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Bildungswerke
Grundfertigkeiten fürs Berufsleben

Ohne Lesen, Schreiben und Rechnen zu können, kommt man nicht weit. Für Menschen, denen diese Grundfertigkeiten fehlen, sind Grundbildungskurse sinnvoll. Das Bildungswerk der hessischen Wirtschaft in Darmstadt versucht mithilfe von Computerprogrammen, junge Leute für das Berufsleben fit zu machen.

Von Ludger Fittkau |
    Die beiden Broschüren liegen auf einem Schreibtisch auf den zwei Übungsseiten. Auf einer der Broschüren liegt ein Kugelschreiber.
    In Grundbildungskursen geht es darum, Fertigkeiten wie Lesen und Rechnen zu vermitteln (Patrick Pleul / dpa)
    "Zoff im Viertel"
    "Zoff im Viertel – genau, das ist der Text."
    Daniel liest auf Bitten des Pädagogen Eugen G. Breining aus einem Text. Es geht um einen Jugendlichen, der die Kapuze seines Pullis tief in das Gesicht hinuntergezogen hat, um Ärger im Stadtteil zu vermeiden:
    "Niemand soll ihn erkennen…"
    Es fällt Daniel, der seinen Nachnamen nicht nennen will, schwer, den Text zu lesen. Eugen G. Breining gibt ihm Einzelunterricht. Dafür nutzt er auch ein Computerprogramm, das von einer Volkshochschule entwickelt wurde. Es bietet Lernmethoden, die auf die Fachsprache in bestimmten Handwerksberufen hinführen oder auf Berufe im Gastronomiebereich. Auf dem Bildschirm werden Dinge oder Tiere gezeigt, deren Namen man mit einem Klick auch hören kann. Dann muss man die nachschreiben:
    "Rabe. Raaa-bbe."
    Daniel schreibt den Namen des Vogels auf den Bildschirm, der Pädagoge Eugen G. Breuning schaut ihm dabei zu:
    "Wenn du jetzt denkst, der Name ist in Ordnung, kannst Du okay drücken. Ah – es wurde grün geblinkt, das heißt, das Wort ist richtig geschrieben! Und wenn Du jetzt nochmal 'Okay' drückst, was passiert?"
    "Da ändert sich das Bild."
    Das Lernprogramm, das mit den akustischen Hilfsmitteln arbeitet, bietet mehrere Schwierigkeitsgrade. Zur Demonstration klickt Daniel auf eine der höchsten Stufen. Wieder ertönt die Computerstimme:
    "Klimaanlagentester."
    Begriffe aus dem Berufsleben vermitteln
    Es wird deutlich: Der Alphabetisierungskurs im Bildungswerk der hessischen Wirtschaft in Darmstadt soll junge Leute wie Daniel auch mit Begriffen aus Handwerksberufen vertraut machen, etwa dem Sanitär- oder Heizungsbau. Daniel sucht zurzeit einen Job in Logistikbranche und weiß, dass auch dort das Lesen und Schreiben auf mobilen, digitalen Erfassungsgeräten etwa für die Waren in den Regalen immer wichtiger wird:
    "Hauptsächlich der Lagerbereich, halt so in der Richtung suche ich, weil es mir Spaß macht."
    Das Computer-Lernprogramm, mit dem er jetzt unterrichtet wird, gefällt Daniel:
    "Mir macht das im Allgemein Spaß, das Programm. Ich habe damit Lust zu lernen und es macht mir auch viel Spaß, weil es verschiedene Sachen gibt."
    Der Pädagoge Eugen G. Breuning lässt Daniel die Hauptwörter aus dem Text "Zoff im Viertel" in ein eigens für ihn angelegtes digitales Wörterbuch eintragen.
    "Ach, die Schwester."
    "Schwester, wunderbar."
    Die nächste Aufgabe ist dann die Zuordnung des richtigen Artikels zu einer Kleinstadt namens Griesheim bei Darmstadt:
    "Da gehen wir dahin und würden schreiben: die Stadt."
    Umgang mit Zahlen lernen
    Nach einer Weile lässt der Pädagoge Daniel am Bildschirm in ein Rechenprogramm wechseln. Denn im Grundbildungskurs geht es auch darum, möglichst alltagspraktisch auch dem Umgang mit Zahlen zu lernen:
    "Lebensweltorientiert. Hier gehe ich Einkaufen. Ich könnte die Geschichte dazu erzählen. Ich komme an die Kasse, die sagt zu mir: Okay, ich kann ihnen nicht rausgeben, legen sie bitte vier Euro passend hin."
    Schnell stellt sich raus, dass Daniel keine Probleme beim Zusammenrechnen der Zahlen hat. Anders als bei den Buchstaben. Doch er fängt ja erst an mit dem Grundbildungskurs in Darmstadt. In ein paar Monaten die sie Sache ganz anders aus.
    "Dusche."
    "Dusche. Oh!"
    "Kannst Du ja gerade mal nachschreiben."