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Biografie Leonardo da Vinci
Der Mann, der alles wissen wollte

Künstler von Weltrang, Universalgelehrter, Naturphilosoph: Der Schöpfer der "Mona Lisa", Leonardo da Vinci, war ein Mutlitalent - und seiner Zeit stets voraus. In seiner Da-Vinci-Biografie gelingt es dem Historiker Bernd Roeck, nach und nach ein komplexes Bild des Universalgenies zu zeichnen.

Von Michael Lange |
Zeichnung Vitruvianischer Mann, davor Leonardo da Vinci, italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Ingenieur, historische Illustration iblhdf04023820.jpg Drawing vitruvianischer Man before Leonardo there Vinci Italian Painter Sculptors Architect Engineer historical Illustration iblhdf04023820 JPG
Über Leonardo da Vinci gibt es immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Autor Bernd Roeck führt die vielen Fäden in seiner Biografie über da Vinci zusammen (imago stock&people)
Über kaum einen Menschen wurde so viel gerätselt und geschrieben wie über Leonardo da Vinci. Manches wurde später übertrieben dargestellt, aber vieles stimmt. Und immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Dem Historiker Bernd Roeck gelingt es, die vielen Fäden zusammen zu führen. Beim Lesen seines detailreichen Buches entsteht nach und nach ein Bild des Menschen Leonardo. Er steckte voller Ideen, und immer wieder gelang es ihm, die Reichen und Mächtigen dafür zu begeistern. Theatervorstellungen, Umzüge und Feste bereicherte er mit Kulissen, Kostümen und manchmal auch mit beweglichen Apparaturen. In bunten Gewändern stolzierte Meister Leonardo durch das quirlige Florenz und später durch Mailand. Dass er homosexuell war, kein Fleisch aß und hin und wieder ketzerische Reden hielt, war sicher Gesprächsstoff unter den braven Bürgern. Er war anders, aber das wurde zu dieser Zeit akzeptiert, und wegen seiner Ideen und Kunstwerke wurde er schon zu Lebzeiten bewundert.
Menschen und Natur so darstellen, wie sie sind
Seine Herkunft als unehelicher Sohn eines Notars war keinesfalls ideal für eine große Karriere an den mächtigen Fürstenhöfen seiner Zeit. Er erlernte das Malen in einer anerkannten Werkstatt. Aber die Malerei, die damals zu einer Blüte gelangte, war im 15. Jahrhundert eher ein Handwerk. Bezahlt wurde der Maler nach Größe der Bilder und Zahl der abgebildeten Köpfe. Sein Perfektionismus machte Leonardo bald zum Meister seines Faches. Er zog die besten Aufträge an Land, brachte aber kaum etwas zu Ende. Um etwas zu malen, wollte er es verstehen. Während andere immer wieder die gleichen Motive wiederholten, wollte Leonardo Menschen und Natur so darstellen, wie sie sind. Und je gründlicher er hinter das Sichtbare schaute, umso besser konnte er es malen. Der Titel des Buches von Bernd Roeck bringt es auf den Punkt: Leonardo war kein Universalgenie. Er war nicht der Mann, der alles wusste, sondern der Mann, der alles wissen wollte.
"Leonardo: Der Mann, der alles wissen wollte"
Biografie von Bernd Roeck
C.H. Beck, 429 Seiten, 28 Euro