Von Müsli-Schick keine Spur mehr: Die Filialen der größten Berliner Biosupermarkt-Kette Bio Company sehen eher wie Feinkostgeschäfte aus. Frisches Obst, Gemüse, Milchprodukte und Backwaren bestimmen die Auslagen. Aber es gibt sie auch hier, die Ecken mit den Tiefkühltruhen und die Regale mit Tütensuppen oder Fertigbackbrötchen. Die Ursache für diese Entwicklung sieht Geschäftsführer Georg Kaiser im rasanten Branchenwachstum der vergangenen Jahre.
"Der Biohandel insgesamt hat sich ja in den letzten zehn, zwölf Jahren sehr dynamisch entwickelt. Es ist dieses neue Modell der Biosupermärkte dazu gekommen. Vorher waren es die kleinen Bioläden. Das heißt, es kommen ganz neue Kunden zu uns, die auch ihre Einkaufsgewohnheiten, die sie über Jahrzehnte gelernt haben, dort auch wieder replizieren wollen."
Was möglicherweise Neukunden lockt, könnte Biopioniere eher verschrecken. Denn die waren einst angetreten, um auf unnötige Zutaten zu verzichten und möglichst unverarbeitete Lebensmittel anzubieten. Auch Kaiser sieht seine Branche in der Zwickmühle:
"Ich denke, den Anspruch muss eher der Biohändler für sich definieren. Zu sagen, was geht noch, um die eigene Identität nicht zu verlieren? Also, wir werden nicht jedes Sortiment liefern, was jetzt der Kunde verlangt. Da sind uns schon alleine von den Vorgaben der EU-Bioverordnung, von der Basis und von den Anbauverbänden Grenzen gesetzt, weil eben ganz viele Zusatzstoffe da gar nicht erlaubt sind - oder nicht gewollt sind, muss man sagen."
Zwar ist nur ein Sechstel der 300 Zusatzstoffe, die im konventionellen Bereich verwendet werden, auch für Biolebensmittel zugelassen. Das heißt aber, dass immerhin fast 50 der umstrittenen Zusätze auch in Ökofertigwaren gemischt werden dürfen - meist zur Konservierung oder um den Geschmack aufzupeppen. Matthias Wolfschmidt von der Verbraucherorganisation foodwatch:
"Sie können zwischen einer Tiefkühlpizza, die sie in Bioqualität kaufen, und einer Tiefkühlpizza, die eine einigermaßen vernünftige Qualität im konventionellen Bereich darstellt, kaum gravierende Unterschiede in der Zusammensetzung und den Zutaten finden. Sie können einen Suppenwürfel nicht machen, ohne dass sie eben Natriumglutamat oder Hefeextrakt zusetzen. Und das ist bei den Bios nicht anders als bei den konventionellen."
Foodwatch verlangt deshalb Transparenz auch bei der Kennzeichnung der Öko-Schnellmahlzeiten. Alle Zutaten müssten für den Verbraucher klar erkennbar sein, sagt Wolfschmidt:
"Die Regeln für die Erzeugung biologisch hergestellter Lebensmittel beziehen sich vor allen Dingen auf die Urproduktion, also auf den Acker oder auf den Stall. Und das bedeutet, dass eben Gemüse und Obst unter bestimmten, relativ klar definierten Regeln erzeugt worden sind, genauso tierische Produkte, dass aber dann bei den weiteren Verarbeitungsstufen, spätestens, wenn es sich nicht um handwerkliche Verarbeitung handelt, die industriellen Maßstäbe angewendet werden."
Seit Beginn des Biobooms bieten gerade auch konventionelle Hersteller Fertiggerichte mit EU-Biosiegel an. Öko-Pioniere wie Michael Wimmer sehen die Pizzen und Soßenpulver als unvermeidliche Produkte einer Zeit, in der immer weniger selbst gekocht wird. Deshalb setzt auch der Geschäftsführer der "Fördergemeinschaft ökologischer Landbau" auf die Aufklärung der Verbraucher - damit die Biobranche nicht irgendwann den gleichen Weg nimmt wie die konventionelle Konkurrenz.
"Die Biobewegung ist sicher nicht angetreten, um auch das letzte Cappuccino-Pülverchen zu produzieren. Das ist dann einfach ein Stück weit dem Zeitgeist geschuldet. Aber all unser Trachten muss eigentlich dahin gehen, dass wir die Ursprünglichkeit der Lebensmittel, und auch wie sie produziert werden auf dem Feld und im Stall - und dafür wieder zu sensibilisieren. Und uns alle in die Lage zu setzen, diese Kochkultur, dieses Handwerk einfach wieder zu erlernen."
Und noch ein Aspekt ist Wimmer wichtig. Wer frische Lebensmittel aus dem Biomarkt kauft und selbst kocht, fährt auf Dauer billiger als derjenige, der regelmäßig Fertiggerichte aus dem konventionellen Handel konsumiert.
"Der Biohandel insgesamt hat sich ja in den letzten zehn, zwölf Jahren sehr dynamisch entwickelt. Es ist dieses neue Modell der Biosupermärkte dazu gekommen. Vorher waren es die kleinen Bioläden. Das heißt, es kommen ganz neue Kunden zu uns, die auch ihre Einkaufsgewohnheiten, die sie über Jahrzehnte gelernt haben, dort auch wieder replizieren wollen."
Was möglicherweise Neukunden lockt, könnte Biopioniere eher verschrecken. Denn die waren einst angetreten, um auf unnötige Zutaten zu verzichten und möglichst unverarbeitete Lebensmittel anzubieten. Auch Kaiser sieht seine Branche in der Zwickmühle:
"Ich denke, den Anspruch muss eher der Biohändler für sich definieren. Zu sagen, was geht noch, um die eigene Identität nicht zu verlieren? Also, wir werden nicht jedes Sortiment liefern, was jetzt der Kunde verlangt. Da sind uns schon alleine von den Vorgaben der EU-Bioverordnung, von der Basis und von den Anbauverbänden Grenzen gesetzt, weil eben ganz viele Zusatzstoffe da gar nicht erlaubt sind - oder nicht gewollt sind, muss man sagen."
Zwar ist nur ein Sechstel der 300 Zusatzstoffe, die im konventionellen Bereich verwendet werden, auch für Biolebensmittel zugelassen. Das heißt aber, dass immerhin fast 50 der umstrittenen Zusätze auch in Ökofertigwaren gemischt werden dürfen - meist zur Konservierung oder um den Geschmack aufzupeppen. Matthias Wolfschmidt von der Verbraucherorganisation foodwatch:
"Sie können zwischen einer Tiefkühlpizza, die sie in Bioqualität kaufen, und einer Tiefkühlpizza, die eine einigermaßen vernünftige Qualität im konventionellen Bereich darstellt, kaum gravierende Unterschiede in der Zusammensetzung und den Zutaten finden. Sie können einen Suppenwürfel nicht machen, ohne dass sie eben Natriumglutamat oder Hefeextrakt zusetzen. Und das ist bei den Bios nicht anders als bei den konventionellen."
Foodwatch verlangt deshalb Transparenz auch bei der Kennzeichnung der Öko-Schnellmahlzeiten. Alle Zutaten müssten für den Verbraucher klar erkennbar sein, sagt Wolfschmidt:
"Die Regeln für die Erzeugung biologisch hergestellter Lebensmittel beziehen sich vor allen Dingen auf die Urproduktion, also auf den Acker oder auf den Stall. Und das bedeutet, dass eben Gemüse und Obst unter bestimmten, relativ klar definierten Regeln erzeugt worden sind, genauso tierische Produkte, dass aber dann bei den weiteren Verarbeitungsstufen, spätestens, wenn es sich nicht um handwerkliche Verarbeitung handelt, die industriellen Maßstäbe angewendet werden."
Seit Beginn des Biobooms bieten gerade auch konventionelle Hersteller Fertiggerichte mit EU-Biosiegel an. Öko-Pioniere wie Michael Wimmer sehen die Pizzen und Soßenpulver als unvermeidliche Produkte einer Zeit, in der immer weniger selbst gekocht wird. Deshalb setzt auch der Geschäftsführer der "Fördergemeinschaft ökologischer Landbau" auf die Aufklärung der Verbraucher - damit die Biobranche nicht irgendwann den gleichen Weg nimmt wie die konventionelle Konkurrenz.
"Die Biobewegung ist sicher nicht angetreten, um auch das letzte Cappuccino-Pülverchen zu produzieren. Das ist dann einfach ein Stück weit dem Zeitgeist geschuldet. Aber all unser Trachten muss eigentlich dahin gehen, dass wir die Ursprünglichkeit der Lebensmittel, und auch wie sie produziert werden auf dem Feld und im Stall - und dafür wieder zu sensibilisieren. Und uns alle in die Lage zu setzen, diese Kochkultur, dieses Handwerk einfach wieder zu erlernen."
Und noch ein Aspekt ist Wimmer wichtig. Wer frische Lebensmittel aus dem Biomarkt kauft und selbst kocht, fährt auf Dauer billiger als derjenige, der regelmäßig Fertiggerichte aus dem konventionellen Handel konsumiert.