T-Lymphozyten sind in unserem Körper so etwas wie ein Frühwarnsystem: Sie patrouillieren im Gewebe auf der Suche nach krankhaften Veränderungen. Diese weißen Blutkörperchen entdecken eine Krankheit noch bevor sie ausbricht und verändern da ihre Aktivität. Dabei werden sogenannte Transkriptionsfaktoren aktiv. Mikael Benson und seine Kollegen von der Linköping Universität in Schweden haben nun entdeckt, dass sich diese Transkriptionsfaktoren unterscheiden, je nachdem welche Krankheit im Körper entsteht. Dieses Wissen wollen sie nun in der Früherkennung nutzen.
"Wir haben untersucht, ob die T-Zellen in den symptomfreien Phasen einer Asthmaerkrankung oder bei einer Multiplen Sklerose andere Transkriptionsfaktoren bilden, als während der akuten Phasen. Tatsächlich haben wir solche Unterschiede gefunden und wir gehen davon aus, dass sich diese als Biomarker nutzen lassen, um diese Krankheiten frühzeitig sicher zu erkennen und ihren Ausbruch möglicherweise sogar ganz zu verhindern."
Daher wollen die Forscher nun Tests entwickeln, die solche Proteine in der Blutprobe eines Patienten nachweisen können. Um die Methode verlässlicher zu machen, wollen sie aber auch nach anderen spezifischen Veränderungen suchen, die in der Erbsubstanz der T-Zellen auftreten.
"Wir wollen nun T-Lymphozyten von Patienten untersuchen, die viele verschiedene Krankheiten haben, um zu sehen, wie diese sich unterscheiden. Zudem analysieren wir auch, welche epigenetischen Veränderungen an der Erbsubstanz der weißen Blutkörperchen stattfinden, also welche Bereiche der DNA abgelesen werden, um dann die Merkmale nutzen zu können, die am verlässlichsten sind."
Hoffen auf eine Krebsfrüherkennung
Je früher eine Krankheit entdeckt wird, desto größer ist die Chance, dass eine Behandlung hilft. Das gilt insbesondere für Krebserkrankungen. Mikael Benson, der an seinem Institut Methoden zur Früherkennung erforscht, hofft daher, auch in den T-Zellen krebskranker Patienten genetische Marker zu finden, die spezifisch für bestimmte Tumorarten sind.
"T-Zellen spielen bei sehr vielen Krankheiten eine Rolle, bei Entzündungskrankheiten oder Infektionen, aber auch bei der Arteriosklerose und bei Krebs. Ihre Aufgabe ist, Krankheiten zu entdecken und so schnell wie möglich bekämpfen. Deshalb hoffen wir, dass die T-Zellen auch bei Krebserkrankungen spezifische Genaktivitäten zeigen, bevor ein Patient die ersten Symptome entwickelt."
Untersuchungen anderer Forscher haben gezeigt, dass sich auch die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft im Darm verändert, bevor bestimmte Krankheiten auftreten. Solche Hinweise möchte Mikael Benson in Zukunft mit den nun entdeckten Biomarkern kombinieren und daraus eine Art Gesundheitsscreening entwickeln.
"Langfristig werden solche vorausschauenden Untersuchungen die medizinische Versorgung verändern. Es wird mehr regelmäßige Gesundheits-Checks geben. Beim Auto ist es ja auch selbstverständlich, dass man es wartet und zum Service in die Werkstatt bringt. Genauso werden auch Patienten zukünftig regelmäßig untersucht werden, anstatt darauf zu warten, dass sie Symptome entwickeln und sie erst dann zu behandeln."
Bis die nun entdeckten Biomarker im medizinischen Alltag genutzt werden können, wird es allerdings noch etwa fünf bis zehn Jahre dauern, schätzt Mikael Benson. Ein einfacher Bluttest wird dann ausreichen, um im Körper eines Patienten nach den spezifischen Biomarkern zu suchen. Bis es soweit ist, werden die Forscher aber auch nach anderen Möglichkeiten suchen, den Krankheitsweg eines Menschen vorhersagen zu können.
"Wir sind auch an Datenbanken interessiert, in denen Informationen über die Krankenakten einzelner Patienten verfügbar sind. Wenn man diese Daten vergleicht, könnte man herausfinden, ob eine bestimmte Vorgeschichte dazu führt, dass Patienten später im Leben eine spezifische Krankheit entwickeln. Das könnten die vorherigen Lebensumstände sein oder eine bestimmte Kombination anderer Erkrankungen.
Solche Daten sind in vielen skandinavischen Ländern tatsächlich verfügbar. Genutzt werden dürfen sie allerdings nur von Forschungseinrichtungen.