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BKA und Online-Kriminalität
Schritthalten mit dem Darknet

Das Bundeskriminalamt nimmt in seinem Kampf gegen Cyber-Kriminalität zunehmend das Darknet ins Visier. Laut BKA-Präsident Holger Münch gibt es zurzeit mehr als 80 Verfahren wegen möglichen Waffen- und Sprengstoffhandels. Münch betonte jedoch auch die Bedeutung des verborgenen Internet-Bereichs für die Kommunikation von Dissidenten.

    Symbolfoto zum Thema Internetkriminalität: eine Hand vor einem Computer-Monitor
    Das Bundeskriminalamt (BKA) will seinen Kampf gegen den illegalen Handel mit Falschgeld, Drogen und Waffen im Internet verschärfen. (imago / epd / Annette Zoepf)
    Münch sagte auf einer Pressekonferenz in Wiesbaden, das BKA sei seit Ende 2013 im Darknet unterwegs. Münch betonte, es sei wichtig, dass die Strafverfolgungsbehörden mit der Entwicklung in dem verborgenen und verschlüsselten Teil des Internets Schritt halten könnten - sowohl technisch als auch personell. Durch die fortschreitende Digitalisierung würden die mit dem Darknet verbundenen Probleme in Zukunft nicht geringer. Alle Daten und Informationen des BKA können online nachgelesen werden.
    Der Attentäter von München hatte sich im Darknet eine ehemalige Theaterpistole besorgt, die wieder schussfähig gemacht wurde. Münch sagte in diesem Zusammenhang, zum Glück gebe es im Darknet Waffen nicht in der Menge, wie es etwa bei illegalen Betäubungsmitteln oder Falschgeld der Fall sei. Außerdem gebe es eine relativ hohe Zahl von Betrügern, die den Verkauf von Waffen nur antäuschten.
    Bedeutung des Darknets für NGOs und Dissidenten
    Der BKA-Präsident sagte, er teile die Auffassung des Chaos Computer Clubs, dass das Darknet aber auch für die Kommunikation von Dissidenten wichtig sei. Auch der Journalist und Autor Alexander Krützfeldt hatte im DLF-Interview die Bedeutung von Software betont, die es möglich macht, in dem exklusiven Teil des Internets anonym zu surfen. Die Anonymität sei wichtig für Dissidenten, Nichtregierungsorganisationen und Reporter.
    Aber in welchem Verhältnis stehen legale und illegale Aktivitäten im Darknet zueinander? Georg Ungefuk von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main vermochte dies im Gespräch mit dem DLF nicht zu sagen. "Es gibt keine statistischen Zahlen." Der Grund: Dieser Bereich des Internet liege nun einmal im Dunkeln und sei nur schwer auszuwerten.
    Zahl aller Internet-Straftaten laut BKA leicht rückläufig
    Münch nahm auch Stellung zur Internetkriminalität insgesamt - also auch zu der im für alle zugänglichen Bereich des World Wide Web. 2015 seien mehr als 45.000 Fälle von Internetkriminalität in Deutschland gezählt worden, teilte das BKA mit. Das seien 8,3 Prozent weniger als noch 2014. In mehr als der Hälfte der Fälle sei es um Computerbetrug beispielsweise durch Phishing gegangen. In fast 10.000 Fällen seien Daten ausgespäht und abgefangen worden. Diese würden in der Regel von den Tätern zum Kauf angeboten und dann missbräuchlich verwendet.
    Das BKA registrierte zudem mehr als 7.000 Straftaten im Bereich Fälschung und Täuschung im Rechtsverkehr. Das geschieht laut BKA unter anderem durch die Zusendung von E-Mails unter Vorspielung realer Identitäten oder Firmen. Ziel ist es, Kreditkartendaten oder Account-Informationen zu erhalten.
    Auf den allerersten Blick könnte man glauben, dass die Aufklärungsquote besser geworden ist. Viele der Taten, die begangen werden im digitalen raum sind nicht automatisch im zustädnigketibereich des bka. sehr viele grenzüberschreitende delikte dabei. am ende muss man sagen, diese Zahlen sind etwas undurchsichtig.
    Keine belastbaren Aussagen über Schäden
    Der Schaden liege bei mehr als 40 Millionen Euro - das seien allerdings nur die Summen bei den Delikten Computerbetrug sowie Betrug mit Zugangsberechtigungen zu Kommunikationsdiensten. Wegen der hohen Dunkelziffer gebe es aber keine belastbaren Aussagen zum tatsächlichen finanziellen Schaden, betonten die Ermittler.
    Etwa ein Drittel der Straftaten sei aufgeklärt worden, hieß es. Das seien 3,4 Prozentpunkte mehr als 2014. Allerdings betonte das BKA: "Die polizeilichen Statistiken können lediglich einen kleinen Ausschnitt der tatsächlichen Dimension abbilden." Behördenchef Holger Münch sagte, die Täter gingen dabei dezentral vor, oft als einzelne, aber auch in Gruppen, die sich wieder trennten.
    DLF-Berlin-Korrespondent Falk Steiner berichtet, dass viele Taten im digitalen Raum nicht automatisch im Zuständigkeitsbereich des BKA liegen. So seien unter den Fällen auch viele grenzüberschreitende Vergehen. "Am Ende muss man sagen, diese Zahlen sind etwas undurchsichtig", so die Einschätzung unseres Korrespondenten.
    "Keine rückläufige Gefährdung"
    Trotz rückläufiger Fallzahlen könne nicht auf eine rückläufige Gefährdung geschlossen werden, betonte Münch. "Ermittlungsergebnisse deuten zudem darauf hin, dass Täter sich zunehmend professionalisieren, indem sie ihre Vorgehensweise ständig verfeinern und aktuellen Gegebenheiten anpassen."
    (hba/fwa/tj/jcs)