"Es ist wahnsinnig schwierig, in der Biotechnologie den Amerikanern erklären zu wollen, was sie besser machen sollten."
Die Vereinigten Staaten gelten als der härteste Biotech-Markt der Welt. Friedrich von Bohlen und Halbach, Nachfahre der legendären Krupp-Dynastie, hat dennoch den Sprung über den Atlantik gewagt: Sein Heidelberger Start-up-Unternehmen Molecular Health hat seit Jahren eine Niederlassung in Texas, er selbst lebt in Boston.
"Wenn du als europäisches Unternehmen in diesem Bereich tätig bist und erfolgreich sein willst, musst du auch in den USA erfolgreich sein."
Brutkasten und Startrampe
Das sieht auch Thilo Hölscher so. Der Neurologe aus Regensburg ist 2003 einem Ruf an die Universität von San Diego gefolgt. 2013 gründete er hier seine eigene Firma. Der Standort Amerika, sagt Hölscher, sei für deutsche Biotech- und Biomedizin-Unternehmer ideal - als Brutkasten ihrer Ideen und als Startrampe für's Geschäft.
"Es ist vor allem die Begeisterung, die Leidenschaft, für etwas einzutreten. Die Direktheit, weniger Administration. Das ist etwas, was schon sehr amerikanisch ist - im positivsten Sinne."
Beide Unternehmer setzen auf innovative Produkte: Von Bohlens Start-up hat ein Computerprogramm für die personalisierte, molekulare Krebstherapie entwickelt. Aus den Genomdaten des Patienten, der Fachliteratur und der Liste aller verfügbaren Medikamente generiert es einen individuellen Behandlungsplan. Hölscher will ab 2016 den Weltmarkt mit einem tragbaren, batteriebetriebenen Ultraschallgerät erobern. Das soll Schlaganfälle bereits im Krankenwagen oder Rettungshubschrauber diagnostizieren. Der Gewinn sei nicht nur ein medizinischer, erklärt Hölscher:
"Der große ökonomische Vorteil ist, dass das Gerät sehr kosteneffektiv sein wird. Und der Bedarf ist weltweit da, nicht nur in den industrialisierten Ländern, sondern gerade auch in aufstrebenden Ländern wie Indien, China, wo große Populationen an Schlaganfällen erkranken."
Sprichwörtlicher Unternehmergeist
Von Bohlens Expertensystem wird bereits eingesetzt – in den USA häufiger und beherzter als in Deutschland. Neben dem sprichwörtlichen Unternehmergeist und dem hohen Tempo bei der Markteinführung seien es noch andere Gründe, warum Biotech in Amerika erfolgreicher ist als in Europa, sagt von Bohlen. Vor allem sei es einfacher, Geldgeber zu finden – auch für gewagtere Projekte.
"Amerikaner sind gewohnt, mit Eigenkapital zu arbeiten, die Deutschen sind eher fremdkapitalorientiert. Der Kapitalmarkt für solche riskanten Unternehmen ist in Deutschland nicht ausgeprägt."
Schließlich seien es auch kulturelle Gründe, warum es sich als Biotech-Pionier in den USA besser lebt. Und warum Unternehmer wie Thilo Hölscher und Friedrich von Bohlen - zumindest für den Anfang – die Neue Welt als Standort vorziehen.