Manfred Götzke: Dass die deutsche Burschenschaft alles andere als - sagen wir mal - linksliberal ist, ist ja kein Geheimnis. Jetzt hat dieser Dachverband von 120 Burschenschaften aber etwas ins Spiel gebracht, das selbst erzkonservativen Studenten zu rechtsradikal ist: eine Art Arier-Nachweis. Nur noch Studierende deutscher Abstammung, also Kinder deutscher Eltern, sollen in Zukunft Mitglied werden, wenn dieser Antrag auf dem Burschentag in Eisenach tatsächlich verabschiedet werden sollte. Das ist wie gesagt auch für viele Burschenschaftler zu viel und könnte zur Spaltung des Verbandes führen, und so manchen dürfte das auch zum Austritt aus seiner Studentenverbindung bewegen. Allerdings fällt es Burschenschaftlern nicht leicht, denn eine Verbindung ist schließlich so eine Art Lebensbund. Der Asta der Uni Göttingen bietet deshalb ein Beratungstelefon für Verbindungsstudenten an mit dem passenden Namen "Falsch verbunden!". Und mit einer Mitarbeiterin, die namentlich nicht genannt werden möchte, möchte ich jetzt sprechen. Warum ist es für Burschenschaftler so schwer, auszusteigen? Weil der Herr Vater als "alter Herr" auch in der Verbindung mitmischt?
Asta-Mitarbeiterin: Das kann durchaus auch ein Grund sein, dass einfach die Familie da auch eingebunden ist und natürlich dementsprechend negativ reagieren würde. Andere Gründe können aber auch einfach sein, dass das soziale Umfeld hauptsächlich in der Verbindungsszene organisiert ist, und man dann einfach plötzlich ohne Freunde da steht. Es gibt ganz verschieden Gründe, die das ganze erschweren.
Götzke: In jedem Fall ist es ein harter Schritt.
Asta-Mitarbeiterin: Ja, das würde ich schon sagen. Nicht für jede Person, das würde ich gar nicht behaupten, aber es gibt auf jeden Fall Leute, denen das schwerfällt und die da Unterstützung gebrauchen können.
Götzke: In manchen Studienfächern - Jura oder Medizin - sind ja recht viele Studierende oder auch Absolventen in einer Verbindung, und oft sind das ja auch die Leute, die im Berufsleben einen gewissen Einfluss haben. Ist das auch ein Grund für Mitglieder, sich den Austritt dreimal zu überlegen.
Asta-Mitarbeiterin: Ich denke schon, dass das mit reinspielt. Man kann dadurch auf jeden Fall bevorzugt werden oder kann durch Kontakte bestimmte Positionen erreichen. Ich denke schon, dass das mit reinspielt, wenn sich Leute überlegen, ob sie austreten oder nicht.
Götzke: Aus welchen Gründen wollen die Burschenschaftler, mit denen Sie reden, denn aussteigen?
Asta-Mitarbeiterin: Es gibt gar nicht unbedingt so viele Leute, die wirklich direkt aussteigen wollen. Es ist ja auch kein wirkliches Ausstiegstelefon, sondern erstmal nur ein Beratungsangebot. Oft sprechen wir mit Leuten, die halt erst mal nur ihre Probleme, die sie in den Verbindungen haben, mit uns reflektieren wollen und dort erst mal Lösungen suchen. Wir raten auch nicht sofort zum Ausstieg, sondern das muss die Person schon selber entscheiden. Wir treffen keine Entscheidung zur Person, sondern helfen ihnen zu reflektieren, ob das eine richtige Lösung wäre.
Götzke: Was sind das denn für Probleme, die Sie da zu Ohren bekommen?
Asta-Mitarbeiterin: Das ist schon, wie wir uns das vorher durch kritische Auseinandersetzung mit Verbindungen erarbeitet haben, solche Sachen wie das konservative Weltbild, zum Teil patriarchale Frauenbilder, zum Teil auch Homophobie. Sachen, die wir auch schon zu hören bekommen haben, ist natürlich der übermäßige Alkoholkonsum, straffe Hierarchien, dass man sich einfach gerade in den ersten zwei Jahren sehr unterordnen muss. Und damit kommen halt auch nicht alle zurecht, die da durch - zum Beispiel - billige Wohnangebote erst mal reingerutscht sind.
Götzke: Wieso sind denn so viele Verbindungsstudenten falsch verbunden? Wissen die nicht, worauf man sich einlässt, wenn man in eine Verbindung eintritt?
Asta-Mitarbeiterin: Nein, das ist wahrscheinlich zum Teil erst mal ganz nett. Grade diese Wohnanzeigen, bei zum Beispiel wg-gesucht, einem Internetportal, die schreiben darüber zum Beispiel gar nichts. Da geht es einfach nur darum, dass man nett zusammenwohnt, dass es recht billig ist, dass man zum Teil eine Bibliothek oder einen Billardraum zur Verfügung gestellt bekommt, und dann ist man zum Teil überrascht, was da noch eigentlich alles passiert.
Götzke: Und was ist das, was da noch alles passiert?
Asta-Mitarbeiterin: Wie zum Beispiel solche Trinkgelage wie die Kneipe, oder in manchen Verbindungen werden ja auch Mensuren gefochten, zum Teil sogar verpflichtend, und damit kommen nun mal nicht alle zurecht.
Götzke: Was jetzt aus dem Dachverband deutsche Burschenschaft an die Öffentlichkeit gekommen ist, der Skandal um den Arier-Nachweis, das ist ja wirklich sehr erschreckend und auch extrem. Wenn Sie mit den Burschenschaftlern sprechen, hören Sie da häufiger von solchen rechtsradikalen Ausfällen?
Asta-Mitarbeiterin: Davon haben wir noch nicht so viel gehört. In Göttingen gibt es auch nur zwei Burschenschaften, die im Dachverband der deutschen Burschenschaft drin sind. Aber es kann natürlich durchaus sein, dass sich die Leute einfach noch nicht gemeldet haben.
Götzke: Jetzt muss man ja zur Ehrenrettung sagen, es sind ja bei weitem nicht alle Studentenverbindungen rechts oder rechtsradikal. Wie finde ich denn heraus, wenn ich mich für eine Verbindung interessiere, was für eine Gesinnung die hat?
Asta-Mitarbeiterin: Die haben ja oft auf ihren Homepages auch stehen, in welchen Dachverbänden sie drin sind. Und wenn man sieht, dass die zum Beispiel im Coburger Konvent oder in der Deutschen Burschenschaft organisiert sind, dann kann man sich schon seinen Teil denken, meistens. Es gibt durchaus andere, die aber trotzdem ein konservatives Weltbild vermitteln, wo zum Teil auch rechte Tendenzen zu finden sind, die aber nicht so rechtsradikal sein müssen wie zum Beispiel die Deutsche Burschenschaft.
Götzke: Wie können Sie denn weiterhelfen, wie beraten Sie?
Asta-Mitarbeiterin: Wir helfen erstmal dabei, wirklich Probleme, die die Studierenden haben, mit ihnen zu reflektieren, zu besprechen, arbeiten aber auch zum Teil mit anderen Beratungsorganisationen zusammen, zum Beispiel in Göttingen mit der psychosozialen Beratungsstelle, und leiten dann auch an diese weiter, zum Teil auch an die Rechtsberatung vom Asta, weil wir erst mal wirklich nur ein Erstkontakt sind, und Sachen, die dann schwerwiegender sind oder wo wir dann nicht mehr weiterhelfen können, da verweisen wir halt an andere Organisationen.
Götzke: Also, wenn Sie in einer Burschenschaft sind und damit nicht so glücklich - es gibt das Beratungstelefon "Falsch Verbunden!" und die Nummer lautet 0551 39 222 68, zu erreichen jeden Montag von 11 bis 12 Uhr.
Asta-Mitarbeiterin: Das kann durchaus auch ein Grund sein, dass einfach die Familie da auch eingebunden ist und natürlich dementsprechend negativ reagieren würde. Andere Gründe können aber auch einfach sein, dass das soziale Umfeld hauptsächlich in der Verbindungsszene organisiert ist, und man dann einfach plötzlich ohne Freunde da steht. Es gibt ganz verschieden Gründe, die das ganze erschweren.
Götzke: In jedem Fall ist es ein harter Schritt.
Asta-Mitarbeiterin: Ja, das würde ich schon sagen. Nicht für jede Person, das würde ich gar nicht behaupten, aber es gibt auf jeden Fall Leute, denen das schwerfällt und die da Unterstützung gebrauchen können.
Götzke: In manchen Studienfächern - Jura oder Medizin - sind ja recht viele Studierende oder auch Absolventen in einer Verbindung, und oft sind das ja auch die Leute, die im Berufsleben einen gewissen Einfluss haben. Ist das auch ein Grund für Mitglieder, sich den Austritt dreimal zu überlegen.
Asta-Mitarbeiterin: Ich denke schon, dass das mit reinspielt. Man kann dadurch auf jeden Fall bevorzugt werden oder kann durch Kontakte bestimmte Positionen erreichen. Ich denke schon, dass das mit reinspielt, wenn sich Leute überlegen, ob sie austreten oder nicht.
Götzke: Aus welchen Gründen wollen die Burschenschaftler, mit denen Sie reden, denn aussteigen?
Asta-Mitarbeiterin: Es gibt gar nicht unbedingt so viele Leute, die wirklich direkt aussteigen wollen. Es ist ja auch kein wirkliches Ausstiegstelefon, sondern erstmal nur ein Beratungsangebot. Oft sprechen wir mit Leuten, die halt erst mal nur ihre Probleme, die sie in den Verbindungen haben, mit uns reflektieren wollen und dort erst mal Lösungen suchen. Wir raten auch nicht sofort zum Ausstieg, sondern das muss die Person schon selber entscheiden. Wir treffen keine Entscheidung zur Person, sondern helfen ihnen zu reflektieren, ob das eine richtige Lösung wäre.
Götzke: Was sind das denn für Probleme, die Sie da zu Ohren bekommen?
Asta-Mitarbeiterin: Das ist schon, wie wir uns das vorher durch kritische Auseinandersetzung mit Verbindungen erarbeitet haben, solche Sachen wie das konservative Weltbild, zum Teil patriarchale Frauenbilder, zum Teil auch Homophobie. Sachen, die wir auch schon zu hören bekommen haben, ist natürlich der übermäßige Alkoholkonsum, straffe Hierarchien, dass man sich einfach gerade in den ersten zwei Jahren sehr unterordnen muss. Und damit kommen halt auch nicht alle zurecht, die da durch - zum Beispiel - billige Wohnangebote erst mal reingerutscht sind.
Götzke: Wieso sind denn so viele Verbindungsstudenten falsch verbunden? Wissen die nicht, worauf man sich einlässt, wenn man in eine Verbindung eintritt?
Asta-Mitarbeiterin: Nein, das ist wahrscheinlich zum Teil erst mal ganz nett. Grade diese Wohnanzeigen, bei zum Beispiel wg-gesucht, einem Internetportal, die schreiben darüber zum Beispiel gar nichts. Da geht es einfach nur darum, dass man nett zusammenwohnt, dass es recht billig ist, dass man zum Teil eine Bibliothek oder einen Billardraum zur Verfügung gestellt bekommt, und dann ist man zum Teil überrascht, was da noch eigentlich alles passiert.
Götzke: Und was ist das, was da noch alles passiert?
Asta-Mitarbeiterin: Wie zum Beispiel solche Trinkgelage wie die Kneipe, oder in manchen Verbindungen werden ja auch Mensuren gefochten, zum Teil sogar verpflichtend, und damit kommen nun mal nicht alle zurecht.
Götzke: Was jetzt aus dem Dachverband deutsche Burschenschaft an die Öffentlichkeit gekommen ist, der Skandal um den Arier-Nachweis, das ist ja wirklich sehr erschreckend und auch extrem. Wenn Sie mit den Burschenschaftlern sprechen, hören Sie da häufiger von solchen rechtsradikalen Ausfällen?
Asta-Mitarbeiterin: Davon haben wir noch nicht so viel gehört. In Göttingen gibt es auch nur zwei Burschenschaften, die im Dachverband der deutschen Burschenschaft drin sind. Aber es kann natürlich durchaus sein, dass sich die Leute einfach noch nicht gemeldet haben.
Götzke: Jetzt muss man ja zur Ehrenrettung sagen, es sind ja bei weitem nicht alle Studentenverbindungen rechts oder rechtsradikal. Wie finde ich denn heraus, wenn ich mich für eine Verbindung interessiere, was für eine Gesinnung die hat?
Asta-Mitarbeiterin: Die haben ja oft auf ihren Homepages auch stehen, in welchen Dachverbänden sie drin sind. Und wenn man sieht, dass die zum Beispiel im Coburger Konvent oder in der Deutschen Burschenschaft organisiert sind, dann kann man sich schon seinen Teil denken, meistens. Es gibt durchaus andere, die aber trotzdem ein konservatives Weltbild vermitteln, wo zum Teil auch rechte Tendenzen zu finden sind, die aber nicht so rechtsradikal sein müssen wie zum Beispiel die Deutsche Burschenschaft.
Götzke: Wie können Sie denn weiterhelfen, wie beraten Sie?
Asta-Mitarbeiterin: Wir helfen erstmal dabei, wirklich Probleme, die die Studierenden haben, mit ihnen zu reflektieren, zu besprechen, arbeiten aber auch zum Teil mit anderen Beratungsorganisationen zusammen, zum Beispiel in Göttingen mit der psychosozialen Beratungsstelle, und leiten dann auch an diese weiter, zum Teil auch an die Rechtsberatung vom Asta, weil wir erst mal wirklich nur ein Erstkontakt sind, und Sachen, die dann schwerwiegender sind oder wo wir dann nicht mehr weiterhelfen können, da verweisen wir halt an andere Organisationen.
Götzke: Also, wenn Sie in einer Burschenschaft sind und damit nicht so glücklich - es gibt das Beratungstelefon "Falsch Verbunden!" und die Nummer lautet 0551 39 222 68, zu erreichen jeden Montag von 11 bis 12 Uhr.