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Biodiversität
Wilde Bienen in Amsterdam

Viele Wildbienenarten sind bedroht: Sie leiden unter Pflanzenschutzmitteln und einer immer gleichförmigeren Landschaft. Doch wo die Menschen Rücksicht nehmen auf die Umwelt, da erholen sich auch die Bestände an Wildbienen. Ein gutes Beispiel ist Amsterdam.

Von Michael Arntz |
    Eine Hummel fliegt auf eine Blume zu
    Hummeln gehören zu den Wildbienen. (dpa/picture alliance/Ralf Hirschberger)
    Amsterdam, Vondelpark. Ein kalter Apriltag. Die Hohen Schlüsselblumen blühen. Einige Hummeln suchen schon nach Nektar und Pollen. Hummeln gehören zu den Wildbienen, erklärt Stadtökologe Geert Timmermans:
    "In den Niederlanden gibt es rund 360 Wildbienen-Arten. Davon sind 50 bis 60 Arten ausgestorben oder stark bedroht. Es gibt hier also noch rund 300 Wildbienen-Arten, und ein Drittel davon kann man hier in Amsterdam finden. 100 Arten."
    Die niederländische Hauptstadt hat ein Herz für Wildbienen. Zwei Mal bereits hat Amsterdam die Wildbienen-Population untersuchen lassen.
    "Das erste Mal war zwischen 1998 und 2000. Arie Koster, ein führender Bienenforscher, hat an 80 Orten in Amsterdam die Wildbienen gezählt. Im letzten Jahr hat er die Untersuchung an denselben Orten wiederholt. Die Ergebnisse sind erfreulich: Zehn neue Arten haben sich in der Innenstadt angesiedelt. Und andere Arten, die vor fünfzehn Jahren noch sehr selten waren, trifft man heute viel häufiger an."
    Bienenforscher Arie Koster steht vor dem Beet mit den Schlüsselblumen und beobachtet die Hummeln. Seit 40 Jahren beschäftigt er sich mit Wildbienen.
    "Honigbienen sind Haustiere, während alle anderen Bienenarten Wildbienen sind. Vor 1980 gab es in den Städten kaum oder keine wilden Bienen. Ab den 90er-Jahren siedeln sich dann immer mehr Wildbienen in Städten an. Das war schon eine kleine Sensation. Und meine aktuelle Untersuchung zeigt, dass die Zahl der Wildbienen in Amsterdam stark zugenommen hat. Im Vergleich zum Jahr 2000 schätze ich, dass es jetzt 20 Prozent mehr Wildbienen gibt."
    Keine Pestizide in öffentlichen Grünanlagen
    Wildbienen gehören heute zu Amsterdam wie die malerischen Grachten und die prachtvollen Herrenhäuser. Stadtökologe Geert Timmermans kennt die Gründe:
    "Seit rund 15 Jahren macht Amsterdam eine Politik, die konsequent auf Biodiversität ausgerichtet ist. In öffentlichen Grünanlagen verwenden wir keine Pestizide mehr. Unsere Parkanlagen werden ökologisch bewirtschaftet: Wir lassen Pflanzenreste und Zweige liegen, wir geben wilden Pflanzen eine Chance. Überall gibt es Insektenhotels, und an vielen Stellen ist der Boden geeignet für Wildbienen, die hier nisten. Das alles zusammen bringt diese guten Resultate."
    Die Stadt ist heute zum Refugium für viele Wildbienen-Arten geworden - und das nicht nur in Amsterdam. Auf dem intensiv bewirtschaften Land tun sich Wildbienen dagegen schwer. Bienenforscher Arie Koster möchte das ändern:
    "Das wichtigste ist: Die chemischen Mittel müssen weg! Nicht nur im öffentlichen Raum. Sondern auch zu Hause, im Garten. Dann sollten die Parkanlagen und Gärten ökologisch angelegt werden: Nicht immer alles aufräumen! Bienen brauchen diese unordentlichen Ecken mit toten Zweigen und Stängeln, da können sie ideal nisten. Natürlich brauchen wir auch viele blühende Pflanzen, das ganze Jahr hindurch. Und schließlich kann man den Wildbienen helfen durch das Aufstellen von Bienenhotels."