldern Integration, Digitalisierung und Lehrerausbildung. Denn mit steigenden Flüchtlingszahlen habe auch die Zahl der Schulabbrecher wieder zugenommen. Das dürfe man nicht zulassen, so Bildungsexperte Plünneke.
"Das heißt die Herausforderung steigt. Und wir müssen entsprechend mehr tun, um zu gleich guten Ergebnissen zu kommen."