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Billigflieger
Ryanair verteidigt Beschäftigungsverhältnisse

Unzulässiges Outsourcing, Lohndumping: Eine Fernseh-Dokumentation rückt die Arbeitsverhältnisse bei der Fluglinie Ryanair in schlechtes Licht. Der irische Billigflieger weist die Kritik zurück - sie sei "hysterisch", so der Personalchef.

Von Anke Petermann |
    Ein Flugzeug der Fluglinie Ryanair rollt am 02.11.2016 auf den Flughafen in Frankfurt/M. (Hessen)
    Billiganbieter Ryanair landet in Frankfurt (dpa)
    Deutsche Ryanair-Piloten hätten unter ihrem Dach eine Tarifkommission gegründet, meldete Ende vergangenen Jahres die Pilotenvereinigung Cockpit. Man wolle "dem fragwürdigen Umgang der Fluggesellschaft mit ihren Angestellten entgegentreten und "angemessene Arbeitsverhältnisse statt atypischer Beschäftigung" erreichen. Wann also gibt es Tarifverhandlungen zwischen Ryanair und Cockpit? Gar nicht. Ryanair-Personalchef Edward Wilson sieht nämlich gar keine Veranlassung dazu:
    "Unsere Leute haben sich dafür entschieden, Tarife lokal auszuhandeln. Diese Tarifverhandlungen stehen unter irischem Gesetz, denn bekanntermaßen ist Ryanair eine irische Fluglinie und die gesamte Arbeit wird auf irischem Territorium ausgeführt, nicht in Deutschland. Also würde ein deutscher Flächentarifvertrag ohnehin nicht anwendbar sein. Wir haben Tarifabsprachen an jedem einzelnen Standort."
    "Die Leute fürchten Veränderung"
    Gespräche mit den Beschäftigten beziehungsweise Betriebsräten einzelner Standorte heißen bei Ryanair also Tarifverhandlungen, Haustarife gelten als Tarifverträge. Das ist aber nur ein Punkt, an dem das irische Unternehmen eine andere Sichtweise hat als die Gewerkschaften Cockpit und Ufo, die Piloten und Flugbegleiter vertreten. In einem aber will der Ryanair-Personalchef keinen Zweifel aufkommen lassen: Für alle Beschäftigten bei Ryanair gelte irisches Arbeitsrecht. Aber Steuern und Sozialabgaben zahle die Fluglinie jeweils dort, wo das gesetzlich vorgeschrieben sei. Die Kritik der Gewerkschaften sei nicht faktenbasiert, sondern hysterisch:
    "Die Leute fürchten Veränderung. Ryanair liefert Exzellenz und Effizienz zu den niedrigsten Preisen und den meisten Destinationen. Die Gewerkschaften fühlen sich davon bedroht, denn sie wollen zurück in die Fünfzigerjahre und den deutschen Verbraucher mit höheren Preisen und begrenzter Kapazität belasten. Die Billigflieger haben mit ihrem Markteintritt Tausende von Jobs im Luftverkehr geschaffen - genau dafür sollten die Gewerkschaften ihnen applaudieren. Aber das tun sie nicht, weil sie nur an ihrer eigenen Arbeit interessiert sind und sich nicht verändern wollen."
    Nur 10 Prozent der Kopiloten sind fest angestellt
    Angefeindet werde Ryanair als "Störenfried gemütlich eingerichteter Kartelle". So sieht es jedenfalls Edward Wilson. Vertragspiloten zu beschäftigen und die Kabinen-Besatzungen bei Personaldienstleistern anzuheuern, sei in Irland und auch in Deutschland weit verbreitet - keinesfalls Sozial-Dumping:
    "Es gibt einen internationalen Preis für Piloten, und niemand kann weniger zahlen. Das geht gar nicht."
    70 Prozent der Flug-Kapitäne seien fest angestellt bei Ryanair, aber nur zehn Prozent der Kopiloten, gibt Wilson zu. Doch diese Vertragspiloten hätten aufgrund der starken Expansion von Ryanair beste Aussichten auf baldige Beförderung und damit Festanstellung, kontert der Personaler die Kritik an prekärer Beschäftigung.