Inhalt
- Was ist eine Kryptowährung?
- Warum gibt es Kryptowährungen?
- Wie funktioniert der Bitcoin?
- Warum ist der Bitcoin beliebt?
- Wie und was kann man mit Bitcoin bezahlen?
- Wer sind die Gewinner beim Bitcoin?
- Bezahlen nur Kriminelle mit Kryptowährungen?
- Sind Bitcoins umweltschädlich?
- Ist der Bitcoin eine gute Geldanlage?
Was ist eine Kryptowährung?
Eine Kryptowährung ist virtuell. Zahlungen werden nur online abgewickelt und durch eine digitale Signatur legitimiert. Im klassischen Sinn sind Kryptowährungen keine Währungen. Sie sind nicht allgemein akzeptiert, sie sind nicht stabil, und sie eignen sich nur bedingt zur Wertaufbewahrung.
Der größte Unterschied zu normalen Währungen ist, dass Kryptowährungen nicht von Zentralbanken geschaffen und kontrolliert werden, sondern die Transaktionen von einem Netzwerk gleichberechtigter Rechner abgewickelt und beglaubigt werden. Anders als bei staatlichen Währungen gibt es also keinen "Oberaufpasser".
Wer eine Kryptowährung besitzt, kann sie direkt verschicken und empfangen, ohne eine Bank zwischenzuschalten. Allerdings gibt es dann auch keine Bank, die Fehlbuchungen korrigieren oder ein neues Passwort zuschicken könnte. Wenn der Schlüssel (Code) zum eigenen Krypto-Depot weg ist, ist er weg.
Mittlerweile gibt es um die 10.000 verschiedene Kryptowährungen. Zu den größten zählen Bitcoin, Ether (Ethereum), Solana, XRP (Ripple) und Dogecoin.
Warum gibt es Kryptowährungen?
Kryptowährungen sind unter anderem als Reaktion auf die sich abzeichnende Finanzkrise ab 2007 entstanden. Damals haben die Notenbanken gigantische Geldbeträge erschaffen, um Banken und auch kriselnde Staaten finanziell über Wasser zu halten.
Die Erfinder der Kryptowährungen unterstellten den Zentralbanken, dass sie damit Kreditblasen finanzierten und Gefahr liefen, das Geld zu entwerten. Das Gegenprogramm sind Kryptowährungen als dezentrale Währung, geschaffen durch ein Netzwerk von Computern.
Doch blieben die Erfinder von Kryptowährungen selbst oft anonym und agieren unter Pseudonymen. Die Anhänger von Kryptowährungen wollen es Staaten unmöglich machen, auf das Geld zuzugreifen. Somit ist das Geld dem Einfluss politischer Interessen entzogen. Der Nebeneffekt ist ein rechtliches Vakuum: Gestohlene Bitcoins oder gar Geldwäsche entziehen sich den Gerichten.
Kritiker der Kryptowährungen nennen ein grundsätzlicheres Problem. Sie sehen im Bitcoin einen Versuch, demokratisch legitimierte Institutionen selbst zu untergraben.
Ursprung des Bitcoin
Im Oktober 2008 wurde das Whitepaper zum Bitcoin von Satoshi Nakamoto veröffentlicht. Wer hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto und damit dem Erfinder des Bitcoins steckt, ist bis heute nicht bekannt. Es könnte eine Einzelperson oder eine Gruppe sein. In diesem Whitepaper stellte Satoshi die Methode für den Bitcoin vor.
Wie funktioniert der Bitcoin? Was ist eine Blockchain?
Es gibt keine Zentralbank für Bitcoins, stattdessen werden alle Transaktionen als Datenblöcke in einem offenen digitalen "Kassenbuch" erfasst - in der sogenannten Blockchain.
Wenn Bitcoin transferiert werden, wird ein neu errechneter Block an die Kette der alten Rechenblöcke angehängt. Dieser neue Block enthält Informationen über alle vorhergehenden Blöcke. Damit soll verhindert werden, dass jemand Zahlungen nachträglich manipuliert.
Die Blockchain dokumentiert alle bisherigen Transaktionen. Kopien dieses Kassenbuchs liegen verteilt auf den vielen Tausend Rechnern, die am Bitcoin-Netzwerk teilnehmen.
Die Berechnung neuer Datenblöcke wird mit der Ausgabe neuer Bitcoins belohnt. Die größten Chancen auf einen Bitcoin haben dabei die Teilnehmer, die am meisten Rechenzeit in die Lösung bestimmter Rechenaufgaben investiert haben. Für diese "Miner" ist das durchaus lukrativ. Sie werden mit 3,125 Bitcoins belohnt – bei einem Stand des Bitcoins von 100.000 Euro sind das 312.500 Euro.
Dieses Ausgabeverfahren ist verantwortlich für den enormen Energieverbrauch, den das "Schürfen" oder Mining neuer Bitcoins verursacht. Die nötigen Investitionen können sich nur noch wenige große Mining-Pools leisten.
Warum ist der Bitcoin beliebt?
Der Hauptgrund dürfte die Lust an der Spekulation sein. Der Preis des Bitcoin steigt immer mal wieder stark – und fällt dann auch oft sehr stark. Dabei sind Prominente wie der Tesla-Gründer Elon Musk und der ehemalige und designierte US-Präsident Donald Trump treibende Kräfte.
Deregulierungspläne und kryptofreundliche Kommentare erzeugen bei einigen Anlegern offenbar FOMO - Fear of missing out, die Angst, etwas zu verpassen. Zu Preisanstiegen führte auch, dass der Onlinebezahldienst Paypal partiell Transaktionen in Bitcoins erlaubt.
Digitale Alternative zu Gold
Zugleich vermutet man, dass manche Anleger während der vergangenen Niedrigzinsphase im Bitcoin durchaus eine Möglichkeit gesehen haben, ihre Geldanlage breiter zu streuen. Der Wirtschaftswissenschaftler Philipp Sandner sieht im Bitcoin die Möglichkeit, dass sich diese
Kryptowährung zu einer digitalen Variante von Gold
entwickelt. Es sei weniger ein Zahlungsmittel für den Alltag als eine Möglichkeit – wie beim Gold – einen Wert aufzubewahren, so der Wirtschaftswissenschaftler.
Die Geldmenge wurde vom Erfinder Satoshi Nakamoto auf insgesamt 21 Millionen Münzen begrenzt. Im Dezember 2024 sind davon knapp 20 Millionen „geschürft“. Dadurch könne die Angebotsmenge nicht unbeschränkt nach oben gefahren werden und sich so beim Bitcoin „ein gewisser Wert entfalten“, so Sandner. Diese herausstechende Funktion des Bitcoins diene dazu, sich potenziell vor Inflation zu schützen. Das spricht Menschen an, die Zentralbanken unterstellen, sie wollten den Wert des Geldes aufweichen.
Krypto-Coins als unabhängige Währung
Neben der Funktion der Wertaufbewahrung habe der Bitcoin eine weitere herausstechende Funktion: "Der Bitcoin erlaubt den Besitz von Wert, den Transport von Wert und auch den Transfer von Wert in einer Weise, die niemand einem untersagen kann", erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Sandner.
Diese Eigenschaft könne in Deutschland mit stabilem Banken- und Staatssystem kaum wertgeschätzt werden. In Ländern, in denen das Vertrauen in die Heimatwährung gering ist, sind Bitcoin beliebt. In Nigeria, Vietnam oder der Türkei ist der Bitcoin stark verbreitet.
Wie und was kann man mit Bitcoin bezahlen?
Online-Börsen oder -Marktplätze bieten Kryptowährungen gegen Euro an. Eine weitverbreitete Aufbewahrung von Bitcoins ist die digitale "Wallet" (Geldbörse); man kann sie als App aufs Handy laden. Um die Wallet zu öffnen, braucht man einen persönlichen Schlüssel (Code). Den kann man sich auch ausdrucken und in den Safe legen.
Wer aber den Schlüssel verliert oder verlegt, kann nie mehr auf seine Bitcoins zugreifen.
Denn durch das dezentrale System steht hinter dem Bitcoin keine Bank, die man um einen neuen PIN-Code bitten könnte.
Was man mit Bitcoin bezahlen kann, ist eine andere Frage. Im Darknet sind es unter anderem Waffen und Drogen - im Alltag weniger. Der Kurs des Bitcoins schwankt stark: "Das ist eine Achterbahnfahrt", sagt der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Das heißt, wer eine Pizza mit Bitcoin bestellt, kann nur schwer kalkulieren, wie viel sie kostet.
Für den Volkswirt Krämer ist eine Kryptowährung wie der Bitcoin als Zahlungsmittel nicht geeignet. Hinzukommt, dass eine einzige Bezahlung hohe Rechenleistungen erfordert und mehr Zeit in Anspruch nimmt als eine EC-Karten-Zahlung im Laden - nämlich bis zu einer Stunde. Außerdem sind Überweisungen über Banken und Bezahldienste häufig auch günstiger.
Doch akzeptiert Paypal in den USA inzwischen Bitcoin als Zahlungsmittel, auch gibt es in Großstädten Läden, die das tun. Seit Juni 2021 ist in El Salvador der Bitcoin neben dem US-Dollar offizielles Zahlungsmittel. Die Zentralafrikanische Republik experimentiert seit 2022 mit Kryptowährungen als Landeswährung.
Wer sind die Gewinner beim Bitcoin?
Die Gewinner sind Spekulanten und Händler. Viele sind durch den Hype reich geworden. Das zieht wiederum neue Investoren an. Da man im "echten Leben" wenig mit Bitcoin kaufen kann, ist die eigentliche Motivation für Einsteiger eine Wette auf die Zukunft. Sie kaufen in der Erwartung, dass der Kurs steigt und jemand anderes ihnen die virtuelle Münze zum höheren Kurs wieder abkauft.
Das ist besonders gut für die, die früh Bitcoins geschürft oder gekauft haben. Sie haben von den heftigen Preissprüngen am meisten profitiert.
Manche werfen dem Bitcoin deshalb vor, er sei ein Schneeballsystem ("Ponzi scheme"), ein Betrugssystem, in dem Besitzer von Bitcoins immer den "next greater fool" suchen, den nächsten Deppen, der ihnen ihre Münzen für noch mehr Geld abkauft.
Richtig ist: Der Bitcoin ist höchst spekulativ. Früheinsteiger haben tendenziell eher davon profitiert als spätere Investoren. Der Begriff "Schneeballsystem" führt allerdings in die Irre. Er suggeriert, Kryptowährungen wie der Bitcoin seien in einer betrügerischen Absicht geschaffen worden. Das stimmt so nicht.
Bezahlen nur Kriminelle mit Kryptowährungen?
Kryptowährungen sind im Darknet besonders beliebt, weil viele Zahlungen anonymisiert erfolgen können. Das bietet Raum für Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung oder Online-Erpressungen mit sogenannter Ransomware. Die EU-Kommission nimmt deshalb in ihrem Programm zur Bekämpfung der Geldwäsche auch Kryptogeschäfte in den Fokus. Sie sollen künftig stärker reguliert werden.
Der Bitcoin hat einen Nachteil für Kriminelle: Die Transaktionen hinterlassen eine sichtbare Spur in der Blockchain. Darin wird de facto jeder Handel dokumentiert und ist nachträglich auch nicht mehr löschbar.
Außerdem sind häufig die Daten in der Blockchain auch mit anderen Informationen verknüpft, sodass man sich die Identität vieler Akteure doch zusammenreimen kann. Es sei sehr schwierig, Transaktionen "wirklich total anonym zu machen", sagt der
Landesbeauftragte für den Datenschutz in Schleswig-Holstein, Marit Hansen
.
Deshalb scheinen sich sogenannte „Privacy Coins“ wie „Monero“ als Ausweichzahlungsmittel für Kriminelle zu etablieren. Sie verschleiern sowohl Sender und Empfänger als auch die Geldmenge, die zwischen beiden geflossen ist.
Sind Bitcoins umweltschädlich?
Ja, denn beim Schürfen wird enorm viel Energie verbraucht. Forscher der Universität Cambridge haben ausgerechnet, dass das Schürfen von Bitcoin jährlich 120 bis 260 Terawattstunden verbraucht – Tendenz steigend. Damit würde der Bitcoin schon im unteren Bereich der Schätzung mehr Energie verbrauchen als alle Niederländer zusammen. Konservativere Schätzungen gehen von 80 Terawattstunden pro Jahr aus.
Der Energiebedarf des Bitcoins liegt daran, dass Computer überall in der Welt daran arbeiten (und darum konkurrieren), wer als erster den nächsten Block für die Blockchain errechnet. Es dauert immer länger, neue Münzen zu berechnen – und damit steigt auch der Energieverbrauch.
Das Problem mit dem Stromverbrauch
Inzwischen halten fast nur noch Spezialprozessoren in großen Rechenzentren bei dieser Rechenleistung mit. Viele dieser sogenannten Mining-Farmen stehen in China, den USA oder Russland. Die aber nutzen nur partiell Strom aus Wasserkraft und viel Strom aus Kohlekraftwerken.
Laut Forschern aus Cambridge stammten in den Jahren 2020 und 2021 weniger als 40 Prozent der Energie für Bitcoin aus erneuerbaren Energien. Jüngere Schätzungen gehen von einem höheren Anteil aus.
In der Summe ist der Stromverbrauch ein Problem, stellt auch der Wirtschaftswissenschaftler Sandner fest. Doch es gebe Kryptowährungen, die energieeffizienter seien. Der Stromverbrauch der Blockchain Ethereum, auf der die Kryptowährung Ether verwaltet wird, konnte durch eine Veränderung der Software drastisch reduziert werden.
Ist der Bitcoin eine gute Geldanlage?
Der Bitcoin dümpelte jahrelang beim Wert von wenigen Cent. 2011 pendelte er sich bei einem Euro ein. Seither schwankt sein Wert stark: Mitte April 2021 hatte er einen Höchststand von mehr als 50.000 Euro erreicht. Zwei Monate später war es die Hälfte. Im Dezember 2024 überschritt der Bitcoin erstmals die Marke von 100.000 US-Dollar (ca. 95.000 Euro).
"Wer bei Kryptowährungen unterwegs ist, sprich bei Bitcoin und Co., muss sich ohnehin auf Kurskapriolen gefasst machen", sagt der unabhängige Kryptowährungsanalyst Timo Emden. "Das hat die Vergangenheit schon öfter gezeigt." Denn Kryptowährungen steht kein realer Wert entgegen. Ihr Preis oder Kurs an den Handelsbörsen richtet sich allein nach Angebot und Nachfrage.
Nicht abzusehen ist, welche Kryptowährungen wieder vom Markt verschwinden werden bzw. welche eine Zukunft haben. Sollte eine andere Währung die Zukunft bestimmen, droht auch beim Bitcoin der Kursverfall.
Die Kurse können auch aus politischen Gründen stark fallen, wenn etwa Staaten den Handel mit Kryptowährungen verbieten (wie China oder Marokko). Experten raten deswegen bei der Anlage in Kryptowährungen Risiken zu streuen, sich gründlich zu informieren und auch in verschiedene Kryptowährungen zu investieren.
Sandra Pfister, Mischa Ehrhardt, Brigite Scholtes, cp, ole