Einen Vorgeschmack auf die aktuelle Kundgebung in Paris bot letzte Woche eine Protestaktion vor dem Gymnasium Camille Claudel in Blois. Dort standen die Lehrer nicht im Klassenzimmer, sondern vor dem Schultor. Unter ihnen: Emmanuel Mercier von der Lehrergewerkschaft SNES-FSU.
"Wir demonstrieren gegen die anlaufende Gymnasiums-Reform des Erziehungsministeriums. Die wird unsere Arbeit komplett ummodeln."
"Wir demonstrieren gegen die anlaufende Gymnasiums-Reform des Erziehungsministeriums. Die wird unsere Arbeit komplett ummodeln."
Reformen mit unerwünschten Folgen
Mit der Reform wird das derzeitige System abgeschafft. Bisher wurden ab der 12. Klasse drei verschiedene Zweige angeboten: ein literarischer, ein wirtschaftlicher und sozialer sowie ein wissenschaftlicher. In Zukunft sollen die Jugendlichen schon in der elften Klasse die Weichen für ihr späteres Berufsfeld stellen, ihre Fächer wählen. Eine Ausbildung à la carte. Doch vor allem Gymnasien in Brennpunktvierteln oder auf dem Land fehlen die Mittel, alle Wunschfächer anbieten zu können. Gewerkschafterin Hélène Latger fürchtet unerwünschte Folgen:
"Die Reform wird wohl dafür sorgen, dass im sozialen und im schulischen Bereich massiv aussortiert wird. Das haben wir schon letztes Jahr beim neuen System der zentralen Studienplatzvergabe gesehen. Das dürfte noch schlimmer werden."
"Die Reform wird wohl dafür sorgen, dass im sozialen und im schulischen Bereich massiv aussortiert wird. Das haben wir schon letztes Jahr beim neuen System der zentralen Studienplatzvergabe gesehen. Das dürfte noch schlimmer werden."
Landesweiter Appell, an Pariser Großkundgebung teilzunehmen
Vor einigen Tagen verlangte gar Jacques Toubon, Ombudsmann in Sachen öffentliches Recht, mehr Transparenz betreffs der Auswahlkriterien bei der Studienplatzvergabe - nachdem sozial minderbemittelte Abiturienten sich beklagt hatten, dass sie trotz guter Noten keinen Platz an einer guten Hochschule bekamen.
Der Appell, an der heutigen Großkundgebung in Paris teilzunehmen, erscholl nicht nur in Blois, sondern landesweit. Der Protestmarsch vereint viele Gewerkschaften, die Lehrer, Schüler und auch Studierende vertreten. Gemeinsam machen sie Front gegen Stellenkürzungen, überfüllte Klassen, gegen die von der Hierarchie verschwiegene alltägliche Gewalt in der Schule. Armand Fabre, Gymnasiallehrer im Pariser Großraum, nennt sein allererstes Anliegen: die Lehrergehälter.
"Innerhalb von 40 Jahren haben wir Lehrer 40 Prozent an Kaufkraft eingebüßt."
Der Appell, an der heutigen Großkundgebung in Paris teilzunehmen, erscholl nicht nur in Blois, sondern landesweit. Der Protestmarsch vereint viele Gewerkschaften, die Lehrer, Schüler und auch Studierende vertreten. Gemeinsam machen sie Front gegen Stellenkürzungen, überfüllte Klassen, gegen die von der Hierarchie verschwiegene alltägliche Gewalt in der Schule. Armand Fabre, Gymnasiallehrer im Pariser Großraum, nennt sein allererstes Anliegen: die Lehrergehälter.
"Innerhalb von 40 Jahren haben wir Lehrer 40 Prozent an Kaufkraft eingebüßt."
"Stylos rouges" entstanden auf Facebook
Fabre gehört keiner Gewerkschaft an. Dafür aber den 'stylos rouges' – den 'Rotstiften'. So nennt sich eine Bewegung, die Anfang Dezember als Facebook-Gruppe entstand. Und mittlerweile 66.313 Mitstreiter zählt. Soll heißen: sieben Prozent des Lehrpersonals in Frankreich. Zu den 'stylos rouges' bekennt sich auch Lydia Pichot. Die Lehrerin, seit sechzehn Jahren im Amt, verdient 2.000 Euro netto pro Monat.
"In meinem Berufsstand entdecke ich eine galoppierende Verarmung: von der Vorschule bis zum Gymnasium. Lehrer, deren Gehalt nicht bis zum Monatsende reicht, mancher muss aus Kostengründen gar in einer Wohngemeinschaft leben. Es ist wirklich schlimm."
"In meinem Berufsstand entdecke ich eine galoppierende Verarmung: von der Vorschule bis zum Gymnasium. Lehrer, deren Gehalt nicht bis zum Monatsende reicht, mancher muss aus Kostengründen gar in einer Wohngemeinschaft leben. Es ist wirklich schlimm."
Die Botschaft sei angekommen, versicherte Erziehungsminister Jean-Michel Blanquer kürzlich im Radio.
"Schon vor Beginn der Rotstift-Bewegung habe ich angekündigt, dass ein Grundschullehrer im ersten Berufsjahr am Ende der Legislaturperiode monatlich tausend Euro mehr verdienen wird als vor zwei Jahren. Das Gehalt eines Lehrers mitten in der Karriere wird um mehr als 2.000 Euro steigen."
Die Wogen glätten kann Erziehungsminister Blanquer damit nicht: Die allgemeine Malaise wird als zu groß empfunden. Denn was Frankreichs Lehrerinnen und Lehrern am meisten fehlt, ist: mehr öffentliche Anerkennung für ihre Arbeit.
"Schon vor Beginn der Rotstift-Bewegung habe ich angekündigt, dass ein Grundschullehrer im ersten Berufsjahr am Ende der Legislaturperiode monatlich tausend Euro mehr verdienen wird als vor zwei Jahren. Das Gehalt eines Lehrers mitten in der Karriere wird um mehr als 2.000 Euro steigen."
Die Wogen glätten kann Erziehungsminister Blanquer damit nicht: Die allgemeine Malaise wird als zu groß empfunden. Denn was Frankreichs Lehrerinnen und Lehrern am meisten fehlt, ist: mehr öffentliche Anerkennung für ihre Arbeit.