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Bitkom-Studie Jugendliche
Ein Leben ohne Smartphone ist kaum vorstellbar

Dass der Youtuber Rezo das Internet zu nutzen weiß, zeigte er kürzlich, als er vielen Parteien ihre Glaubwürdigkeit absprach. Wie sieht es generell mit den Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen in der digitalen Welt aus? Der Branchenverband Bitkom hat 900 junge Nutzer dazu befragt.

Von Andreas Herrler |
Schüler mit Smartphone
Schüler mit Smartphone (imago/PhotoAlto/Dinoco Greco)
Man muss gar nicht weit in die Vergangenheit blicken, um festzustellen, wie rasant Handy und Smartphone in den Alltag von Kindern vordringen. Fünf Jahre reichen. 2014 hat nur jedes fünfte Kind zwischen sechs und sieben Jahren ein Smartphone genutzt. Heute macht das mehr als jedes zweite. Und bei den etwas älteren Kindern ist das Handy quasi Pflicht, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
"Man sieht hier ganz klar, dass das Handy aus dem Leben der Jugendlichen nicht mehr wegzudenken ist. Wenn man sieht, dass nahezu hundert Prozent der Ab-Zwölfjährigen ein eigenes Handy haben oder Zugriff auf ein Handy haben, ist das eine Größenordnung, die vor einigen Jahren noch zehn, zwölf Punkte niedriger war."
Musik hören und Videos schauen
Aber was machen Kinder und Jugendliche mit dem Smartphone? Das Telefonieren, für das das Telefon eigentlich mal erfunden worden ist, ist jedenfalls nicht die Hauptbeschäftigung.
"Mit 88 Prozent Musikhören und mit 87 Prozent Videos anschauen sind das die Themen, die die Jugendlichen eigentlich am meisten mit ihren Handys machen."
Und so sagen 56 Prozent der Jugendlichen: Ein Leben ohne Smartphone kann ich mir nicht mehr vorstellen - allein schon, um auf diversen Social-Media-Plattformen unterwegs zu sein. Deren Nutzung ändert sich je nach Altersgruppe.
Sind zehn- bis elfjährige Kinder noch am ehesten auf der Videoplattform TikTok unterwegs, wird ab dem zwölften Lebensjahr Instagram viel beliebter. Ältere Jugendliche nutzen am ehesten Facebook, Twitter spielt dagegen kaum eine Rolle.
Online für Schule oder Ausbildung lernen
Und ganz egal ob mit Smartphone, Tablet oder Computer: Ab zwölf Jahren ist fast jeder online. Und zwar nicht nur, um Videos zu gucken oder mit Freunden zu chatten. 72 Prozent der 16- bis 18-Jährigen nutzen das Internet, um sich für Schule oder Ausbildung zu informieren. Bloß: Im Schulunterricht kommen Smartphones und Internet kaum vor. Ein krasser Widerspruch, sagt der Bitkom-Präsident.
"Ich finde es völlig falsch, dass man ein selbstverständliches Medium, wo sich die Schüler tagtäglich mit beschäftigen und auch informieren, komplett aus dem Unterricht verbannt, anstatt es aktiv zu nutzen, aktiv die Schüler und die Jugendlichen anzulernen, wie man damit umgehen kann. Das komplett aus den Schulen zu verbannen, halte ich für falsch, und es wird auch nicht funktionieren."
Mit persönlichen Informationen geizen
Doch obwohl die Schüler im Unterricht seiner Meinung nach zu wenig digitale Kompetenz vermittelt bekommen, sind sie im Internet verantwortungsvoller als noch vor einigen Jahren. Zwei Drittel der Jugendlichen achten mittlerweile darauf, welche Informationen sie über sich selbst ins Internet stellen:
"Also, da gibt es eine gewisse Sensibilität für Informationen. Mittlerweile hat man auch die Erfahrung gemacht, dass nichts verschwindet, was man jemals ins Internet gestellt hat."
Hier aber sei es auch Aufgabe der Eltern, mit den Kindern über Gefahren und Erfahrungen im Internet zu sprechen.